Oberhausen. . Fast jeder Deutsche hat mit den Produkten der HKO Isolier- und Textiltechnik in Oberhausen zu tun. Beim Aufstehen, beim Kochen, sogar bei der Fahrt zur Arbeit. “Ich behaupte mal, jeder ihrer Leser hat jeden Tag mit unseren Produkten zu tun“, sagt Nicole Künne, Leiterin der technischen Abteilung.

„Sieht aus wie Omas Garn, oder?“ Nicole Künne, Leiterin der technischen Abteilung von HKO Isolier- und Textiltechnik in Oberhausen grinst. Denn dieses Garn hält etwas mehr Hitze aus, als das von Oma. Nämlich satte 700 Grad. Das einige Zentimeter dicke Seil besteht aus feinen Glasfasern, die teilweise dünner als ein menschliches Haar sind und besonders geeignet, um Gegenstände vor Hitze zu schützen. Denn Glas kann so gut wie gar nicht brennen und hält selbst hohen Temperaturen stand. Mit diesem „Glasgarn“ verdient HKO Isolier - und Textiltechnik sein Geld.

Schutzmaterial für Industriearbeiter

Was sich speziell anhört, ist eigentlich in vielen Gebrauchsgegenständen verarbeitet. Künne: „Ich behaupte mal, jeder ihrer Leser hat jeden Tag mit unseren Produkten zu tun. Die Turbine, die den Strom für ihre Kaffeemaschine produziert, ist mit unseren Materialien isoliert. Vielleicht auch ihr Ofen. Und jeder zweite Katalysator in deutschen Autos wird mit Stoffen aus unserem Werk isoliert.“ Ein weiterer wichtiger Bereich, für den die Firma Produkte produziert heißt „PSA“. Das steht für „persönliche Schutzausrüstung“ und meint etwa das Material, welches HKO zur Produktion von feuerfesten Anzügen in der Stahlindustrie herstellt.

Das feuerfeste Material , welches auch in Schutzhandschuhen verbaut wird, ist so stabil, dass es sogar Temperaturen von bis zu 750 Grad stand hält. Auch die Feuerwehr benutzt solche Stoffe, um ihre Feuerwehrmänner vor Brandhitze zu schützen. Vielleicht findet man sogar HKO Produkte bei den olympischen Spielen. Denn die Schutzkleidung der olympischen Fechter besteht aus so genannten Aramiden, einem extrem reiß - und stichfesten Material, welches auch von HKO hergestellt wird. Aramide sind so stabil, dass sie sogar bei Armeen in kugelsicheren Westen verbaut werden. „Aber mit so etwas haben wir nichts zu tun“, stellt Künne klar.

Entstanden ist der große Markt für die Produktion von hitzebeständigen Materialien aus Glas erst Mitte der 1970er Jahre, als die gesundheitsschädigende Wirkung von Asbest nicht mehr zu leugnen war.

Gelände der HKO wurde immer erweitert 

Glas war eine gute Alternative und so wurde 1974 HKO gegründet. Zunächst nur als Handelsbüro, 1984 kam auch die Produktion hinzu. Nach und nach wurde das Werksgelände auf insgesamt fünf Hallen erweitert. Eine sechste soll bald folgen. Aktuell arbeiten 100 Menschen bei HKO in Oberhausen, 12 von ihnen sind Azubis.

Auch eine Produktion im teuren Deutschland zu haben, sieht Werksleiter Markus Domain als großen Vorteil: „Wir sind flexibel. Wenn wir ein neues Produkt entwickeln, kann es sofort getestet werden. Wir müssen einfach nur die Maschinen anschmeißen. Ohne eigenen Maschinenpark würde es viel länger dauern, eine Idee zu testen.“ Und das Geschäft läuft. In den letzten Jahren hat HKO seinen Umsatz auf etwa 30 Millionen Euro verdoppelt. „Wir profitieren auch von der Energiewende“, erklärt Künne. Um bei steigenden Energiepreisen eine höhere Energieeffizienz zu ermöglichen, braucht man eben Material, dass gut isoliert.

Aber auch im Ausland, wo keine Energiewende stattfindet, macht HKO gute Geschäfte. Etwa 35% des Umsatzes werden mittlerweile jenseits der deutschen Grenzen erwirtschaftet - Tendenz steigend.

Wissen ist Geld

Es gibt Verkaufsbüros in Frankreich und den USA, auch eins in China. Und während es früher nur eine branchenrelevante Messe pro Jahr gab, muss HKO mittlerweile auf bis zu 10 Messen im Jahr fahren.

Noch wichtiger für den Unternehmenserfolg sind aber Neuentwicklungen. Denn technisches Wissen bedeutet bares Geld. Die Technikabteilung des Unternehmens umfasst mittlerweile vier Mitarbeiter. Kaum ein Unternehmen wisse so viel über feuerfeste Stoffe wie HKO, sagt Domain. Eigentlich sei das Erfolgskonzept aber ganz einfach, erklärt Technikchefin Nicole Künne: „Es ist wie beim Pudding. Man braucht immer Milch, Zucker und Pulver. Bloß, welches Pulver und wie viel Zucker wir nehmen, das ist unser Geheimnis.“