Sprockhövel. . Die Siedlung Auf dem Schee im Südwesten beherbergt einen Kleinkotten von 1521. Das Gebäude dürfte damit das älteste in Sprockhövel sein.

Ein Ensemble mit einer interessanten Geschichte sind die Gebäude und Bestandteile der Siedlung „Auf dem Schee“, die seit dem 12. Jahrhundert in den Abgabeverzeichnissen des Klosters Werden im heutigen Essen erwähnt werden. Das Kloster Werden spielte – wie bei fast allen anderen Höfen auch – in diesem Jahrhunderten eine zentrale Rolle. Die ursprünglich nur aus einem Gut bestehende Hofstelle wurde im 16. Jahrhundert erstmals geteilt: Es entstanden die Höfe Oberste, Mittelste und Niederste Schee, was Scheid bedeutet. Erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts sind hier sieben besteuerte Haushalte belegt.

1822 lebten in sieben Wohnhäusern 80 Personen. Dass sich in dieser Zeit eine solche Gehöftgruppe bildete, ist sehr beachtlich. Ursache war die Möglichkeit, durch ein Gewerbe, zum Beispiel im aufstrebenden Bergbau, im Kohlentransport oder in der Bandwirkerei, die Existenz der Familie auch bei verkleinerter landwirtschaftlicher Fläche zu sichern. Schee konnte jedoch nie, wie die wachsende Siedlung Herzkamp, zentrale Funktionen an sich ziehen. Der Teilungsvertrag des Hofes von 1547 ist eine bedeutsame Quelle zur Bergarbeitergeschichte des Ruhrgebiets. Zum ersten Mal werden „Kohlenberge“ auf dem Scheer Grundbesitz erwähnt, die die Erben gemeinsam nutzen sollten.

Haupthaus des Hofs Overkamp ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau

Das Haupthaus des Hofs Overkamp ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau, ein typisches Wohn- und Wirtschaftsgebäude des ausgehenden 18. Jahrhunderts im bergisch-märkischen Grenzraum. Der Kaminplatte kann man entnehmen, dass es 1797 von Johannes Mittelsteschee errichtet wurde. Aufgrund der Bauweise, neben den Eckständern sind nur wenige Ständer wandhoch, sie haben lediglich Geschosshöhe. Das ist ein Ausdruck der Holzarmut des 18. Jahrhunderts. Das Nebengebäude wurde ursprünglich als so genanntes Altenteilerhaus gebaut.

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Später diente dieses Altenteilerhaus durch den starken Bevölkerungsanstieg im 19. Jahrhundert als Mietshaus für Einwohner ohne angestammten Grundbesitz. Beide Gebäude dokumentieren die Wohn- und Lebensverhältnisse der Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten und Generationen in der ländlichen Gemeinde. Der Hof Kissler, ein weiteres Ensemblemitglied, stammt aus dem Jahr 1767. Dass der Hof einen vom Wirtschaftsraum abgeteilten Wohntrakt besitzt, ist Ausdruck gestiegener Wohnansprüche und der Orientierung der Landbevölkerung an der Lebensweise des städtischen Bürgertums. 1855 erwarb der Riemendreher Kissler den Hof, auf dem er seine Werkstatt weiterführte.

Über lange Zeit blieb jedoch die Landwirtschaft Haupterwerbsquelle der Familie Kissler. Der „Backes“ auf dem Hof Sirrenberg war wohl das alte Backhaus, darauf deutet der Name hin. Schon das mächtige Fachwerk mit den gekreuzten Kopfstreben lässt auf ein hohes Alter dieses Kleinkottens schließen. 1521 wurde es gebaut, so steht es auf einem Türbalken. Damit dürfte dieses Gebäude wohl das älteste Wohnhaus im Stadtgebiet von Sprockhövel sein. Um 1800 wurde es um einen Fachwerkanbau verlängert. Diese Erweiterung belegt ebenfalls den zusätzlichen Bedarf an Wohnraum, der auch in der Landgemeinde Gennebreck seit dem 18. Jahrhundert bestand.