Neviges. Die Kasematten am Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges sind teilweise einsturzgefährdet. Fraglich ist, wann die Gänge abgestützt werden können.
Es ist eine Routine-Arbeit, in Auftrag gegeben von der Stadt Velbert. Eine „gezielte Vorab-Untersuchung“, so nennt Michael Lobe, Chef des Fachbereichs Immobilienservice der Stadt Velbert, die Untersuchung des Bodens durch ein Archäologen-Team. „Bei jeder Baumaßnahme muss man eine Bestandsaufnahme machen, das ist ganz normal. Wir sind ja mitten in den Planungen für die Außenanlage“, so Lobe. Die Grünanlagen spielen eine großen Rolle, wenn das Schloss nebst Mühlengebäude zum „Erlebniszentrum Natur“ umgewandelt wird. Auf der Sitzung des Bezirksausschusses steht daher der „Masterplan für das Freianlagenkonzept“ auf der Tagesordnung. Jedoch: Absperrgitter rechts und links vor dem Herrenhaus verheißen nichts Gutes, was das Ergebnis der archäologischen Untersuchung betrifft.
Schäden an den Kasematten des Schlosses in Velbert-Neviges
„In der Nähe der Wehrtürme sind die Kasematten einsturzgefährdet“, bestätigt Archäologin Pia Meindl von der Kölner Firma „Ibeling“. Die Grabungsleiterin der viertägigen Bodenuntersuchung und ihre Kollegin wurden unterstützt von dem Velberter Rolf Knop, einem der Ehrenamtler des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland. „Vor dem Gebäude haben wir die Kasematten frei gelegt, im allgemeinen sind sie in gutem Zustand. Problematisch sind allerdings die äußeren Schichten hin zu den Wehrtürmen. Da muss man noch mal von unten ran“, sagt Pia Meindl und fügt hinzu, dass die Stadt ihre Planungen eventuell verändern müsse. „Es kann auch sein, dass wir noch einmal kommen und dann begleitend vor Ort sind.“ Bei der viertägigen Untersuchung, deren Ergebnis die Absperrung zur Folge hat, habe es sich erst einmal um eine „Sachstandsermittlung“ gehandelt, so die Expertin. „Vermutlich sind Abstützmaßnahmen erst im April möglich, wegen der Fledermäuse.“
Fledermäuse behindern die Arbeiten
Abstützen der Kasematten erst im April, sprich nach dem Winterschlaf der Fledermäuse, das ist für Michael Lobe allerdings der „worst case“, also der schlimmste anzunehmende Fall, wie er bei einem Gespräch am Schloss betont. Man wolle versuchen, in Absprache mit der unteren Landschaftsbehörde einen günstigen Moment abzupassen, um schon eher in die Kasematten zu gelangen. „Es wird geprüft, ob wirklich in allen vier Kasematten Fledermäuse sind.“ Die festgestellten Schäden dürfe man jetzt nicht dramatisieren: „Bei einer 500 Jahre alten Anlage muss man mit Überraschungen rechnen.“ Dieser Punkt sei einer von 999 anderen Punkten, die es bei den Planungen zu berücksichtigen gelte.
Kasematten gelten als Kleinod des Schlosses
Archäologin Pia Meindl und ihr Team haben nicht nur die Kasematten genau unter die Lupe genommen, sondern auch das weitere Umfeld. „Im Burggraben hinter dem Herrenhaus haben wir mehrere Verfüllungsschichten gefunden, im 19. Jahrhundert wurde ja der Burggraben verfüllt, das hatten wir so erwartet.“ Bis zu einer Tiefe von vier Metern habe man Schieferbruch, Backsteine und Mörtel gefunden. „Überraschend war da nichts“, so die 33-jährige Grabungsleiterin. Also keine weiteren schlechten Nachrichten. Bis eben auf die einzelnen Schäden an den Kasematten. Die allerdings gelten, wie die gesamte vor Jahren vor dem Verfall gerettete Wehranlage, als eigentliche Attraktion des Schlosses: Ein „Hochkaräter, ein Kleinod von nationalem Wert“, so hatte der renommierte Burgenforscher und auf das Mittelalter spezialisierte Archäologe Dr. Joachim Zeune die unterirdischen Gänge nebst Türmen bewertet. Eine solche Verteidigungsanlage gebe es kein zweites Mal in Deutschland.
Treppenanlage auf früherem Gärtnerei-Gelände
Mehr Inhalte aus Neviges und Tönisheide
- Warum auch im Winter alle Eismann Mario aus Velbert lieben
- Windkraft: Sollen Windräder auf einem Feld in Velbert gebaut werden?
- Weihnachtsmarkt: Das ist neu beim Hubbelsgasser Weihnachtsmarkt
- Konzert: Chor in Velbert wagt mutig das Risiko – das sind Reaktionen
- Met statt Glühwein bei der Velberter Mittelalter-Weihnacht
- Trecker kommen wieder: Die Strecke der großen Lichterfahrt
Weit weniger spektakulär, aber eventuell interessant für die Planungen der neuen Außenanlage könnte eine einst verschüttete und kürzlich frei gelegte Treppenanlage aus dem 19. Jahrhundert sein, die sich auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei befindet. „Das ist kein Bodendenkmal, die Treppe war ja nur von Erde verschüttet“, erläutert Lea Holota-Fernau, Denkmalpflegerin der Stadt Velbert. „Es ist noch nicht sicher, ob wir sie in die Planungen miteinbeziehen“, ergänzt Michael Lobe. Aus Sicht der Denkmalpflege gebe es zwei Möglichkeiten, so Lea Holota-Fernau. Man könne die Treppe entweder sanieren oder überschütten und als Fund sichern. Die Landschaftsarchitekten des Bochumer Büros „wbp“, die den Wettbewerb im Mai 2021 gewonnen haben, erläutern in der Sitzung des Bezirksausschusses ihr Konzept für die Außenanlagen.
>>>Geld vom Bund
Die Sanierung des Herrenhauses und des Mühlengebäudes wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit 4,164 Millionen Euro gefördert.
Alle weiteren Sanierungskosten trägt die Stadt Velbert. Im Herrenhaus soll 2024 mit den Arbeiten begonnen werden.
Für die Neugestaltung der Außenanlagen sind noch keine Fördergelder beantragt.