Die Geschichte von Familie Klewer in Sprockhövel ist seit fast 700 Jahren mitHof Hummelsiepen verbunden. Die meisten Flächen sind jedoch mittlerweile verpachtet.
Warum der Hof Hummelsiepen ausgerechnet diesen Namen hat, kann sich das Ehepaar Hans-Friedrich und Lore Klewer auch nicht erklären. „Siepen bedeutet ja Senke oder Mulde, aber wir wohnen eher auf dem Berg“, sagt der 85-jährige Niedersprockhöveler. Seit 600 bis 700 Jahren ist die Familiengeschichte schon mit dem Hof verbunden. Jede Menge Unterlagen hat Klewer, die bis ins Kleinste belegen, welche Person beim Vererben wie bedacht werden sollten. „Der eine bekam eine Kiste Nägel und ein Bett. Pflicht war auch frische Bettwäsche. Es gab schriftlich verfasste Übergabeverträge. Oft wurde bestimmt, wer zukünftig in welcher Kammer wohnen sollte“, erklärt der 85-Jährige, dem das Stöbern in den Unterlagen sehr viel Spaß macht. Festgelegt wurde auch, wie viel Zentner Kartoffeln einzelne Personen erhalten sollten und wie viel Liter Milch pro Woche. „Das nannte man Leibzucht.“
Auch das Wissen, wer vom Hof wohin ausgewandert ist, liegt in Schatztruhen. Erwähnt ist der Hof bereits 1347, als Bertold van den Hummelsypen gemeinsam mit mehreren Sprockhöveler und Haßlinghauser Männern als Zeuge bei einer Gerichtsverhandlung in Dortmund erschien. Auch im Schatzbuch der Grafschaft Mark, einem Steuerverzeichnis von 1486, werden drei Höfe erstmals gemeinsam erwähnt. „Broyckhuis“ wird mit fünf Gulden am höchsten besteuert, „Hommelsip“ und „Speenman“ zahlten nur jeweils einen. 1523 kauften Arnt up den Spenen und seine „echte Hausfrau“ Else ein Stück Land, genannt das „Stöweken“ von Johann up der Borch (auf der Burg/Börger). 1529 wird erwähnt, dass die Witwe des Dyrick Spenemann Anna op dem Mir hieß. Erst die Kirchbücher mit ihren Geburts- Heirats- und Sterberegistern, sowie neuzeitlichere Quellen verdichten die Überlieferung über die Hofbewohner. So werden Nachrichten über die Männer der Familie Hummelsiep ab dem 17. Jahrhundert konkreter. Fritz Klewer aus Stüter (Im Stöcken) heiratete die 1902 geborene Hoferbin Martha Hummelsiep und brachte den Namen auf den Hof.
Sein Gut hat Hans-Friedrich Klewer schon vor 25 Jahren an Sohn Hans-Gunnar übergeben, der staatlich geprüfter Landwirt ist, mittlerweile die meisten Flächen aber verpachtet hat. „Von einem kleinen Hof kann man heute nicht mehr leben. Wenn Sie für ein Schwein acht bis zehn Euro bekommen, können Sie den Betrieb vergessen.“
Vor dem Krieg sah Landwirtschaft noch anders aus. Klewers Vater hatte auf den Hof eingeheiratet, Ende der 30er Jahre gackerten dort Hühner, es gab Schweine, drei Pferde, Kühe und es wurde Gemüse angebaut. Auf diese Weise kam man als Selbstversorger durch die Kriegsjahre. „Aber mein Vater war sehr krank, so dass ich schon mit 24 Jahren den Hof übernehmen musste.“ Hans Klewer betrieb den Hof noch viele Jahre. Aber es gab ein Grundproblem: „Viehhaltung und dichte Bebauung vertragen sich nicht. Wenn die Kühe bullig sind, also bestiegen werden wollen, brüllen sie. Das hat die Nachbarn gestört. Wenn man sonntags mit dem Mähdrescher übers Feld fuhr, war es laut und hat ordentlich gestaubt, andere saßen dann aber draußen und wollten grillen. Das passt natürlich nicht zusammen.“ Ohne Bewirtschaftung ist jetzt längst Friede eingekehrt.