Langenberg. Die Moderatorin Steffi Neu hat in Velbert-Langenberg aus ihrem aktuellen Buch gelesen. Eingeladen hatte der Langenberger Buchhändler Peter Kape.

Leises Murmeln erfüllt den voll besetzten Saal im Alldiekunst-Haus. Das gemischte Publikum erwartet spannungsvoll den Abend, denn die beliebte WDR-Moderatorin Steffi Neu liest erstmalig aus ihrem Buch.

Annette und Uli aus Langenberg sind regelmäßige Gäste in dem Veranstaltungshaus – und hören die Moderatorin jeden Tag im Radio. „Sie ist fröhlich und schlagfertig. Man freut sich schon immer auf ihre Stimme, weil sie unkonventioneller redet,“ finden sie.

Geschichten übers Straucheln und wieder Aufstehen

Wenn aus einem Buch gelesen wird, muss es natürlich auch zu kaufen sein: Der Langenberger Buchhändler Peter Kape hatte die Moderatorin Steffi Neu mit ihrem Buch „Meine Mutmacher“ ins Alldiekunst-Haus nach Velbert-Langenberg eingeladen.
Wenn aus einem Buch gelesen wird, muss es natürlich auch zu kaufen sein: Der Langenberger Buchhändler Peter Kape hatte die Moderatorin Steffi Neu mit ihrem Buch „Meine Mutmacher“ ins Alldiekunst-Haus nach Velbert-Langenberg eingeladen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Peter Kape, der „Buchhändler von Langenberg“, organisierte bereits 2022 drei Lesungen – und nun eben diese. „Meine Mutmacher“ – so heißt das Buch von Steffi Neu – sind wahre Geschichten übers Straucheln und wieder Halt finden.

Die Autorin betritt in Jeans, rotem Shirt und schwarzem Jackett die Bühne und erzählt locker und flott. Mittwoch sei ihr Buch in die Geschäfte gekommen, und: Es sei einfach passiert, sie wollte gar keines schreiben. Zunächst gab es zwei Jahre einen Podcast.

Moderatorin reist zu Interviewpartnern

„Ich hatte das Bedürfnis mit Menschen zu sprechen, dass sie erzählen, was sie auf dem Herzen haben,“ erläutert die 50-Jährige. Deshalb fuhr sie durchs ganze Land zu ihnen nach Hause, um ihre Geschichten zu hören.

Sie nahm ihren Gesprächspartnerinnen und -partnern die Scheu und bekam Vertrauen geschenkt. Ging es um schwere Themen wie Tod und Krankheit, war danach eine kleine Pause fällig. Sie wollte, so erzählt es die Moderatorin, den Podcast eigentlich einfach nur abtippen. Dann sei der WDR dazu gekommen – und ein Buch entstand.

Zehn Themen ausgesucht

Zehn Themen suchte sie sich aus, sprach mit Ärzten und Therapeuten, sogar in einem Gefängnis rief sie an, um einem Heiratsschwindler auf die Schliche zu kommen. Das alles mache sie mit viel Freude und Dankbarkeit.

Seit 23 Jahren ist Steffi Neu – inzwischen als „Dienstälteste“ – bei WDR 2. „Das alte Pony in der Kurve“, wie sie witzelt. Vormittags zwei Wochen im Monat, samstags die „Steffi Neu Show“, Podcasts, nun Lesungen. Ihre Tochter mache jetzt Abitur und der Sohn studiere. Und ihr Hund sei gesund. Publikumslacher.

Sie wolle verschiedene Themen anreißen und ins Gespräch kommen. Die studierte Psychologin beschäftigte sich 2018 mit Seelsorge. Kommunikation und wie Menschen ticken, das sei ihr Ding. Mit einem Lächeln beende sie die Themen.

Jede Geschichte hat eine Botschaft

„’Meine Mutmacher’ ist kein trauriges Buch“, berichtet sie begeistert. Jede einzelne Geschichte habe eine Botschaft. Zum Beispiel Marianne. „Ich bin trockene Alkoholikerin und möchte dir davon erzählen“, liest die Autorin.

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Die Protagonistin wohnt bei Soest auf einem wunderschönen Bauernhof. Ihr Mann Klaus war auch beim Treffen. Es gab Zitronenlimonade. Alkohol gebe es nicht im Haus, auch nicht für Gäste. Mariannes Eltern hatten eine Wirtschaft, die Dorfkneipe. Marianne war eines von fünf Kindern. Zunächst versuchte sie erfolgreich, ihre Alkoholsucht vor ihrem zweiten Mann zu verbergen. Sie wusste, je mehr im Haus ist, desto mehr würde sie trinken.

Unterstützung geben statt fallen lassen

Die WDR Moderatorin Steffi Neu hat im Alldiekunst-Haus in Velbert-Langenberg aus ihrem Buch „Meine Mutmacher“ gelesen. Eingeladen hatte der Buchhändler Peter Kape.
Die WDR Moderatorin Steffi Neu hat im Alldiekunst-Haus in Velbert-Langenberg aus ihrem Buch „Meine Mutmacher“ gelesen. Eingeladen hatte der Buchhändler Peter Kape. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Alle im Dorf waren hinterher überrascht von ihrer Sucht, denn bei Schützenfesten sei sie die Fahrerin gewesen. „Marianne, ich werd dich nie verlassen, aber du machst alles kaputt“, erklärte ihr Mann schließlich. Da habe es bei ihr „klick“ gemacht. Auch zu den Kindern, die mit ihr brachen, gab es wieder Annäherung.

Es folgten mehrere Monate Therapie (in Bad Neuenahr) sowie ein Abschiedsbrief an den „Alkohol-Arschloch“. Seitdem ist sie glücklich trocken und Botschafterin gegen Alkoholismus. „Schubsen nicht schützen,“ findet die Moderatorin. Als Partner solle man aufdecken.

Thema Demenz stößt auf große Resonanz

Auf große Resonanz stieß das Thema Demenz, das jeden achten Deutschen betrifft. Guido, 54, Vater von drei Kindern. Seine Frau veränderte sich ganz plötzlich. Analphabetismus und Depression weitere wichtige Themen. „Sind die Menschen erst einmal durchs Leid gegangen, werden sie Mutmacher,“ findet Steffi Neu.

Erst danach sei dies möglich. Es helfe oft schon jemand, der einem zuhöre und wahrnähme. Viele Protagonisten hätten an Gott geglaubt. „Diese Menschen haben eine stärkere Resilienz,“ berichtet die frischgebackene Autorin. Sie wolle Humor, Freude und Demut vermitteln.

„Ehrlich und bodenständig. Toll,“ finden Annette und Uli. Peter Kape beschreibt das Buch so: mitfühlend und einfühlsam. Humorvoll und mit Herzenswärme. Und fast immer mit dem letzten Wort.

>>> Das ist Steffi Neu <<<

Steffi Neu ist Journalistin, Moderatorin und Autorin. Sie wurde 1971 in Kleve geboren und lebt bis heute mit ihrem Mann, zwei Kindern und Hund am Niederrhein.

Nach Studium und journalistischer Ausbildung beim WDR begann sie 1996 als Redakteurin und Moderatorin bei WDR 1Live, seit 2000 moderiert sie bei WDR 2.

Die Tour „Steffis Kneipenquiz“ ist in 2023 fast ausgebucht.

Peter Kape freut sich auch schon auf die kommende Lesung am 20. April, wieder im Alldiekunst-Haus mit Jörg Thadeusz aus „Steinhammer“, 18 Euro Eintritt.