Neviges. Im Schloss Hardenberg dreht sich bald alles um die Natur: Die Stadt stellt das Nutzungskonzept vor, das in dieser Art bundesweit einmalig sei.

„Die Natur allein ist unendlich reich und sie allein bildet den großen Künstler.“ Dieses Zitat Johann Wolfgang Goethes steht zu Beginn der Ausführungen zum Nutzungskonzept Schloss Hardenberg, das die Verwaltung am 24. September im Bezirksausschuss vorstellt. Es sei eine Kunst, die Natur mit all ihrem Reichtum „würdevoll künstlerisch darzustellen“, so heißt es weiter. Möglich werden soll dies ab 2024 im „Schloss Hardenberg. Erlebniszentrum im Naturraum Neanderland.“ Insgesamt belaufen sich die Kosten auf ca 8,9 Millionen, der Bund beteiligt sich bisher mit einem Zuschuss in Höhe von 4,2 Millionen Euro. Damit die Finanzierung zustande kommt, sind weitere Förderanträge nötig.

Kasematten werden fertig saniert

Ein oder zwei der vier Wehrtürme sollen als Ausstellungsfläche genutzt werden.
Ein oder zwei der vier Wehrtürme sollen als Ausstellungsfläche genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zum Konzept: Familien, Wanderer, Radfahrer, sie alle sollen Lust auf einen Ausflug nach Neviges bekommen: Dabei legt die Stadt bei ihren Planungen Wert darauf, das Schlossgelände nicht etwa als Freizeitpark umzumodeln. Vielmehr soll das herausgestellt werden, was das Schloss einzigartig macht: So werden die Kasematten fertig saniert, damit sie während der Sommerzeit, wenn hier keine Fledermäuse nisten, gefahrlos begehbar sind. Es soll Licht geben und ein Treppengeländer. Um Führungen zu organisieren, sucht die Stadt noch Netzwerkpartner. In ein oder zwei Wehrtürmen soll es Ausstellungen zur Geschichte des Schlosses geben. Den Einrichtungen, die die Türme zurzeit nutzen, zum Beispiel die Landjugend und Pfadfinder, werden alternative Räume für die Jugendarbeit angeboten. Der renommierte Burgenforscher Dr. Joachim Zeune hatte die mittelalterliche Wehranlage einst begeistert als „Juwel“ bezeichnet – und das will die Stadt auf jeden Fall nutzen.

Heiraten im Rittersaal

Ausschuss tagte sechs Mal

Die Verwaltung wurde 2017 mit der Nutzungskonzeption beauftragt. Zu diesem Zweck wurde ein „Ausschuss Schloss Hardenberg“ als Unterausschuss des Umwelt- und Planungsausschusses gegründet, der sechs Mal in nicht öffentlicher Sitzung tagte.

Neben Vertretern aller Ratsparteien nahmen beratend daran teil: Vertreter des Schlossfördervereins sowie des Bergischen Geschichtsvereins. Die Stadt fragte in einer Online-Umfrage auch Bürger nach ihren Wünschen.

Zum Herrenhaus: Auch im „Rittersaal“ soll man, neben der Vorburg, künftig heiraten können. Im Erdgeschoss ist ein Informationszentrum rund um das Thema Neanderlandsteig geplant, Radfahrer und Wanderer sollen sich unter anderem über geeignete Strecken informieren können. Als Projektpartner möchte die Stadt den Kreis Mettmann gewinnen, erste positive Gespräche seien bereits gelaufen. Im großen Saal des ersten Obergeschosses und im Westflügel soll es dann richtig spannend werden. Die Erlebniswelt „Du bist Natur“ soll Familien und insbesondere jungen Besuchern die „Bedeutung von Natur im 21. Jahrhundert“ vermitteln, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Ohne wissenschaftlich zu wirken, will man hier darstellen, wie wichtig ein sorgsamer Umgang mit der Natur ist. Neben Führungen verschiedenster Art – etwa Schüler führen Schüler – wird verstärkt auf neue Medien gesetzt.

Kein vergleichbares Konzept in Deutschland

Mobile Apps sollen den Zugang zu Videos und Spielen erleichtern, durch Geocaching, eine moderne Form der Schnitzeljagd, sollen „Bezüge zwischen Innen- und Außenraum“ hergestellt werden. Auch von „Digital Storytelling“ ist die Rede, der Besucher bekommt spielerisch Wissenswertes vermittelt, das Ganze verbunden mit einer spannenden Geschichte. Die Ausstellungskonzeption müsse von Fachkräften begleitet werden, die kuratorische Leistung daher extern eingekauft werden, heißt es weiter in der Beschlussvorlage: „Das Konzept Erlebniswelt mit dem Schwerpunkt Natur weist einen hohen Innovationsgrad auf. Es gibt kein vergleichbares Konzept in Deutschland.“ Es gebe jedoch Formate, die Elemente davon enthielten – und die seien sehr erfolgreich.

Bio-Küche im Mühlenhaus

Für das Mühlengebäude ist im Konzept eine hochwertige Gastronomie geplant, also nicht Pommes mit Würstchen, sondern vorzugsweise Bio-Lebensmittel aus dem Windrather Tal. Frisch und saisonal, mit Produkten aus der Region, so laute die Empfehlung. Auch ein Biergarten sei vorstellbar. Die Gastronomie in der Vorburg dagegen wird nach den Plänen der Stadt aufgelöst. Das Kindertheater bleibt hier beheimatet, auch kann man die Räume weiterhin für Feste mieten. Weitere Planungen zum Außenbereich stehen in einer der nächsten Ausgaben. Über das Nutzungskonzept wird noch in zwei weiteren Ausschüssen sowie abschließend im Rat abgestimmt.