Langenberg. Der Ex-Fußballprofi Neven Subotic war zu Gast im Alldiekunst-Haus in Langenberg. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gisela Steinhauer.
Der Fußball gibt und er nimmt, sagt man. Mal weinst du, mal lachst du, aber am Ende hält sich beides irgendwie die Waage. Das ist beruhigend, denn wo sonst im Leben gibt es solche Gewissheiten?
Neven Subotic, seines Zeichens ehemaliger Profi, serbischer Nationalspieler und zweimal Deutscher Meister mit Borussia Dortmund, hat der Sport erst einmal viel gegeben: Viel Geld. Genommen hat er ihm zu Beginn seiner Karriere: Die Klarheit, auf die Verrücktheit dieses Millionengeschäfts mit besonnenem Blick zu schauen. Davon hat er nun im Alldiekunst-Haus erzählt, im Gespräch mit der WDR-2-Moderatorin Gisela Steinhauer.
Als Subotic den Saal betritt, brandet Applaus auf. Die vielleicht 200 Gäste machen ihn nervös, das ist bei seinen ersten Worten deutlich zu spüren. Wer hätte das gedacht bei jemandem, der jedes zweite Wochenende vor 80.000 Menschen im Stadion und Millionen anderen an den Bildschirmen seinem Handwerk, seiner Kunst nachging?
Das ganze Geld machte ihn nicht glücklich
„Wenn ich einen Fehler mache, fange ich noch einmal von vorne an“, flüstert er ins Mikrofon, nachdem er sich beim Lesen aus seinem Buch „Alles geben“ ein wenig verhaspelt hat. In der Folge aber schüttelt Subotic die Nervosität einfach ab, es ist vielleicht, das müsste ihn einmal jemand fragen, wie die ersten zehn Minuten eines wichtigen Spiels: Die Kulisse beeindruckt, es gibt einiges zu verlieren – dann aber kommen Konzentration und Adrenalin und alles andere verblasst.
Jedenfalls: Subotic spricht über seine Kindheit (die Flucht mit seiner Familie während des Bosnienkriegs), die Entbehrungen seiner Eltern und den plötzlichen Lebenswandel, nachdem er die Unterschrift unter seine ersten Profiverträge gesetzt hatte.
„Ich kaufte mir zwei teure Audis auf einmal – und ein Haus“, sagt er und erzählt weiter von in Dubai angemieteten Sportwagen. Nach ein paar Jahren erst habe er gemerkt, dass ihn dieses Leben nicht befriedige. „Ich habe einfach immer mehr Sachen gekauft.“
Gedanken über soziale Fragen
Subotic beginnt – da ist er Mitte zwanzig –, sich über soziale Fragen Gedanken zu machen. Er lernt Menschen kennen, die Philosophie studieren und sich mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen. Und er merkt: Der Fußball – das ist eine riesige Blase außerhalb des echten Lebens.
Er gründet seine eigene Stiftung und widmet sein Handeln fortan den Menschen in Äthiopien. Mittlerweile haben seine Projekte dort 180.000 Leben verbessert. Den Fußball? Hat er an den Nagel gehängt.
Subotic ist erst 33 Jahre alt, referiert aber über den Kolonialismus und das Machtgefälle zwischen globalem Norden und Süden, als hätte er ein ganzes Professorenleben hinter sich. „Die Welt ist ungerecht und wir leben auf Kosten von anderen. Ich bitte alle, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir das ändern können. Was heißt es wirklich, alles zu geben?“
Der Fußball, das wissen Sie nun schon, nimmt. Aber mehr, als dass er nimmt, gibt er. Der Welt etwa solch bemerkenswerte Spieler wie Neven Subotic.
>>>INFOBOX
Die Lesung mit dem ehemaligen Verteidiger ist nur eine Veranstaltung in der von Buchhändler Peter Kape und dem Alldiekunst-Haus organisierten Reihe.
Karten und Informationen über die nächsten Termine gibt es online bei https://buchhandlung-kape.buchhandlung.de/ sowie in der Buchhandlung.