Oberhausen. Die Oberhausener SPD hatte die Chance, die Stadthalle auf einen neuen Weg zu einer Frischzellenkur zu bringen. Sie nutzte sie nicht.

Wie andere Stadthallen ist die Oberhausener Luise-Albertz-Halle, die Traditionsstätte für Vereinsfeste und gediegene Konzerte, ein dickes Verlustgeschäft: Die Kommune zahlt jährlich für den Betrieb der Halle, vollständig im Eigentum der Stadt, über eine Million Euro. Die Halle selbst ist in die Jahre gekommen, es wurde bisher zu wenig in Technik und Gestaltung investiert; es finden im Jahr viel zu wenige Veranstaltungen in den zwölf Räumen statt.

Jahrelang hat die Stadt deshalb versucht, einen Profi-Betreiber zu finden – in ganz Deutschland hatte zunächst aber niemand Lust dazu. Dann legte der erfolgreiche Köpi-Arena-Bewirtschafter SMG Entertainment einen Vertrag vor. SMG wollte in die Halle investieren, bei Erfolg wäre der Zuschuss der Stadt deutlich gesunken, mindestens 30 Vereinsveranstaltungen sollten zu Rabattkonditionen dort stattfinden.

So berichteten wir über die Oberhausener Stadthalle

Der SPD reichte das nicht, im Grunde wollte sie prinzipiell die Hallenführung nicht aus der Hand geben – erst recht nicht an ein US-Unternehmen. Ähnlich tickten die Linken und die FDP. Der gesamte Rat war in der Frage am Ende gespalten, es kam vor allem auf die Haltung der SPD an.

Ihr Nein vor der Sommerpause bewirkte, dass SMG den Vertrag entscheidend nachbesserte – die Partei hätte diesen Erfolg genießen und feiern können. Denn die SMG wäre mit ihrem Netzwerk, mit ihrer Veranstaltererfahrung eine große Chance gewesen, die Stadthalle auf einen neuen Weg zu führen. Wenn es nicht geklappt hätte, hätte man den Vertrag in 18 Monaten kündigen können. Das Risiko wäre also überschaubar gewesen.

Nun will die SPD wieder einen Hallenmanager einstellen – und damit die Halle in den bisherigen alten Strukturen weiterführen. Das kann durchaus gelingen, wenn dieser Manager ein außerordentlich fähiger Mensch ist, der ein ganzes Netzwerk eines internationalen Hallenbetreibers ersetzen kann, und dazu keinen hohen Lohn fordert – also eine Ausnahme-Persönlichkeit.

Die SPD-Entscheidung war allerdings – wie oft in der Politik – nicht nur inhaltlich getrieben. Juristin Sonja Bongers ist erst seit kurzem SPD-Fraktionschefin, sie hatte den ersten umfangreichen SMG-Vertrag genau studiert und sich früh festgelegt, dem US-Unterhaltungsriesen sei nicht zu trauen. Die Fraktion folgte ihrem Votum, einige auch gegen ihre inhaltliche Überzeugung, um Bongers nicht zu beschädigen. Die SPD-Landtagsabgeordnete hat mit ihrer ersten Machtprobe gezeigt: Sie kann Menschen hinter sich bringen, Mehrheiten organisieren – sie kann Politik. Nicht schlecht für Bongers und die SPD, aber wohl nicht so gut für die Stadthalle. Es sei denn, es kommt ein Supertyp.