Velbert. Von wegen Verbrennen: In Velbert entsorgen CDU, SPD und Co. hunderte Wahlplakate. Welche Parteien auf das Recycling ihrer Müllberge setzen.

Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hängt am Dienstagmittag einsam in der Innenstadt von Velbert. Auch das Gesicht von Direktkandidat Marcel Stubbe (Bündnis C) erinnert noch an die zurückliegende Bundestagswahl, während hunderte anderer Wahlplakate schon wieder aus der Fußgängerzone und von den Straßen der Stadt verschwunden sind. Doch wohin eigentlich?

Sascha Schuh hat die Zahl der Wahlplakate auf Deutschland hochgerechnet, der Geschäftsführer der Bonner Recyclingfirma Ascon nennt acht bis zwölf Millionen Exemplare. 25 Prozent davon seien aus Pappe, sagt Schuh im Gespräch, die Tendenz leicht steigend. Der Großteil dagegen kommt als Hohlkammerplakat mit Kunststoff daher, genauer Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE).

Die Wahlplakate sind heiß begehrt – landen aber häufig im Feuer

Während also ein Viertel der Wahlwerbung je nach Beschichtung wiederverwertet oder vernichtet wird, wandern zwischen sechs und neun Millionen Kunststoff-Plakate sicher in die Müllverbrennungsanlage – wenn sie nicht von Firmen wie Ascon oder der Saarbrücker Druckerei Braun und Klein recycelt werden. Sowohl Schuh als auch sein Pendant Gerhard Klein reißen sich um das Material, dann nach der Sortierung, Reinigung und Zerkleinerung entsteht hochwertiges Mahlgut. Dieses Recyclat kommt dann etwa bei der Herstellung von Shampooflaschen zum Einsatz.

Um die Entsorgung der großflächigen Plakate in Velbert kümmern sich die Betreiber der Stellwände.
Um die Entsorgung der großflächigen Plakate in Velbert kümmern sich die Betreiber der Stellwände. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Schuh hofft auf 15 bis 20 Prozent Plakat-Rücklauf, sprich um die 1,5 Millionen Exemplare von allen demokratischen Parteien. Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in diesem Jahr hätten einen ähnlichen prozentualen Rücklauf beschert, sagt der Geschäftsführer. Während der Bonner Chef Centbeträge pro Plakat sowie eine Anfahrtsgebühr berechnet, versucht Gerhard Klein zum Nulltarif zu recyceln. „Das ist ein Nullsummenspiel, aber wir sind uns unserer Verantwortung als Familienunternehmen bewusst“, betont Klein.

Über Nachhaltigkeit sprechen ist das eine, danach handeln das andere. Wie halten es also die Parteien in Velbert mit ihren Müllbergen? Eine Übersicht:

Wahlplakate in Velbert: CDU lässt Exemplare einsammeln

Die CDU/CSU präsentierte ihre Inhalte und Direktkandidat Peter Beyer in diesem Jahr erstmals auf Plakaten mit Kunststoff, die danach recycelt werden, wie Beyer auf Anfrage mitteilte. 450 kamen im Stadtgebiet zum Einsatz, diese würden jetzt in der Geschäftsstelle gesammelt und von einem Dienstleister abgeholt, führte der Direktkandidat weiter aus. „Der Rücklauf ist bis kommende Woche möglich und wird gut angenommen.“

Die SPD entschied sich 2021 ebenfalls für eine Plakat-Premiere und schwenkte von Kunststoff komplett auf Pappe um. 250 Exemplare an 125 Laternen zeigten Olaf Scholz, Kerstin Griese und Co. kunststofffrei, entsprechend wandern die Plakate jetzt in die Altpapiertonne.

Die Sorgen, ob der Regen das Konterfei der Kandidaten durchweichen würde, bestätigten sich nicht, wie Vorsitz Rainer Hübinger erleichtert feststellte. „Das hätte ich nicht gedacht. Dafür haben wir das Mehr an Arbeit beim Anbringen in Kauf genommen.“

Pappe ist der neue Goldstandard

Auch die Grünen setzten auf Pappe und fingen sechs Wochen vor der Wahl an, ihren Sprung im Wahlkreis auf Platz drei vorzubereiten. Wind und Wetter ließen die 150 Plakate so nicht zu früh auf halb acht hängen, wie Andreas Kanschat aus dem Vorstand des Ortsverbands bemerkte.

Die FDP ist seit der letzten Landtagswahl auf den Papp-Geschmack gekommen und warb nach Angaben von Thorsten Hilgers mit 150 Plakaten für Inhalte und Kandidaten. Bei den Linken bestand die Wahlwerbung dagegen nur zum Teil aus Pappe, auch Hohlkammerplakate mit Kunststoff-Anteil kamen an gut 130 Standorten zum Einsatz.

„Wir haben darauf geachtet, dass das Material wiederverwertbar ist“, sagte Spitzenkandidatin Birgit Onori, beide Varianten landeten am Ende auf dem Wertstoffhof. Die AfD äußerte sich auf Anfrage nicht.

>> Frist von sieben Tagen zum Abhängen der Plakate

  • In Velbert müssen die Parteien ihre Werbung bis spätestens sieben Tage nach dem Urnengang von Laternen und Zäunen entfernen. „Geschieht dies nicht, werden die Parteien zunächst auf noch hängende Plakate hingewiesen, diese kurzfristig zu entfernen“, teilt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach mit.
  • Erst als letztes Mittel würde eine Entfernung durch Dritte vorgenommen, die Kosten dafür dann den Parteien in Rechnung gestellt. Hinweise zu noch nicht abgenommenen Plakaten nimmt die Straßenverkehrsbehörde unter karsten.kagel@velbert.de entgegen.

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