Sprockhövel. . Auf dem Hof Auf den Spänen lag das Pastorat. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Pfarrer Fabrizius „auß teufflischen freffel erschossen“.
Das alte Dorf Sprockhövel zeichnete sich jahrhundertelang durch Einzelhofsiedlungen aus, die sich nach unterschiedlichen Verwaltungseinheiten und/oder kirchlichen Zentren orientierten. Dicht beieinander stehende Höfe, also Weiler, gab es eher selten. „So eine Hofgruppe gab es aber im Dreieck zwischen der heutigen Querspange und der Bochumer Straße. Einer von Dreien war der Hof „Auf den Spänen“, berichtet Stadtarchivarin Karin Hockamp.
Er zählt zu den ältesten Höfen, die Familie gehörte zu den bedeutendsten in Kirchspiel und Bauernschaft Sprockhövel. „Unscheinbar und vom Ortskern durch die stark befahrenen Straßen abgeschnitten, lässt das heutige Erscheinungsbild dieser Siedlung nicht vermuten, dass diese Höfe zu den ältesten gehören“, sagt Karin Hockamp.
Heutiger Straßenname weist auf abgerissenen Hof hin
Der heutige Straßenname „Auf Brockhausen“ weist auf eine ehemalige Hofstelle hin, die schon 1838 abgerissen wurde. Den Hof „Auf den Spänen“ gibt es noch, wenn auch die alte Pracht längst dahin ist.
Aber der Hof existiert noch und man kann an ihm ablesen, wie wohlhabend eine der ganz großen, alten Sprockhöveler Familien war, die Familie Spennemann, deren Name sich – wie früher üblich – vom Hof ableitete. Noch immer gibt das Haus Aufschluss darüber, wie die Menschen gelebt haben.
Erbauer verewigte seine Initialen über der Eingangstür
Karin Hockamp: „Wie zahlreiche Höfe in unserer Gegend wurde dieser nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 im Jahr 1767 neu aufgebaut. Stolz prangen noch heute die Initialen des Erbauers über der Eingangstür: HRD SPM, was Heinrich Rudolf Dietrich Spennemann bedeutet.“
Die Kinder der Familie heirateten auf viele große Höfe in Sprockhövel und Umgebung ein, so dass eine gut situierte bäuerliche Oberschicht entstand, die im 18. Jahrhundert mit großem Selbstbewusstsein den preußischen Regierungsvertretern gegenübertrat. Die Spennemanns sind als Lehrer, Gemeindevertreter und Kaufleute ebenso bekannt geworden wie als kreative Unternehmer und Bergbautreibende. Heinrich Rudolf und Dietrich Ernst Spennemann betrieben auf der Obergethe und dem Großen Siepen bei Herzkamp Garnbleichen. Heinrich Adam Spennemann Am Holte war Teilhaber der Königlichen Mühle am Pleßbach und Betreiber zweier Hammerwerke im Hammertal.
Pfarrer wurden Ehemänner
Der Hof Spänen ist auch für die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde von Bedeutung, denn dort befand sich seit dem Ende des 16. Jahrhunderts das Pastorat, der Wiedemhof. Hockamp: „Seit der Reformation waren Pfarrer auch offiziell Ehemänner und Familienväter und brauchten Haus und Hof.“
Während des Dreißigjährigen Krieges ist 1634 im Pfarrhaus der Pfarrer Heinrich Fabrizius aus Oberwenigern „auß lauter blutdürstigen und mörderischen, teufflischen freffel erschossen worden“. So ist es dokumentiert.