Oberhausen. JVA, Post, Finanzamt: Bürgerbeteiligung soll Stiefkinder der Stadtentwicklung vorantreiben

Wird die JVA 2013 wirklich zum großen Parkdeck umgebaut? Wieso braucht es eigentlich erst kreative Freiberufler, damit aus einer Filetstück-Immobilie wie dem alten Hauptpost-Gebäude etwas werden kann? Und welche Zukunft erwartet das Finanzamt? Zu den drängenden Fragen der Stadtentwicklung im Bahnhofsquartier will das Sommer-Forum in diesen Tagen mit Hilfe von Bürgern Antworten finden. Die Stadt und das Projekt-Team City – sie steuern Projekte für die Innenstadt – stecken hinter dem Forum. Am Mittwoch machten die Veranstalter den Aufschlag mit einem Rundgang. Die WAZ ging mit.

Kein Geld, dafür kreativ

Der erste Eindruck – positiv: Wer glaubte, die City sei den Oberhausenern egal, wird angesichts der rund 40 Bürger, die sich gegen 13 Uhr in der Hauptpost einfinden, überrascht. Schade nur, dass eine solche wichtige Bürgerbeteiligung für Berufstätige derart ungünstig terminiert ist. Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz spricht den Versammelten noch einmal Mut zu: „Wir schaffen es, trotz fehlenden Geldes mit Kraft und Kreativität Oberhausen attraktiv zu machen.“ Das wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen, gibt aber zugleich die Marschrichtung vor, mit der die klamme Kommune Stadtentwicklungsprobleme angeht, angehen muss.

Dies zeigt sich sogleich in den oberen Etagen der Hauptpost. Bis vor einigen Jahren standen sie völlig leer, in der Cafeteria, die einst mit Postlern brummte, treiben sich allenfalls Wollmäuse oder vielleicht echte herum. Es bröckelt an vielen Ecken und Enden, das Geld für eine Sanierung aber fehlt. Der Abriss ist hingegen unmöglich, denn das Gebäude mit 3200 Quadratmeter Bürofläche steht unter Denkmalschutz.

Besitzer interessiert sich nicht für Hauptpost-Gebäude

Als „Filetstück in einer super Lage“ bezeichnet Christian Blumbach das Gebäude: direkt am Bahnhof, mitten in der Stadt. Doch der Eigentümer lebt in Luxemburg, der Verwalter Hudson Advisors hat seinen Hauptsitz in Frankfurt am Main. „Das Gebäude ist dem Eigentümer schnurzpiepegal“, ist zumindest Blumbachs Eindruck. Was Vor- und Nachteile hat. Blumbach, der als Vorsitzender die Arbeitsgemeinschaft deutscher Heilpraktiker (acon) hier mit Schulungsräumen untergebracht hat, kann sich über die geringe Miete plus Nebenkosten von rund sieben Euro pro Quadratmeter nicht beschweren. Nur müssen die Heilpraktiker eben alle Verschönerungen und Sanierungen aus eigener Tasche finanzieren.

Wie teuer ein Kauf wäre? Kaum einer wagt zu schätzen, von mindestens drei Millionen ist die Rede. Es fehlt zum Geld noch die große Idee. „In meinen Augen wäre es hilfreich“, so Blumbach, „wenn die Stadt und das Arbeitsamt noch stärker auf die Möglichkeit hinweisen würden, dass Künstler und Selbstständige hier günstigen Mietraum bekommen können.“ Wenn mehr Kreative kämen, so seine Hoffnung, könnten sich hier etwa Cafés ansiedeln, könnte mehr Leben entstehen.

Nur zum Teil ist dies schon geschehen: Der Verein Frok – eine Gemeinschaft aus schreibenden, fotografierenden, musizierenden und weiteren Kreativen – ist hier vor Jahren eingezogen und den Umständen entsprechend zufrieden.

Es gibt Alternativen zum Abriss der sanierten JVA 

Vielleicht kein Filetstück, aber nicht weniger zentral liegt am Amtsgericht die JVA. Der zuletzt in der Öffentlichkeit diskutierte Abriss sei kein Muss, stellt Heike Blohm-Schröder von der Abteilung Projektentwicklung des Eigentümers Bau- und Liegenschaftenbetrieb NRW (BLB) klar. Zumal auf den Abriss auch etwas folgen müsste, das sich für den BLB lohnt. Kein weiterer Park zum Lustwandeln also, wie ein Bürger beim Rundgang vorschlägt, sondern eher ein bewirtschafteter Parkplatz.

Doch selbst dazu gibt es noch keine konkreten Vorstellungen. Ein Problem: Die JVA liegt „knatscheng“ an den dahinter befindlichen Geschäftshäusern, so City-Manager Franz Muckel. Das Gebäude anders nutzen, etwas anderes an gleicher Stelle aufbauen? Denkverbote gebe es nicht, bestätigt Muckel.

Fest steht nur: Innerhalb des nächsten Jahres schwingt hier die Abrissbirne, wenn die Kreativbirnen schweigen. Eine Einschränkung für den Luxusknast, der letztlich für 1,15 Millionen Euro und einen Insassen hergerichtet worden ist, gibt es allerdings doch: „Es muss zum Amtsgericht passen“, sagt Blohm-Schröder. Was sie nicht sagt, wohl aber andeutet: Freudenhäuser und Spielhallen werden von dem jetzigen Ambiente des Natodraht-umwickelten Gebäudes voraussichtlich nicht profitieren können.

Am gestrigen Donnerstag trafen Experten und Immobilieneigentümer der Innenstadt in einem Workshop zusammen, abends stießen Bürger zu einer Podiumsrunde hinzu. Von den Ergebnissen berichtet die WAZ am Samstag.

Abschied vom Bunker in Osterfeld

Der alte Bunker in Oberhausen Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße ist abgerissen worden.
Der alte Bunker in Oberhausen Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße ist abgerissen worden. © WAZ FotoPool
Ein Schwerlastkran hatte den Abrissbagger auf den Bunker gehievt.
Ein Schwerlastkran hatte den Abrissbagger auf den Bunker gehievt. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen.
Der alte Bunker in Oberhausen-Osterfeld am Bahnhof Süd an der Bottroper Straße wurde abgerissen. © WAZ FotoPool
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