Oberhausen. . Entwicklung der Gabelstraße: Holger Ingendoh (CDU) lehnt Einzelhandel ab. Kein neuer Lebensmittelmarkt in Holten. „Centro-Erweiterung tut nicht so weh“
Den Ortskern stärken, Grünflächen erhalten – Holger Ingendoh, Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Sterkrade, ist Schmachtendorfer mit Leib und Seele und ein scharfer Kritiker der SPD.
Herr Ingendoh, Sie haben vier Kinder. Wo treffen die sich mit ihren Freunden?
Holger Ingendoh: Das ist sehr unterschiedlich. In der Kirchengemeinde oder auf dem Fußballplatz.
Bis vor drei Jahren war das Alsbachtal ein beliebter Treffpunkt für Kinder. War es die richtige Entscheidung, das Bad zu schließen?
Ingendoh: Die Antwort ist kompliziert. In Bottrop wird gerade diskutiert, das Stenkhoffbad als Freibad zu schließen. Wenn eine Kommune Jahr für Jahr 200.000 oder 300.000 Euro in ein Bad stecken muss, das Kunden nur noch aus nostalgischen Gründen besuchen, ist es aus finanzpolitischen Gründen richtig, so ein Bad zu schließen. Trotzdem ist die Schließung bedauerlich.
Jetzt liegt das Gelände brach – warum will es die CDU bebauen?
Ingendoh: Wir befürworten lediglich eine Bebauung in Randbereichen, etwa durch die benachbarte Behinderteneinrichtung. Grundsätzlich muss diese grüne Lunge in Sterkrade aber erhalten bleiben.
Wie sieht es mit Grünflächen in Holten aus? Bezirksbürgermeister Janßen (SPD) befürwortet dort einen großen Lebensmittelmarkt.
Ingendoh: Auf keinen Fall. Die Aussage, wir brauchen einen Frischemarkt in Holten, ist falsch. Das würde den bestehenden Lebensmittelmarkt zerstören. Was das jetzige Geschäft in Holten anbietet, reicht völlig aus. Stattdessen muss der Ortskern gestärkt werden.
In Schmachtendorf gab es ähnliche Diskussionen um den Penny-Markt. Die CDU befürchtete, Händler könnten ihre Kunden verlieren. Doch kein Geschäft hat geschlossen. Haben Sie sich verschätzt?
Ingendoh: Verschätzt sicher nicht, auch wenn es für den Betreiber des Rewe-Markts nicht so schlimm kam wie er befürchtet hatte. Ich halte den Penny-Markt immer noch für überflüssig. Ob man in jedem kleinen Ortsteil eine Volldeckung in der Nahversorgung laut Gutachten braucht, wage ich zu bezweifeln. Diese Dezentralisierung war und ist unnötig, die Art und Weise, wie das gelaufen ist, kritisieren wir.
Teilen Sie die Befürchtung, dass an der Gabelstraße eine zweite Weierstraße, eine von Gewerbe geprägte Straße, entstehen könnte?
Ingendoh: Davor haben wir gewarnt und ich bin mir sicher, dass wir da Recht haben werden. Wobei es sicher auf die Art der gewerblichen Nutzung ankommt. Grundsätzlich würde sich ja die Gabelstraße auf Seite der Autobahn für gewerbliche Ansiedlungen eignen, nur Einzelhandel muss da nicht hin.
Sondern?
Ingendoh: Eine Büroentwicklung. Wir bekommen freie Flächen, wenn das Wohnheim für Asylbewerber geschlossen wird. Ich hätte keine Schwierigkeiten damit, wenn das entwickelt werden würde. Und eine Büronutzung ist nun auch keine Lärmquelle. Gute Gewerbeflächen sind rar in Oberhausen.
Die Auswirkungen des Centro auf die Innenstadt
2006 hat die CDU zuletzt festgehalten, welchen Einfluss das Centro auf die Sterkrader Innenstadt hatte. Nun eröffnet der Anbau mit 17.000 qm zusätzlicher Fläche. Was bedeutet das für Sterkrade?
Ingendoh: In Gesprächen mit den Kaufleuten stellt man fest: Diejenigen, die sich auf ihre Kundschaft eingestellt haben, sind weniger negativ betroffen. Sterkrade erfüllt eine Funktion als Nah- und Mittelzentrum. Das Centro hat weh getan, aber mehr in Alt-Oberhausen als in Sterkrade.
Wie will die CDU die Sterkrader Innenstadt unterstützen?
Ingendoh: Man muss sich fragen, was ist heute noch für einen Kunden interessant? Und wie entwickeln wir die Innenstadt? Wir als CDU wollen eine ganz vorsichtige Öffnung der Fußgängerzone für den Verkehr, mit Stellplätzen, die nicht Dauerparkplätze sind, die nicht die Fußgänger vor Ort stören, die aber kurzzeitiges Parken erlaubt und damit Kundenwünsche befriedigen.
Von der SPD heißt es, das gehe nicht, weil die Stadtverwaltung dann bestimmte Zuschüsse, die sie einmal für die Fußgängerzone erhalten hat, zurückzahlen müsste. Da frage ich mich, hat da mal jemand beim Minister für Stadtentwicklung und Verkehr wirklich nachgefragt? Der heißt bekanntlich Groschek und könnte seinen Ankündigungen jetzt einmal Taten folgen lassen und was Gutes für Oberhausen tun. Ich sehe aber noch nicht einmal das Bemühen der Verwaltung, eine solche Teilöffnung – wie sie ja auch Kaufleute in Sterkrade befürworten – hinzukriegen.
Wo hat die Mehrheitspartei in Sterkrade-Nord aus Ihrer Sicht noch geschlafen?
Ingendoh: Man fragt sich einfach immer wieder, warum man manche Leute zum Jagen tragen muss. Nehmen wir nur die neuen Wartehäuschen in Sterkrade. Die CDU hat jahrelang darauf hingewiesen, dass am Kleinen Markt etwas passieren muss. Oder das völlige Versagen beim „Kaiser & Ganz“-Gebäude. Grundsätzlich tut es einer Stadt nicht gut, wenn sie zu lange von der gleichen Partei regiert wird. Da hat man eben Filz statt Transparenz, es ist keine Offenheit mehr vorhanden.
Woran machen Sie das fest?
Ingendoh: An der Kultur der politischen Diskussion. Da werden vorgefertigte Meinungen präsentiert, auf die keiner mehr eingeht. Beim Schulentwicklungsplan etwa stand das Ergebnis von vorn herein fest, die Menschen wurden nur scheinbar einbezogen. Bürger, die sich das angeschaut haben, waren verschreckt. Wir müssen an einer politischen Diskussionskultur in dieser Stadt arbeiten.