Neviges. In Velbert-Neviges startet die Sanierung Schloss Hardenberg. Wann sich die Pforten öffnen und warum die Arbeiten 13,4 Millionen Euro kosten.
Auf diese Nachricht haben in Velbert viele gewartet: Am Schloss Hardenberg , das 20 Jahre nicht zugänglich war, fällt der Startschuss zur Sanierung. „Lange haben wir darauf hingefiebert, dass es endlich los gehen kann. Und ich bin glücklich, dass wir mit dem Herrenhaus beginnen und nicht mit dem Parkplatz“, sagt ein bestens gelaunter Bürgermeister Dirk Lukrafka bei der offiziellen Baustelleneröffnung. Als Ausstellungsgebäude wird das Herrenhaus das Herz des „Erlebniszentrums Natur“, zu dem auch das Mühlengebäude und die Grünanlagen gehören. Geplant war ursprünglich, dass die Technischen Betriebe Velbert (TBV) als erstes den holprigen Parkplatz herrichten – doch deren Entwurf missfiel dem Denkmalschutz.
Auch das alte Mühlengebäude in Velbert wird hergerichtet
Daher startet der erste Bauabschnitt, zu dem auch die Herrichtung des alten Mühlengebäudes als Restaurant gehört, jetzt mit dem Herrenhaus. Kosten: 13,4 Millionen Euro, gefördert von der „Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien“. Bis voraussichtlich Ende 2025, so Michael Lobe, Leiter Immobilienservice der Stadt, sollen die Rohbauarbeiten fertig sein, Anfang 2026 will man dann mit dem Anbau des neuen Treppenhauses beginnen und drinnen mit der Konzeption der Ausstellung „Wehrhafte Natur“. Hier stehe das grobe Konzept, man warte noch auf weitere Fördermittel, so Stephanie Jaß, bei der Stadt im Team Projektkoordination Schloss Hardenberg. Parallel startet Anfang 2026 die Sanierung des alten Mühlengebäudes. Im Sommer 2026 soll die Ausstellung im Herrenhaus eröffnet werden.
Durch die Kasematten sind in Velbert künftig Führungen möglich
Im zweiten Bauabschnitt ab 2026 werden die Grünanlagen rund ums Schloss hergerichtet, sie spielen beim „Erlebniszentrum Natur“ eine große Rolle, unter anderem soll es einen Wasserspielplatz und andere Attraktionen für Kinder geben. Und was ist mit den Kasematten, den unterirdischen Verbindungsgängen der mittelalterlichen Wehranlage, dieser großen Besonderheit des Schlosses? Sie waren im letzten Herbst einsturzgefährdet, mussten abgestützt werden. Es werde – im Rahmen der Ausstellung – wohl Führungen geben, für jeden frei zugänglich werden die Kasematten jedoch nicht sein, so Michael Lobe.
Viele Besonderheiten auf der spannenden Baustelle
Auch die Kasematten sind eine wichtiger Faktor dieser „spannenden Baustelle“: So dürfe man nicht einfach mit schweren Baufahrzeugen über das Gelände brettern. Und die Versorgungsleitungen, so Lobe weiter, würden vorsichtig unter den Wehrgängen durchgeschoben. Bloß nicht zerstören, was der Archäologe und renommierte Burgenforscher Joachim Zeune bei der Sanierung der mittelalterlichen Wehranlage einst als „Hochkaräter und Kleinod von nationalem Wert“ bezeichnet hat.
Als erstes wird der Keller wasserdicht gemacht
Doch zurück zum Herrenhaus, dessen Kellergeschoss als erstes abgedichtet wird. Dazu schichten die Arbeiter einen besonderer Ton direkt vor der Mauer im Schlossgraben auf. „Den haben nur bestimmte Firmen“, erklärte Architekt Frank Lohse vom Büro Lindner Lohse aus Dortmund, das spezialisiert ist auf die Sanierung denkmalgeschützter Bauten. In diesem Fall kam der Ton direkt aus der Nachbarschaft, von der Firma Rosenkranz aus Neviges. Er schützt nicht einfach nur einen Keller, so Lohse: „Das Untergeschoss wird voll genutzt, zum Beispiel als Garderoben-Bereich.“ Anschließend beginne man mit der Gewölbesanierung im Rittersaal.
Für jeden Raum individuelle Lösungen finden
Seit eineinhalb Jahren ist das Büro mit den Vorbereitungen der Sanierung beschäftigt – was immer mal wieder bei den Nevigesern zu Nachfragen geführt hat nach dem Motto: Was machen die da eigentlich so lange, warum geht das nicht los? Auch für ein Spezialisten-Büro wie Linder Lohse ist das Herrenhaus, das in drei Abschnitten gebaut wurde – der erste stammt aus dem 15. Jahrhundert – eine riesige Herausforderung, wie Frank Lohse mit Blick auf die durch Stahlträger gestützten Decken anmerkt. „Jeder Raum ist völlig anders, aber wir finden für jede Ecke eine individuelle Lösung.“ Immer in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Velbert, wie Denkmalschützerin Lea Holota-Fernau bestätigt.
Ein Sammelsurium an Stilrichtungen
In jedem Raum stelle man sich die Fragen: „Was will ich lassen, was soll man sehen, was soll hervorgehoben werden?“ Der Ansatz sei prinzipiell: „Alles erhalten, was erhaltenswert ist.“ Und Michael Lobe wirft ein: „Wir haben schon mal zwei bis drei Stunden über einen Balken diskutiert. Soll der weg, sollen wir ihn lassen?“ Besonders in jenem Raum, der später das „Entrée der Ausstellung wird, zeigt sich, warum das Herrenhaus eine besondere Herausforderung ist – denn es wurde über Jahrhunderte ständig anders genutzt, ständig erneuert – nur eben nicht nach Maßstäben des Denkmalschutzes.
Historische Bruchstein-Mauer und weiße Kacheln
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„Wir haben hier diese wunderbare Bruchstein-Mauer und da vorne die weißen Fliesen einer früheren Kantine“, sagt Lohe und zeigt auf die Kachelwand aus den 50er Jahren. Auf die Jahrhunderte alten, zum Teil gut erhaltenen Eichenbalken macht der Beigeordnete Jörg Ostermann aufmerksam. „Bei den Holzbalken hier konnte man nachweisen, dass der Baum 1496 gefällt wurde“, sagt Holota-Fernau. Und wie bei jedem historischen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude gebe es auch beim Herrenhaus zwei Herausforderungen: Brandschutz und Barrierefreiheit.
„Eine große Herausforderung, die Freude macht“
Letztere schafft das Architektenteam von Lohse Lindner durch den bewusst modern gehaltenen Anbau an der Nordseite des Schlosses, den viele Nevigeser unpassend finden; auch bei seiner Vorstellung im Bezirksausschuss gab es zum Entwurf Diskussionen. „Der Neubau hat eine eigene Formensprache, um sich bewusst vom Schloss abzusetzen“, bekräftigt Frank Lohse noch einmal. Und es habe keinen anderen sinnvollen Platz gegeben als an der Nordseite, da die Stockwerke hier versetzt sind – noch so eine besondere Eigenart dieses „spannenenden Projektes“, so Lohse. „Das alles ist eine große Herausforderung, und es macht Freude. Und ich habe Mitarbeiter, die Spaß daran haben.“
>>>Malspaß für Kinder
Für Kinder hat die Stadt Velbert am Bauzaun vor dem Herrenhaus in einem Glaskasten Ausmalbögen ausgelegt. Jedes Kind kann darauf nach Lust und Laune sein Schloss gestalten.
Die Bilder können per Mail verschickt werden: stadtentwicklung@velbert.de oder per Post: Stadt Velbert, Abt 3.3, Thomasstraße1, 42551 Velbert (Mit Vermerk „Schloss Hardenberg“. Man kann sie aber auch einfach behalten