Oberhausen. . Das Centro zur Linken, das Spielhallen-Ufo zur Rechten – das Fraunhofer-Institut Umsicht wirkt im Freizeitgeflecht der Neuen Mitte wie eine Oase von Forschung und Wissenschaft. Dabei ist Forschung hier längst nicht alles.

Seit 1990 existiert der Standort Oberhausen des Fraunhofer-Institut auf dem ehemaligen Thyssen-Gelände an der Osterfelder Straße und präsentiert sich als „Forschungs- und Entwicklungsstelle für das Ruhrgebiet“. Von hier aus entwickeln sie Produkte von der Erforschung bis zur Fertigung.

Warum aber ein Forschungsinstitut, das rechtlich sogar ein gemeinnütziger Verein ist, einen Platz in einer Serie über mittelständige Unternehmen findet, erklärt Fraunhofer-Sprecherin Iris Kumpmann: „Wir sind tatsächlich kein mittelständisches Unternehmen – aber wir denken teilweise wie eines.“

Angewandte Forschung

Anders als das Max-Planck-Institut betreibt das Fraunhofer keine Grundlagen-, sondern angewandte Forschung. Will heißen: Man fängt nicht bei Null an, sondern nutzt das Basiswissen, um mit Hilfe dessen Produkte für den Markt zu konzipieren. Dieser Schwerpunkt wird jedoch nicht komplett von Bund und Ländern gefördert. Vielmehr ist eine solche Finanzierung sogar abhängig von dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg. „Dabei unterscheiden wir zwischen Wirtschaftserträgen, also Aufträge aus der Industrie, und öffentlichen Erträgen, dazu zählen Aufträge, die von Bund und Ländern ausgeschrieben wurden“, erklärt Kumpmann.

Auch bei den Kunden aus der freien Wirtschaft kommt das Thema „Mittelstand“ auf. Denn Klein- und mittelständische Unternehmen zählen zu den stärksten Kunden. „Gerade kleinere Unternehmen haben keine eigene Forschungsabteilung und kaufen quasi unser Wissen ein“, erklärt Kumpmann. Aus Oberhausen gibt es jedoch keine Kunden.

354 Mitarbeiter

Für Wissen und Fertigkeit sorgen im Institut 345 Mitarbeiter, darunter 198 Festangestellte wie Ingenieure, Chemiker, Biologen, aber auch Chemielaboranten, IT- oder Verwaltungskräfte. Ebenso werden in den unterschiedlichsten Bereichen derzeit 15 Azubis ausgebildet. „Natürlich versuchen wir immer, gute Auszubildende auch zu übernehmen“, betont Kumpmann.

Was genau im Fraunhofer-Institut alles erforscht und umgesetzt wird, ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Denn die Geschäftsfelder, die Namen wie „Nachwachsende Rohstoffe“, „Prozesstechnik“, „Energie- und Effizienz-Technologien“ tragen, sind nicht nur speziell, sondern auch stark untereinander verknüpft. Dennoch nennt Iris Kumpmann einen konkreten Schwerpunkt: Verfahrenstechnik. Man könne sich das vorstellen wie beim Kaffee: Am Anfang steht der Rohstoff, der Weg zum fertigen Produkt ist jedoch lang. Damit die Prozesse dazwischen reibungsloser laufen, gibt es das Institut.

Unterstützung von Doktoranden und Studenten

Dessen Forscher lassen sich da auch schon mal vom Alltag inspirieren: „Neulich wurde ein Mitarbeiter von seinem Hamster gebissen. Unter dem Eindruck der Schmerzen stellte er sich die Frage: Warum haben die eigentlich so scharfe Zähne? Er fand heraus, dass sie nachwachsen und sich selbst schärfen – eine Idee, die wir zum Messerschärfen in Großküchen adaptieren konnten. In der Wissenschaft nennt man dieses Nachahmen von Natur Bionik“, erzählt Kumpmann. Diese Verbindung von alltäglichen Problemen und wissenschaftlich erarbeiteten Lösungen ist das Erfolgskonzept des Instituts.

Unterstützt wird das Institut von Doktoranden und Studenten, die vor Ort an ihrer Masterarbeit arbeiten. „Natürlich fehlt uns in Oberhausen selbst eine Hochschule, aber wir sind gut vernetzt und haben gute Kontakte zur Ruhr-Uni Bochum“, sagt Kumpmann.

"Fraunhofer passte da gut in sein Konzept."

Den Weg nach Oberhausen fand das Institut jedoch durch den ehemaligen Professor an der Dortmunder Uni, Paul-Michael Weinspach. „Er akquirierte erfolgreich Industrieaufträge für die Uni, nur konnte diese das irgendwann nicht mehr stemmen. Fraunhofer passte da gut in sein Konzept. Da es in Dortmund aber schon eins gab, entstand der Oberhausener Standort, der sich zu dem Zeitpunkt mitten im Strukturwandel befand“, erzählt Kumpmann.