In unserer Bauernhof-Serie stellen wir sechs Kotten vor. Zum Auftakt haben wir mit Stadtarchivarin Hockamp gesprochen. Hier sind Sie alle Folgen.
Aus dem Vollen schöpfen kann Stadtarchivarin Karin Hockamp, auch wenn es um die Geschichte von Sprockhöveler Bauernhöfen geht. Dann hat sie eher die Qual der Wahl. Womit fang ich an, was erzähle ich alles, welche Höfe haben spannende Geschichten. In dieser Auftaktberichterstattung zu einer Bauernhofserie geht es um die Besiedlung von Sprockhövel und das Leben auf den Höfen.
Denn das unterschied sich deutlich vom Leben, wie wir es heute kennen. „Wenn man sich die Anfänge vor einigen hundert Jahren ansieht, bekommt man ein entspannteres Verhältnis zu unseren aktuellen Problemen und der Flüchtlingsbewegung“, sagte die Archivarin. „Denn die Siedler hier, haben fast alle ihre Heimat verlassen, weil sie keine Perspektive hatten, keine Möglichkeit, sich eine Existenz aufzubauen. Es waren Wirtschaftsflüchtlinge.“
Größe des Hofes bestimmt den Status in der Gesellschaft
Inzwischen gebe es viele Höfe schon nicht mehr, weil die Landwirtschaft immer mehr zurückgeht. „Heute gibt es fast nur noch große Herden, früher aber waren die Bauern Selbstversorger. Sie hatten ein paar Hühner, eine Kuh, ein Schwein, alles, was man so zum Leben braucht“, erzählt Karin Hackamp. Auch heute noch könne man bei manchen Bauernhöfen die Blutsverwandtschaft über hunderte von Jahren zurückverfolgen. Einen ganz gravierenden Unterschied zum heutigen Leben gab es. „Der Mensch war nicht wichtig, sondern sein Status in der Gesellschaft. Und der war abhängig von seinem Besitz. Dabei ging es nicht um Geld, sondern um die Größe des Hofes“, klärt die Archivarin auf. Davon leiteten sich Rechte ab.
Es sei aber auch um Nachhaltigkeit gegangen. „Es war klar, dass der Hof möglichst immer auf dem gleichen Level bleibt. Das war so festgeschrieben, es ging nicht wie heute um immer mehr Wachstum, Reichtum und Geld. Die hatten damals ein anderes Verständnis als die Generationen heute. Man sollte seinen Besitz irgendwann so abgeben oder in jüngere Hände legen, wie man ihn bekommen hatte.“ Aus dem Grund suchten sich die Bauern eine Frau, die „gesund, reich und arbeitssam war.“
Von einem großen Raum hinzu mehr Privatsphäre
Einen festen Familiennamen hatten die Menschen vor einigen hundert Jahren nicht unbedingt. Sie nannten sich so, wie der Hof hieß. „Zogen sie in der bäuerlichen Umgebung woanders hin, nannten sie sich dann auch anders.“ Karin Hockamp nennt ein Beispiel: „Es gibt den Familiennamen Dunker, genannt Röhlinghoff. So verfuhren die Menschen bis zum 18. Jahrhundert. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein Gesetz erlassen, dass jede Person einen Namen annehmen muss.“
Nur mühsam konnten die Menschen nach dem 30-jährigen Krieg 1618-1648 wieder Wohlstand aufbauen. Das entwickelte sich erst im 18. Jahrhundert. Damit verbunden war auch eine Veränderung der Wohnkultur. Von einem großen Raum, indem sich alles abspielte, kam man langsam zu mehr Räumen und damit zu mehr Privatheit.
In unserer Serie stellen wir sechs alte Bauernhöfe in Sprockhövel vor. Alle Serienteile:
In der ersten Folge rücken wir das Bauernhaus Großer Siepen in den Blickpunkt. Trotz der Abgaben, die die Bauern damals leisten mussten, waren sie selbstbewusste Partner der Grundherren. Der ganze Text: Der große Siepen in Sprockhövel zeugte von viel Reichtum
In der zweiten Folge geht es um den Hof Am Rennebaum, der einst günstig gelegen und ein Lebensmittelgeschäft war. Leider ist der 1904 erbaute Hof im Zweiten Weltkrieg zerstört. Hier geht's zum Artikel: Hof Am Rennebaum: Die Zahlstelle am Verkehrsknoten
Die dritte Folge der Serie über alte Bauernhöfe in Sprockhövel führt uns auf den Hof "Auf den Spänen". Dort lag das Pastorat. Während des 30-jährigen Krieges wurde dort ein Pfarrer erschossen. Der Bericht steht hier: Die Spennemanns sind kreative Unternehmer und gut situiert
Die vierte Folge behandelt den alten Kotten im Bauckloh. Heute gibt es das Gebäude zwar nicht mehr, das im Südwesten von Niedersprockhövel stand. Das Strohdach war charakteristisch für die Bauweise der Region. Der Artikel: Sprockhöveler Kotten aus Holz und Lehm gebaut
Folge fünf erzählt von einem 400 Jahre alten Dokument. Das lässt die Geschichte des Hofes am südwestlichen Rand von Obersprockhövel lebendig werden. Heute lebt hier Familie Hummelsiep. Hier geht es zum Bericht: Hof Kreßsiepen in Sprockhövel hat allen Krisen getrotzt
In Folge sechs rückt die wechselvolle Geschichte der Dellwiger Höfe,einer der ältesten Siedlungen von Haßlinghausen, in den Blick: Dellwig-Höfe zählen zu ältesten Siedlungen in Sprockhövel
Folge sieben erzählt die Geschichte vom Hof "Am Mihr". Zu Geburtstagen trifft man sich immer noch in dem Bauernhaus zum Klönen. Neueste Nachrichten über Kinder und Enkel werden ausgetauscht. Sprockhöveler Hof Am Mihr vereint die Nachbarschaft
In Folge acht dreht sich alles um das Gut Hünninghausen. Der Hof ist seit acht Generationen in Familienbesitz. Doch die Kinder von Klaus Hiby werden den Hof nicht fortführen. Bei Familie Hiby in Sprockhövel endet eine Ära
In Folge neun ist Hof Hummelsiepen das Thema. Die Geschichte von Familie Klewer in Sprockhövel ist seit fast 700 Jahren mit dem Hof verbunden. Die meisten Flächen sind jedoch mittlerweile verpachtet. Das frühere Bauernleben auf Hof Hummelsiepen ist vorbei
Für Folge zehn der Hofserie haben wir uns die Siedlung Auf dem Schee angeschaut. Sie beherbergt das älteste Gebäude in ganz Sprockhövel. Auch zu den Häusern drumherum gibt es spannende zu erzählen. Zum Text: Älteste Gebäude Sprockhövel in der Siedlung Auf dem Schee
Folge elf behandelt den Hof Scherenberg. Das Anwesen im Südwesten von Sprockhövel zählt zu den ältesten und größten Höfen im Stadtgebiet. Im Mittelalter gehörte er Ritter Bruno von Volmarstein. Hof Scherenberg in Sprockhövel ist 800 Jahre alt
Die nächste Folge stellt den Kotten Stracke vor. Im 18. Jahrhundert wanderten die Urväter aus Hessen ins Preußische ein. Der Kotten Stracke in den Hülsen wird heute noch von Nachfahren bewohnt. Erfolgsgeschichte der Familie Stracke in Sprockhövel.