Kreis Mettmann. Soziale Gerechtigkeit ist Birgit Onori, Bundestagskandidatin der Linken, wichtig – aber auch, politische Themen nicht isoliert zu betrachten.

Kompromisse finden, das ist der rote Faden, der sich durch die politische Agenda von Birgit Onori zieht. Die Langenbergerin geht für die Partei „Die Linke“ ins Rennen um einen Sitz im Bundestag, sie kandidiert im Wahlkreis Mettmann II. Ihr Schwerpunkt sei zwar soziale Gerechtigkeit, „aber das ist ja weit gefasst“, sagt sie lachend.

Denn es greife so vieles Ineinander. „Nehmen Sie das Beispiel Klimaschutz“, beginnt die gelernte Krankenschwester zu erzählen. „Natürlich brauchen wir einen früheren Ausstieg aus der Kohle und dem Verbrennungsmotor.“ Auch die CO2-Steuer kann ein Regulierungselement sein.

Alternative Angebote machen

Über kurz oder lang müssen wir weg vom Verbrenner, sagt Birgit Onori. Dabei solle aber bedacht werden, dass manche Menschen einfach auf das Auto angewiesen sind, etwa im ländlichen Raum.
Über kurz oder lang müssen wir weg vom Verbrenner, sagt Birgit Onori. Dabei solle aber bedacht werden, dass manche Menschen einfach auf das Auto angewiesen sind, etwa im ländlichen Raum. © ZB | Stefan Sauer

„Dabei darf man aber die Leute nicht bestrafen, die nicht selber entscheiden können.“ Arbeitnehmer in ländlichen Gebieten etwa seien oft auf das Auto angewiesen. „Oder Mieter“, fährt Birgit Onori fort, „die können doch meist nicht mitentscheiden, welche Heizung der Vermieter einbaut.“

Außerdem müsse man ehrlich sein: „Ja, es werden Arbeitsplätze wegfallen.“ Dann müssten neue geschaffen werden – oder alternative Angebote wie Umschulungen bzw. Fortbildungen zur Verfügung stehen.

Gesundheit und Rente

Birgit Onori selbst kommt aus dem Gesundheitsbereich. „Seit 31 Jahren Krankenschwester und mit Lust bei der Sache“, sagt sie. Kein Wunder, dass ihr das Gesundheitssystem besonders am Herzen liegt. „Ich finde es ein Unding, dass das Geld, was ich als Krankenkassenbeitrag zahle, nicht komplett im System bleibt, sondern zum Teil an Aktionäre geht.“

Das Gleiche gelte für die Rente: „Ich wünsche mir eine Kasse, in die alle ausnahmslos einzahlen“, sagt die Langenbergerin. Aktuell sei es „kein Wunder, dass wir schlechte Systeme haben“, denn: „Die, die entscheiden, betrifft es ja nicht.“

Flexibler Renteneintritt

Der Renteneintritt müsse, geht es nach Birgit Onori, ebenfalls weniger starr behandelt werde: „Ich würde mir ein Fenster vorstellen: Renteneintritt abhängig von der Erschwernis des Berufs.“ Auch die Zeit, in der in die Rentenkasse eingezahlt wird, müsse berücksichtigt werden. „Und am Ende muss so viel dabei rum kommen, dass man vernünftig davon leben kann.“

Damit es aber überhaupt erst so weit kommt, gehört auch eine vernünftige (Aus-)Bildung dazu. „Die Anforderungen an junge Menschen werden immer höher, aber wir halten am dreigliedrigen Schulsystem fest“, sagt die Linken-Kandidatin.

Schulsystem reformieren

Reformen seien auch im Schulsystem nötig, findet Linken-Kandidatin Birgit Onori. Kinder müssten länger gemeinsam lernen, wünscht sie sich.
Reformen seien auch im Schulsystem nötig, findet Linken-Kandidatin Birgit Onori. Kinder müssten länger gemeinsam lernen, wünscht sie sich. © dpa | Ralf Hirschberger

„Nicht jeder kann Abi machen“, sagt sie, „aber hat dafür eher handwerkliche Talente. Das muss doch gefördert werden.“ Ob da das aktuelle Schulsystem zielführend sei? „Ich finde es besser, wenn die Kinder länger gemeinsam lernen.“ Schließlich entwickeln sich manche schneller, manche nicht ganz so schnell.

„In anderen Ländern sind die Kinder acht oder gar zehn Jahre zusammen, erst danach gibt es eine Teilung in den gymnasialen Zweig, der auf die Uni vorbereitet und einen eher handwerklich orientierten.“ Außerdem wünsche sie sich, dass es mehr Kooperationen zwischen Betrieben und Schulen gibt.

„Ein Praktikum ist doch zu wenig“, findet Birgit Onori. „Regelmäßige Schnuppertage wären gut.“ Denn dann würden die Schülerinnen und Schüler „die Vielfalt der einzelnen Berufe besser kennenlernen – auch die negativen Seiten.“

Junge Leute fördern

Als Beispiel nennt sie die Pflege: „Schichtdienst, Arbeit zu Zeiten, in denen die Freunde frei haben – das müssen die Jugendlichen auch sehen und kennenlernen.“ Und wer dann letztlich einen Ausbildungsberuf bekomme, müsse eine Perspektive bekommen.

„Die sachgrundlose Befristung ist ein Unding“, sagt sie in Bezug auf Arbeitsverträge. „Wer sich ein eigenständiges Leben aufbauen will, braucht Sicherheit.“ Denn: „Ohne festen Vertrag ist es schwierig, eine Wohnung zu bekommen. Auch die Banken finanzieren dann kaum irgendwelche Vorhaben.“

Damit, so die Linken-Kandidatin, „zementieren wir die Schere zwischen Wohlhabenden und weniger Wohlhabenden.“ Wer nämlich seine Kinder finanzieren kann, „schafft ihnen wesentlich bessere Voraussetzungen.“

Aus der Vita

Birgit Onori ist 53 Jahre alt und lebt seit 1988 zusammen mit ihrem Mann Reginaldo Onori und zweien ihrer vier Kinder in Langenberg.

Sie besuchte zunächst das Gymnasium Langenberg, dann das Nikolaus-Ehlen-Gymnasium, machte anschließend eine Ausbildung zur staatlich geprüften Krankenschwester.

Bereits seit zehn Jahren ist sie aktives Mitglied bei Verdi für berufspolitische Themen. Im September 2015 war sie Mitbegründerin der Bürgerinitiative für den Erhalt des Klinikum Niederbergs in kommunaler Trägerschaft, ab Mai 2018 ist sie für Die Linke Velbert als sachkundige Bürgerin tätig. 2020 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.