Neuer Teil der Alte-Bauernhöfe-Serie: An der Grenze zu Oberstüter war der Standort des Bauernhofes Im Bauckloh. Charakteristisch: das Strohdach.
Ein alter Kotten mit strohbedecktem Dach – eine Seltenheit für die Archivarin Karin Hockamp. Denn nur noch von dem alten Bauernhaus „Im Bauckloh“ existiert ein solches Foto. Der Bauernhof selbst existiert nicht mehr. Er stand westlich der heutigen Wuppertaler Straße im äußersten Südwesten der ehemaligen Gemeinde Niedersprockhövel an der Grenze zu Oberstüter. Dokumentiert wurde er noch im „Messtischblatt“ der Preußischen Landesaufnahme 1897, Ausgabe 1927.
Interessant ist die Bauweise der Häuser im alten Sprockhövel. Darüber gibt der damalige Amtsbürgermeister Thomas Noelle in seiner „Chronik von Sprockhoevel“ Auskunft. Nach seiner Amtszeit 1839 bis 1847 verfasste er eine Chronik, die eine lebendige Quelle über das Alltagsleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist.
Holzhäuser mit Wänden aus Holz und Lehm und Schieferbekleidung
Ausgesprochen repräsentative Wohngebäude gab es zu Noelles Zeit in Sprockhövel wohl nicht. Der Wohlstand der Besitzer zeigte sich eher in der Größe der Gebäude, in baulichen Details und in der Einrichtung. Laut Noelles Beschreibung waren die meisten Häuser aus Holz gebaut, die Wände mit Holz und Lehm aufgefüllt und außen meistens mit Schiefer bekleidet. Zu der Zeit waren noch wenige Häuser aus Backsteinen oder Sandsteinen hergestellt. Diese Bauweise wurde aber häufiger, weil Holz sehr teuer war. Sandsteine gab es dagegen häufig, Backsteine konnte man fast überall in Feldbränden aus gutem Ton machen.
Fast ausnahmslos waren die Häuser zweistöckig, die Dächer wurden mit blauen, zum Teil glasierten Ratinger Ziegelsteinen gedeckt, ältere Häuser hatten manchmal auch Stroh. Die meisten Häuser hatten weiße Wände, das Holz war schwarz, Fensterrahmen und Läden waren grün gestrichen. Helle Fenster sollten Fremden einen angenehmen Eindruck vermitteln.
Reinlichkeit als „Nationaltugend“
Bei der Einrichtung innen trat man meistens in einen geräumigen Flur, der als Küche diente, daneben befanden sich die Wohnstube für die Herrschaft und das Gesinde, weiter hinten lag die „Fremdenstube“. An einer Seite des Flurs zwischen diesen Zimmern befanden sich Wasch- und Speisekammern.
An der Seite befand sich auch normalerweise das Gebäude, in dem das Vieh untergebracht war - in Verbindung mit den Ställen und Behältnissen für Futter. Im zweiten Stock befanden sich Wohn- und Schlafzimmer, aber auch Kammern für Korn und Obst. Der Boden über dem Haus diente dazu, ungedroschenes Getreide und Stroh aufzubewahren. Noelle beklagt allerdings, dass bei den Häusern, die für den Ackerbau bestimmt waren, zu wenig Rücksicht auf die speziellen Bedürfnisse gelegt wurde. So befand sich nur in wenigen Häusern eine geräumige Dreschtenne, kritisiert er, „so dass da, wo nicht in der Scheuer gedroschen werden kann, der Boden zu diesem Zwecke benutzt wird. Abgesehen von der Unannehmlichkeit des Dreschens und des Kornreinigens auf dem Boden durch Lärm und Staub, leiden die Häuser selbst durch die durch das Dreschen entstehende Schütterung.“
Die Reinlichkeit war in Sprockhövel laut Thomas Noelle eine „Nationaltugend der Sprockhöveler“, denn niemand dulde Schmutz oder Unrat vor seinen Türen. Ohne die geringste polizeiliche Anordnung halte jeder die Straße vor seiner Wohnung von selbst freiwillig rein, lobt Noelle. Er vermutet, dass diese „angeborene Reinlichkeit“, die spiegelblank gescheuerte Öfen in den Häusern des Arbeiters bis zum reichen Kaufmann und Gutsbesitzer habe wohl seinen Ursprung im nahen Bergischen und dem vielen Verkehr sowie den „weiten Reisen der Herren Kaufleute“.