Oberhausen. .

Aus dem Gebäude der JVA entsteht ein Erlebnis-Hotel, der Busbahnhof am Willy-Brandt-Platz wird an die Schwarzstraße verlegt, das Bahnhofsquartier soll fußgängerfreundlich und mit Kultur- und Caféhaus-Szene aufgewertet werden. Wow – eine Innenstadt wird umgekrempelt. Doch Vorsicht, wer sich jetzt schon die Hände reibt: Das alles sind zunächst nur Ideen und Luftschlösser, die Architekten, Bürger, Citymanagement und Stadtverwaltung in einem Workshop des Sommerforums zusammengetragen haben, um das Bahnhofs-Quartier attraktiver zu machen.

Mehr grün und weniger Verkehr

Am Donnerstagabend stellten sie im Bahnhofsturm am Willy-Brandt-Platz diese Ergebnisse vor. Und vorab lässt sich sagen: Eine reine Einkaufsmeile wollen die wenigsten. Der Tenor geht zu mehr Grün, einer verkehrsberuhigten Poststraße – mit einer Gleichberechtigung von Fußgängern und Autos –, zu einem endlich von Anfang an attraktiven Friedensplatz, zu Cafés und kleinen Geschäften. Aber: bloß kein zweites Centro.

Manche Ideen erscheinen attraktiv, manche bahnbrechend, andere vielleicht abwegig. Wichtig aber bei diesem Forum ist, dass dem Quartier viel Potenzial zugesprochen wird, und dass auch die Eigentümer bei der Ideenfindung mitmischten. So kann sich etwa der Verwalter des Postgebäudes Hudson Advisors nun gut vorstellen, das seit Jahrzehnten nahezu leerstehende Gebäude weiter für Einzelnutzungen zu öffnen, statt auf den Investor zu warten, der das Gebäude übernimmt. Große Flächen – das Postgebäude hat allein über 3000 qm Bürofläche – seien in dieser Lage nicht mehr zu vermarkten, räumt Real Estate Manager Michael Jäger von Hudson ein.

Nicht nur die Pioniere der Kreativ-Szene sollen hier weiter Fuß fassen, auch kleinere Geschäfte und Wohnraum kann sich Jäger hier vorstellen. Schoo Flemming von den Freien Kreativen (Frok) und Mieter im Postgebäude, sieht die Haltung des Eigentümers und der Stadt positiv: „Man nimmt uns ernst.“ FDP-Fraktionsgeschäftsführerin Regina Boos schwärmt zur Ergebnispräsentation von mehr Studenten in der Stadt, Generationenwohnen und kleinen Lädchen. Die Oberhausener Liberalen scheinen ganz sozialromantisch geworden zu sein. Wer finanziert die Luftschlösser? „Es ist gut, eine Ideensammlung in der Schublade zu haben“, erwidert Boos, „beim Saporishja-Platz haben wir auch erst ‘rumgesponnen’, und dann kam das Konjunkturpaket 2.“

Durststrecke Friedensplatz

„Die Analyse des Bahnhofs-Quartiers war wichtig“, bestätigt Planungsdezernent Peter Klunk auf dem Podium, „daraus ergeben sich konkrete Schritte“. Ein von ihm favorisierter: eine Verkehrsberuhigung der Poststraße, womöglich eine Gleichberechtigung von allen Verkehrsteilnehmern (shared space). Ein anderer Wunsch des Planungsdezernenten und auch Bürgerwunsch wird es schon schwerer haben: Den Friedensplatz sehen einige als „Durststrecke bis zur Kneipe“, er sei überwiegend langweilig. Auch Klunk hätte gern die Polizei verlegt, damit hier etwas anderes entstehen kann. Doch eine Verlegung ist höchst unwahrscheinlich.

Schwer wird es ebenso der Vorschlag haben, den Zentralen Busbahnhof zu verlegen. Dabei wird auch er – wie die Poststraße – von einigen Oberhausenern wie ein Riegel vor der City erlebt. Ungeklärt noch die Zukunft der JVA. Die Idee, daraus ein „Erlebnis-Hotel“ zu machen hat einen gewissen – morbiden – Charme.