Oberhausen. .

Zehn Euro hat Beate Busse einfach nur damit erwirtschaftet, dass die Hiesfelderin ihr Altpapier nicht zum nahen Container, sondern etwas weiter an die Weissensteinstraße 200 in Holten gefahren hat. Das Fahrgeld einmal abgerechnet, bleibt für sie dennoch etwas übrig – „ich find’ das gut“, sagt sie, „früher haben die Kirchen Papier gesammelt“. Seit dem vergangenen September nimmt die Firma „Repaper“ Altpapier an und mischt mit beim Geschäft mit Sekundärrohstoffen.

„Es gibt keinen Abfall“, behauptet ihr Geschäftsführer Michael Margies. Aus alten Computerplatinen und Festplatten, aus kaputten CDs und ausgedienten Schuhen gewinnt er Rohstoffe, die wieder verarbeitet werden können.

Der Leipziger hat mit seiner Unternehmensidee einer Annahmestelle für Altpapier, -metall und -textilien gleich ein Stück Ost-Ideologie mit in den Westen importiert: „In der DDR nannte man dieses System ‘Sero’ – das steht für Sekundär-Rohstofferfassung.“ So gab es im Osten viele Sammelpunkte für wiederverwertbare Rohstoffe. Das dichte Netz aus Ankaufstellen wurde von privaten Kleinunternehmen betrieben, die daran angeblich ganz gut verdienten.

71 Standorte mit Partnerstationen

Deshalb ist Repaper seit der Gründung im Jahr 2004 in den neuen Bundesländern besonders stark vertreten: 71 Standorte mit Partnerstationen liegen dort. 20 Mitarbeiter beschäftigt Margies und betont mit hörbarem Stolz in der Stimme: „Sie werden nach Tarif bezahlt.“ Ein wenig anders läuft es dagegen im Ruhrgebiet für die im Westen noch junge Firma: Erst zwei Annahmestellen gibt es hier in Oberhausen und in Essen. Die Entsorgungs-Gruppe Alba ist Mitgesellschafterin.

2000 Tonnen Papier – etwa 100 Lkw-Ladungen – kommen im Monat an allen Standorten Ost und West zusammen. „Es ist derzeit unsere Haupteinnahme“, sagt der Geschäftsführer. 2010 machte Repaper vier Mio Umsatz.

Zentrale Sammelstellen fehlen

Der Recycle- und Trenn-Trend für die eigene Tasche spricht sich allmählich auch bei den „Wessis“ rum: Angeblich sollen Jugendliche ihren Führerschein und frisch Verliebte ihre Hochzeit mit dem Sammeln von sauber getrennten Metall- und Textilplunder bezahlt haben. So will es jedenfalls Margies wissen.

Was den findigen Unternehmer allerdings zum Durchbruch noch fehlt, sind Sammelstellen, die möglichst zentral gelegen sind oder nah an Wohngebieten liegen. Denn nicht jeder „Trenn-Sportler“ macht sich auf den Weg an die Weissensteinstraße in den hohen Norden. „Exzellent wären zum Beispiel Abgabestellen in der Nähe von Bäckereien, Reisebüros und Getränkehallen.“

Die Unternehmensidee von Michael Margies gewinnt allerdings nicht nur Freunde, denn gerade Papier bringt den Kommunen derzeit gutes Geld auf dem Rohstoffmarkt.

Fünf Cent für ein Kilo Papier

Ein Grund dafür ist der Wirtschaftsboom in Asien, erläutert Markus Werntgen, Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft bei der Stadt: „Dort wird viel Papier benötigt und deshalb massiv aufgekauft.“

415.000 Euro nahm die Kommune im Jahr 2010 allein durch den Verkauf von Altpapier ein, 352.000 Euro waren es 2011. Die Einnahmen, so Werntgen, machen 1,5 Prozent der Müllkosten aus und hielten so die Gebühren stabil. Bräche diese Einnahmequelle weg, verteuerten sich auch die Entsorgungskosten für die Allgemeinheit.

Wer dagegen seine Sekundärrohstoffe fein säuberlich getrennt zu Margies bringt, kann für sich persönlich ein ganz kleines Stück von dem Rohstoff-Kuchen abschneiden: Fünf Cent bringt etwa ein Kilo Papier, acht Cent das Kilo Alttextilien, gleich zwei Euro das Kilo Messing und die alte Festplatte vom Computer immerhin noch 30 Cent pro Kilo auf die Waage. Die Menge macht’s eben.