Oberhausen. Die Sterkrader Fleischerei Kürten will helfen: Sie bringt alten und kranken Oberhausenern jetzt Fertiggerichte und Frischwaren bis an die Haustür.

Udo Kürten hatte Glück: Der Inhaber der gleichnamigen Fleischerei in Sterkrade kam Freitag aus dem Mallorca-Urlaub nach Hause. Weil ihm ein Freund gesteckt hatte, dass es durch die Coronavirus-Pandemie erhebliche Probleme beim Heimflug geben könnte, hatte er seinen Urlaub spontan verkürzt. „In der Not brauchen wir alle jemanden, der uns zur Seite steht“, überlegte der Sterkrader und bietet jetzt ab Dienstag, 17. März, mit seinem Team einen Lieferservice für Kranke, Alte und Menschen in Quarantäne an.

Kürten und seine Mitarbeiter hatten sich zuvor im Internet über die Lage im Kreis Heinsberg informiert. Aus diesem Kreisgebiet an der niederländischen Grenze stammt der erste in NRW erkrankte Corona-Patient. Der Kreis gilt als Risikogebiet. Aktuell (15. März) gibt es dort 663 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. „Was uns sehr beeindruckt hat, ist, wie engagiert sich die Menschen dort aber gegenseitig unter die Arme greifen“, erzählt Kürten. Da gebe es privat organisierte Notbetreuungsgruppen für Kinder, damit die Eltern weiter arbeiten gehen können. Denn auch in Heinsberg sind ebenso wie in Oberhausen alle Kindertageseinrichtungen geschlossen worden. „Und es gibt Einkaufsgruppen, die jetzt vor allem alte und hilfsbedürftige Einwohner versorgen“, sagt Kürten.

Fertiggerichte und Frischwaren im Angebot

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„Als wir das lasen, stand für uns fest – das machen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten jetzt in Oberhausen.“ Denn Kürten weiß: „Es gibt auch in unserer Stadt viele ältere und kranke Menschen, die niemanden haben, der sie jetzt versorgen könnte.“ Gerade für diese aber sei es zurzeit so wichtig, möglichst nicht mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. „Sie gehören zu der Risikogruppe, bei der der neue Virus oft so schwer verläuft“, hat sich der Sterkrader sachkundig gemacht.

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Damit war klar: „Die beliefern wir.“ Mit Eintöpfen, die die Fleischerei eh im Angebot hat, mit Kohlrouladen, Pustabällchen, Erbsensuppe oder Sauerbraten. „Wir haben ein Fertiggericht täglich im Angebot, aber wir liefern auch Frischwaren, damit die Leute sich selbst etwas kochen können.“

Ein Service ausschließlich für Menschen aus der Risikogruppe

Kürten betont: „Dieser Lieferservice ist ausschließlich für Personen gedacht, die zur Coronavirus-Risikogruppe gehören, also nur ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen.“ Die Auslieferungen werden werktags zwischen 9 und 13 Uhr im Raum Oberhausen erfolgen. „Selbstverständlich beachten wir hierbei alle nötigen Hygieneanforderungen, auch zum Schutz unserer Mitarbeiter.“

Die geplante Hoftour ins Münsterland fällt aus

Die Fleischerei Kürten sagt ihre für Montag, 30. März, geplante „Hoftour ins Münsterland“ ab. Rund 60 Teilnehmer sind betroffen, darunter auch Schüler und Lehrer.

„Wir hatten zeigen wollen, wie artgerechte Tierhaltung aussehen sollte“, sagt Fleischerei-Inhaber Udo Kürten. „Doch das ist unter diesen Umständen für alle Teilnehmer einfach zu riskant.“ Die Fahrt wird nachgeholt. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest.

Da Kürten dieses Angebot auch auf seiner Facebook-Seite eingestellt hat, hat er inzwischen sogar schon die erste Bestellung aufnehmen können. „Von einem Mann mittleren Alters, der vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt worden ist und tatsächlich niemanden hat, den er um Hilfe bitten könnte.“

Bestellungen können am jeweiligen Vortag per E-Mail an info@u-kuerten.de oder telefonisch unter 0208/668213 aufgegeben werden. Es gilt ein Mindestbestellwert in Höhe von 10 Euro.