oberhausen. . Über eine Million Euro Zuschuss im Jahr erhält die Stadthalle aus der Oberhausener Rathaus-Kasse. Der Betrag soll künftig niedriger ausfallen.

Historischer Einschnitt für die Stadt Oberhausen: Die gerade von lokalen Parteien, Vereinen und Verbänden geschätzte Stadthalle wird ab 1. Januar 2020 nicht mehr von stadteigenen Managern betrieben und mit Leben gefüllt, sondern von einem international tätigen Großunternehmen aus den USA – von der SMG Entertainment aus Philadelphia (Pennsylvania). Das hat der Rat der Stadt im nichtöffentlichen Teil der Sitzung am späten Montagabend mit sehr knapper Mehrheit von 30 zu 28 Stimmen entschieden.

Die SMG, die weltweit 240 Veranstaltungsstätten bespielt, ist in Oberhausen kein Unbekannter: Sie betreibt seit vielen Jahren erfolgreich die Köpi-Arena am Centro. Nun will sie die Bürger auch in der Stadthalle mit den Künstlern aus der Kabarett-/Comedy-/Pop-/Klassik-Szene begeistern, die zwar keine 12.000-Zuschauer-Arena ausverkaufen können, aber durchaus solche Säle wie den Saal „Europa“ in der Luise-Albertz-Halle mit bis zu 1600 Zuschauern.

20 Veranstaltungen für Vereine

Die SMG will die Stadthalle, die seit einiger Zeit unter dem Namen „Congress Centrum Oberhausen“ (CCO) firmiert, nach ihrem Konzept breit bespielen – neben den Konzerten eben auch mit Kongressen, Jahreshauptversammlungen von Firmen und Messen. Zugleich hat sie zugesagt, die Stadthalle für bis zu 20 Brauchtumsveranstaltungen im Jahr zu Sonderkonditionen für die Vereine zu öffnen. Zudem gab SMG ein Investitionsversprechen ab: Die Firma will 100.000 Euro in die Gastronomie und ebenfalls 100.000 Euro in die Hallentechnik stecken.

Die Luise-Albertz-Halle in Oberhausen mit dem Kunstwerk Die Schnecke im Vordergrund.
Die Luise-Albertz-Halle in Oberhausen mit dem Kunstwerk Die Schnecke im Vordergrund. © Kerstin Bögeholz

Die Hoffnung der Befürworter des SMG-Konzepts: Die Profis können die Stadthalle so mit Veranstaltungen zudecken, dass der bisher übliche Zuschuss der Stadt von gut 1,1 Millionen Euro im Jahr deutlich niedriger ausfallen kann. Nach Informationen der Redaktion soll die Stadt in einem ersten Schritt 150.000 Euro weniger zahlen – und künftig bis zu 40 Prozent an den möglichen positiven Resultaten von SMG Entertainment beim Stadthallenbetrieb beteiligt sein.

Das Aus für „Charly’s Kantine“

Alternativ dazu hat die Rathaus-Spitze den Politikern im Rat das Konzept vorgelegt, dass die Stadt mit einem eigenen Hallenmanager die Säle wie bisher weiter betreibt und einem privaten Anbieter nur den gastronomischen Service überlässt – wie derzeit den zwei sympathischen Oberhausener Jungunternehmern Sam Terbeck und Sandy Gorny mit „Charly’s Kantine“ im früheren Stadthallen-Restaurant (CCO-Eventgastronomie). Deren Vertrag läuft nach der Entscheidung des Rates nun endgültig zum Jahresende aus. Die vier noch verbliebenen Mitarbeiter der Stadthalle sollen andere Jobs im Rathaus erhalten.

Die Luise-Albertz-Halle in Oberhausen.
Die Luise-Albertz-Halle in Oberhausen. © Kerstin Bögeholz

28 Ratspolitiker, SPD (22), die FDP (2) und die Linken (4), stimmten gegen die SMG-Lösung. Sie argumentierten für „die Oberhausener Jungs“ und gegen das profit-orientierte SMG-Unternehmen. Die Befürchtung: Es gehe am Ende nur noch um Geld, man gebe die Stadthalle völlig aus der Hand, man gefährde Brauchtumsfeiern – und das sei angesichts der möglichen relativ niedrigen Einsparungen ein Irrweg. Pech für die CCO-Eventgastronomie: Zwei Ratsherren der Linken und der SPD fehlten – sie waren erkrankt.

30 Ratspolitiker, darunter Oberbürgermeister Daniel Schranz, die CDU, die Grünen und BOB, erhoffen sich von dem SMG-Zuschlag, nach Jahren eines millionenschweren Zuschussbetriebs mittelfristig viel Geld sparen zu können. Sie bauen darauf, dass das Netzwerk der SMG den Veranstaltungsbetrieb beleben wird – und die Vereine dort weiter feiern können.

>>>INFO: Stadthalle bleibt im Eigentum der Stadt

Mit der Übernahme des gastronomischen Services und des Betriebes der Oberhausener Stadthalle durch SMG Entertainment verbleibt das Gebäude im Eigentum der Stadt Oberhausen.

Auf den Beschluss des Rates reagierten die Mitarbeiter der Stadthalle enttäuscht. Gastronomie-Unternehmer Sam Terbeck („Charlie’s Kantine“) findet die Entscheidung sehr bedauerlich. „Wir hatten viele Ideen und Pläne, haben bis zum Schluss gekämpft. Aber wir bleiben Oberhausener, danken für die Chance und starten neue Projekte.“