Velbert. Beide CDU-Direktkandidaten gewinnen im Neanderland; ihre Partei lässt bei der Bundestagswahl Federn. SPD legt zu und wird von den Grünen getoppt.
Beide CDU-Direktkandidaten haben am Sonntag im Neanderland ihren jeweiligen Wahlkreis gewonnen. Das gelang Klaus Wiener im Wahlkreis 104/Mettmann I mit 29,97 Prozent vor seinem SPD-Mitbewerber Christian Steinacker, der nur 24,91 Prozent holte, sehr deutlich. Hingegen hatte Peter Beyer im hiesigen Wahlkreis 105/Mettmann II erst nach einem Nerven zehrenden Kopf-an-Kopf-Rennen mit 31,34 Prozent vor Kerstin Griese (SPD) mit 30,70 Prozent letztlich die Nase vorn. Den Unterschied machten am Ende 782 Stimmen.
Ein Abend wie ein Krimi
„Das war ein Krimi gestern Abend, und ich lag lange vorne. Fast neun Prozent Abstand zur Union aus der letzten Bundestagswahl habe ich aufgeholt, aber eben nur fast“, sagte Griese am Tag danach. Sie gehört dank ihres sicheren Listenplatzes weiterhin dem Parlament an. „Am Ende haben es die letzten Briefwahlstimmen entschieden. Ich gratuliere Peter Beyer zum Gewinn des Direktmandates und danke ihm sowie Ophelia Nick und Jessica Denné-Weiß für den fairen Wahlkampf. Bei mir überwiegt die Freude, dass die SPD insgesamt diese Wahl gewonnen hat und wir damit den Aufbruch in eine gute Zukunft schaffen können, wenn sich alle vernünftig verhalten und wir eine Koalition bilden können, die die Probleme des Landes anpackt, soziale Sicherheit bietet, den Klimawandel bekämpft und Innovationen für die Zukunft ermöglicht. Es war eine grandiose Aufholjagd von Olaf Scholz, die alle mitgerissen hat.“
Wechselseitiger Dank für Fairness
Kreiswahlausschuss tagt wohl im Oktober
Die Mitglieder des Kreiswahlausschusses müssen jetzt noch in Aktion treten und die endgültigen amtlichen Endergebnisse der Bundestagswahl für die beiden Kreis Mettmanner Wahlkreise offiziell feststellen.Die Sitzung ist aktuell noch nicht fest terminiert, wird aber voraussichtlich im Oktober stattfinden. Der Wahlausschuss tagt öffentlich.
Hingegen musste ihr CDU-Kontrahent mangels wirklicher Absicherung per Liste den Wahlkreis holen, ging es für ihn um alles oder nichts. „Lange Zeit war unklar, ob es zum vierten Mal für mich und die CDU für ein Direktmandat reicht“, kommentierte Peter Beyer den Verlauf.: „Es war ein wahnsinniger Abend, es liefen auch Tränen.“ Er sprach ebenfalls von einem Krimi und attestierte seinen Mitbewerberinnen Fairness im Wahlkampf. „Am Morgen nach der Wahl danke ich allen, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben und ganz besonders natürlich denen, die mir das Vertrauen geschenkt haben. Für meine Partei war es bundesweit ein schlechtes Ergebnis.“
Zwei Plätze zu weit hinten
Eine Einladung zur konstituierenden Fraktionssitzung, die hatte Jessica Denné-Weiß (9,1 Prozent) zwar schon, aber am Ende zog die NRW-Reserveliste nur bis Platz 19: „Mit meinem Listenplatz 21 habe ich den Sprung in den Bundestag leider um zwei Plätze verpasst, aber ich freue mich sehr über mein gutes Ergebnis.“ Der Bundestrend sei für die Liberalen zwar „super, aber in NRW hat die FDP Federn gelassen.“
SPD plus 3,5 Prozentpunkte
Knöpft man sich die Gewinne und Verluste bei den Zweitstimmen vor, so haben unterm Strich in Heiligenhaus, Ratingen, Velbert und Wülfrath die Grünen gegenüber 2017 mit einem Plus von 7,83 Prozentpunkte am meisten zugelegt, gefolgt von der SPD mit einem Zuwachs um 3,5 Prozentpunkten, haben hingegen die Christdemokraten 5,57 Prozentpunkte an Zustimmung eingebüßt.
Konsequent grün gewählt
Ophelia Nick findet es neben dem erwähnten Zugewinn „bemerkenswert“, dass Wähler doch häufig beide Kreuzchen bei den Grünen gemacht hätten, so deren Kandidatin, die 14,46 Prozent holte und im nunmehr dritten Anlauf per Liste in den Bundestag einzieht. Nick sieht in dem beschriebenen Wähler-Verhalten „eine konsequente Zustimmung für grüne Ziele“ und freut sich persönlich vor allem darauf, „dass ich mich in Berlin für meine Themen einsetzen kann“. Dazu gehören u. a. nachhaltige Landwirtschaft und gute Ernährung. Nick zurückblickend: „Der Wahlkampf der letzten Wochen war anstrengend, aber auch sehr bereichernd. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt und profitiere von dieser spannenden Erfahrung.“
SPD schöpft Mut für die Zukunft
„Wir haben ein schönes Ergebnis, und wir hätten natürlich gerne gehabt, dass Kerstin Griese den Wahlkreis gewinnt“, sagt Jens Geyer. „Aber Respekt vor ihrem Ergebnis!“ Und mit Blick auf das Abschneiden seiner Partei im gesamten Kreis Mettmann findet der SPD-Kreisverbandsvorsitzende „das macht Mut für die Zukunft“. Das gelte natürlich für die NRW-Landtagswahl im Mai 2022 „und für die politische Zukunft überhaupt“. Die Genossen und Genossinnen hätten jetzt wieder „richtig Spaß im Wahlkampf“ gehabt.
Insgesamt nicht zufrieden
Bei den Christdemokraten hält sich – trotz der Erfolge von Wiener und Beyer – die Freude in Grenzen. „Wir haben beide Direktwahlkreise gewonnen, mit dem Wahlergebnis insgesamt können wir aber nicht zufrieden sein“, erklärt CDU-Kreisvorsitzender Jan Heinisch. „Wir haben immer betont, dass jede Stimme für die Union eine Stimme gegen eine linke Bundesregierung ist. Wo wir nun also mit der SPD gleichauf liegen, können sich die Wählerinnen und Wähler darauf verlassen, dass wir dies auch einzulösen versuchen. Unser klarer Wunsch bei der Bundesregierung ist ein Jamaika-Bündnis, wie wir dies ja seit der letzten Kommunalwahl auch schon im Kreis Mettmann erfolgreich praktizieren.“