Neviges. . Rund 100 Bürger verschafften sich bei einer Baustellen-Führung einen Überblick über die Sanierung der mittelalterlichen Wehranlage am Schloss Hardenberg in Neviges.
Sie kamen mit Foto-Apparaten und Notizbüchern, streichelten ehrfurchtsvoll über Jahrhunderte alte Steinwände, stiegen vorsichtig über hohe Klippen. Und hörten staunend, dass sich direkt vor ihrer Haustür „ein absolutes Highlight, ein Kleinod von nationalem Wert“ befindet, wie der Archäologe und international bekannte Burgenforscher Dr. Joachim Zeune immer wieder betont. Rund 100 Bürger kamen auf Einladung des „Vereins der Freunde und Förderer des Kulturensembles Schloss Hardenberg“, zum Schloss, um sich unter fachkundiger Führung die Sanierung der mittelalterlichen Wehranlage anzuschauen.
Und nicht nur das: Sie waren auch die ersten, die ausnahmsweise durch eine der vier Kasematten gehen durften: Erst am Vormittag war der unterirdische Gang freigegeben worden, Zutritt hat dort im Moment noch nur das Archäologen-Team. „Ich war 2005 zum ersten Mal hier in Neviges und habe sofort gesehen: Das Aufregende ist nicht das Schloss, sondern die Wehranlagen.“ Dr. Joachim Zeune ist sicher, dass es ein solch komplexes Zeugnis einer mittelalterlichen Verteidigungsanlage „kein zweites Mal in Deutschland gibt.“
Worte, die nicht nur den Nevigeser Hans-Jürgen Weber tief beeindruckten: „Hier haben wir als Kinder Ende der 50er Jahre immer gespielt, in eine der Schießscharten hinten am Teich, da sind wir manchmal hineingekrochen.“ Die Führung , die auch Björn Dröscher, Abteilungsleiter Bau- und Projektmanagement beim Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert sowie Fledermaus-Experte Frank Todt vom Naturschutzbund begleiteten, fand Hans-Jürgen Weber „sehr informativ und vor allem verständlich.“ Überhaupt sei es toll, „dass hier jetzt etwas passiert“.
Ein derartiges kulturhistorisches Kleinod direkt vor der Haustür, das erstaunt auch Claudia Schlotterbeck und Gerd Rocholz. „Das hätten wir nie gedacht. Schön, dass auch die ortansässige Firma Rosenkranz beteiligt ist.“ Neben diesem auf Garten- und Landschaftsbau spezialisierten Unternehmen ist eine Baufirma aus Erfurt vor Ort, die bundesweit denkmalgeschützte, historische Gebäude behutsam saniert. Kosten: Rund 1,5 Millionen Euro, Unterstützung gibt es von Bund und Land.
Ja, die Nevigeser sind stolz auf ihr Schloss , stolz auf diese Verteidigungsanlage. „Von wegen, hier wird Geld herausgeworfen. Ist doch toll, dass wir hier so etwas haben, und dass die das jetzt für uns zugänglich machen. Und schön, dass so viele Leute hier sind“, freut sich Margret Hilzensauer. Ehemann Franz bekam gerade in den Kasematten gar eine „richtige Gänsehaut“.
Wie die Sanierung der 1354 urkundlich erstmals erwähnten Verteidigungsanlage genau vor sich geht, konnte sich auch Brigitte Wedler bis dahin nicht vorstellen. „Sehr eindrucksvoll, was hier passiert.“ Worte, die auch Schlossfördervereins-Vorsitzender Dr. Peter Egen am Ende der bestens besuchten Führung gern hörte.