Langenberg. Moderatorin Gisela Steinhauer präsentierte ihr neu erschienenes Buch „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ im Alldiekunst-Haus Langenberg.

Alles begann mit einer simplen Anfrage: Peter Kape wandte sich an den Verlag der WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer mit der Bitte, ob die nicht eine Lesung ihres Erstlings machen könnte. „Ich hab’ mich so über die Anfrage gefreut“, erzählte Gisela Steinhauer dann bei ihrem Auftritt im Alldiekunst-Haus.

Denn: Es ist ihre allererste Lesung ihres allerersten Buches. „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ heißt das und sie präsentiert es mit Charme und Witz – und stellt sich gleich auch den neugierigen Fragen von Buchhändler Peter Kape. Sie weicht auch persönlicheren Fragen aus dem Publikums nicht aus. Ein Profi halt. Man merkt, dass sie ihr Leben genießt, mit sich selbst „im Reinen“ ist und Spaß hat.

Nach der Lesung wird signiert

Buchhändler Peter Kape hatte die WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer eingeladen, um ihr erstes Buch „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ vorzustellen.
Buchhändler Peter Kape hatte die WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer eingeladen, um ihr erstes Buch „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ vorzustellen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Und auch die Zuhörer zeigen sich sichtlich begeistert – lauschen in gespannter Stille dem freien Plausch, der sich mit Leseteilen abwechselt. Das Alldiekunst-Haus ist gut besucht, jeder Platz besetzt. Im Nachgang sind natürlich die Bücher, samt Signierung, der frischgebackenen Autorin erhältlich. Die Leute stehen brav in der Schlange.

Zurück zur Lesung: Im bunten Kleid mit Kreismuster und einem Lächeln im Gesicht stellt sich Gisela Steinhauer der ersten Frage: Der Idee zum Buch. Man habe ein Überangebot im Supermarkt und oft die Qual der Wahl, holt sie aus.

Neugierig und offen

Menschen, die was gemacht haben und nach vorn gingen, ihr Leben in die Hand nahmen und aktiv waren, die hätten sie fasziniert. Das seien sehr schräge Menschen. Sie hätte das Buch geschrieben, um all diese Leute „mal zusammenzubringen“. Sie selbst sei inzwischen auch neugierig und offen, im Gegensatz zu früher, wo sie schnell urteilte. Bis sie merkte: „Warte mal ab und lern’ sie erstmal kennen, bevor du urteilst. Einfach mal die Klappe halten und zuhören. Und dann erst urteilen, wenn überhaupt.“

Keiner der Menschen aus ihrem Buch sei bekannt oder berühmt, erzählt die Autorin. Sie lernte sie während der Arbeit kennen. Für die Zeitschrift „Miss you“ war sie drei Jahre lang in der Welt unterwegs. Dabei lernte sie zum Beispiel Sir Hugo kennen, einen Schreiner, der nach Papua-Neuguinea auswanderte. Zunächst widmete er sich dort der Schweinezucht, baute Holzhäuser, wurde sogar ins Parlament gewählt und schließlich zum Ritter geschlagen. „Jeder kennt dort Sir Hugo,“ erzählt Gisela Steinhauer begeistert.

Getragen von Optimismus

Die Protagonisten in ihrem Buch „werden getragen von dem Optimismus, einen Neuanfang zu wagen“, erläuterte Gisela Steinhauer dem Publikum bei Alldiekunst.
Die Protagonisten in ihrem Buch „werden getragen von dem Optimismus, einen Neuanfang zu wagen“, erläuterte Gisela Steinhauer dem Publikum bei Alldiekunst. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Was verbindet denn die Protagonisten ihres Buches? Alle würden getragen von dem Optimismus, einen Neuanfang zu wagen: „Weil sie davon überzeugt waren, etwas zu können und dachten, es wird schon klappen“, sagt Gisela Steinhauer.

Und weiter: „Sie liefen nicht weg. Sie gaben die Verantwortung für ihr Leben nicht in die Hände anderer. Man kann scheitern und muss Hürden überwinden. Es ist nicht einfach, aber sie machten einfach weiter.“ Man brauche viel Durchhaltevermögen und müsse Durststrecken aushalten.

Kommandant und Schamane

Wie zum Beispiel Ulli Gottwald. „Ich dachte erst, der hat ‘ne Meise,“ erzählt sie. Er war U-Boot-Kommandant und wurde zum Schamanen. Das Gespräch war skurril, was erzählte der da von Seelenwelt? fragte sich die WDR-Moderatorin. „Aber mit welchem Recht kann ich jemandem übersinnliche Fähigkeiten absprechen,“ überlegte sie dann.

Die Leidenschaft fürs Zuhören, erzählt sie, habe sie gepackt, als sie klein war. Märchen-Schallplatten hörte sie ohne Ende. „Den Anfang von Pünktchen und Anton kann ich immer noch auswendig“, sagt sie und zitiert fehlerfrei, zur allgemeinen Belustigung des Publikums.

Zuhören statt reden

Sie höre lieber zu, als zu reden. Es sei schön, wenn Menschen „eine Haltung“ entwickelt hätten: „Menschen, die etwas mit sich anfangen können und einen ,geistigen Überbau’ haben, in welcher Form auch immer.“ Neuanfänge, sagt sie, „müssen nicht immer spektakulär sein,“ findet sie. Man solle nicht so viel meckern, sondern dankbar sein. „Oder etwas ändern.“ Jeder sei für sich selbst verantwortlich. „Think big.“

Aus der Vita

Gisela Steinhauer, geboren 1960, ist Moderatorin bei WDR 2 („Sonntagsfragen“), WDR 5 („Tischgespräch“) und bei Deutschlandfunk Kultur.Für ihre journalistische Arbeit wurde sie unter anderem mit dem Kurt-Magnus-Preis, Radio-Journal-Rundfunkpreis und dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Sie lebt in Köln und Berlin. Sie moderiert auch viel auf Kongressen.