Das Anwesen im Südwesten von Sprockhövel zählt zu den ältesten und größten Höfen im Stadtgebiet. Im Mittelalter gehörte er Ritter Bruno von Volmarstein.
Der Hof Scherenberg gehört zu den ältesten und größten Höfen im Sprockhöveler Stadtgebiet. Fast schon eine Besonderheit: Er wird auch heute noch mit Vieh und Landwirtschaft intensiv bewirtschaftet. „Es ist ein Zeichen dafür, dass sich die frühen Siedler mit umfangreichem Grundbesitz auf den ertragreichsten Böden angesiedelt haben“, sagt Stadtarchivarin Karin Hockamp.
Schon 1250 wurde der Hof erwähnt. Er war im Besitz des Ritters Bruno von Volmarstein, der seiner Tochter Heldwig das Gut als Mitgift in das Kloster Gevelsberg übertrug. „Da die Herren von Volmarstein Lehnsmänner des Kölner Erzbischofs waren, ist anzunehmen, dass Scherenberg als alter kölnischer Besitz den Volmarsteinern für ihre Dienste geschenkt wurde“, erklärt die Stadtarchivarin.
1625 gehörte Hof Scherenberg zu den ertragreichsten Gütern in Gennebreck
1625 gehörte Hof Scherenberg mit den Höfen Großer Siepen und Frielinghausen zu den höchstbesteuerten und damit ertragreichsten Gütern in Gennebreck. Aus dem Jahr 1645 ist bekannt, dass auf dem Gut ein Pferd, vier Kühe, sechs Rinder, und sechs Kälber lebten, so ist es in einer alten Ausgabe der Sprockhöveler Zeitung nachzulesen.
1878 heiratete die Witwe des Hofbesitzers August Scherenberg, Catharina Theodora, geborene Kruse, den „Ackerer“ Heinrich Georg Schulte-Hunsbeck, genannt Wimpelberg aus Holthausen.
Wirtschaftliche und politische Interessen kollidierten auch schon in früheren Jahrhunderten mit privaten Vorstellungen. So wurde wegen der geplanten Eisenbahnlinie Schee-Silschede, die 1889 eröffnet wurde, Land benötigt.
Ehepaar wurde enteignet
Das Ehepaar weigerte sich allerdings, Boden zu verkaufen und wurde kurzerhand enteignet. Im Gegenzug erhielt es das Recht, das Land zurückzuerhalten, sollte die Bahnlinie irgendwann nicht mehr benötigt werden. „Dieses Recht haben die Nachfolger dann wirklich in Anspruch genommen, deshalb musste die Trasse um den Hof Scherenberg herum verlegt werden und weist eine Steigung auf“, so Karin Hockamp.
Die Scherenberger gehörten zu den ältesten Bergwerksbesitzern des Raumes Sprockhövel. Ende des 17. Jahrhunderts bauten Peter Stock zu Schwelm und die Brüder Peter und Johann Gerhard Scherenberg im Quellbereich des Sprockhöveler Baches und des Pleßbachs dieselben Flöze ab.
Wie man sich denken kann, kam es darüber zum Streit. Letztendlich einigten sich die beiden Parteien auf einen Vergleich und es entstand die Gewerkschaft „Stock und Scherenberg“.
Ergiebigste Grube in der Region
Die Bezeichnung Gewerkschaft wurde allerdings nicht im heutigen Sinne verwendet. Eine Gewerkschaft in bergrechtlicher Bedeutung war eine Kapitalgesellschaft. Das Abbaugebiet der Zeche „Stock und Scherenberg“ reichte von Gennebreck bis in den Raum Hiddinghausen/Obersprockhövel und galt 1805 als ergiebigste Grube in der Grafschaft Mark.
Hedwig und Heinrich Stens kamen in den Besitz des Hofes, nachdem das Ehepaar Schulte-Hunsbeck verstorben war. Der Ehemann stammte aus Winz, seine Frau Hedwig wurde als Hedwig Scherenberg 1873 auf dem Hof geboren. Im Adressbuch von 1926 ist dann Landwirtin Witwe Hedwig Stens als Eigentümerin aufgeführt.
„Zum Hof führt von der Quellenburg eine schnurgerade und repräsentative Allee, Symbol für ein ausgeprägtes bäuerliches Selbstbewusstsein und Ausdruck des berechtigten Stolzes, als Familie kontinuierlich seit vielen Jahrhunderten den Hof und das Land durch alle Krisen, Höhen und Tiefen der Geschichte hindurch bewirtschaftet und erhalten zu haben“, erklärt Stadtarchivarin Karin Hockamp.
Ein Blick in die Gegenwart: Auch heute noch wird der Hof Scherenberg von Familie Volker Stens bewirtschaftet.