Oberhausen. Im Februar hat die Oberhausener Politik entschieden, dass die Köpi-Arena auch die Stadthalle betreiben soll. Doch plötzlich kam alles anders.
Der Meinungswechsel des Rates zum künftigen Betrieb der Oberhausener Stadthalle hat den internationalen Hallen- und Stadionbetreiber SMG Entertainment kalt erwischt - jetzt will der erfolgreiche Köpi-Arena-Organisator am Centro doch noch um den Vertrag kämpfen.
Mit knapper Mehrheit hatte der Rat im Februar aufgrund der vorliegenden Konzepte den Zuschlag für die Luise-Albertz-Halle an SMG gegeben. Danach sollte also die Halle an der Düppelstraße 1 im Eigentum der Stadt verbleiben, deren Betrieb aber privatisiert werden. Beim Köpi-Arena-Hallenchef Henrik Häcker herrschte damals große Freude. Um so größer ist nun seine Bestürzung darüber, dass die Politik nach monatelangen Verhandlungen über die Details des Betreibervertrages kurz vor der Sommerpause genau gegenteilig entschied: Mit größerer Mehrheit im nicht-öffentlichen Teil lehnte der Rat diesen Vertrag Anfang Juli ab.
„Das ist unglaublich schade, die Entscheidung hat uns auf dem falschen Fuß erwischt“, sagt Henrik Häcker, der seit Herbst 2017 als Nachfolger von Michael Brill die Köpi-Arena am Centro als Geschäftsführer leitet. Häcker geht davon aus, dass die Ratspolitiker bei ihrer Entscheidung nicht alle Fakten des über 20-seitigen Vertrages kannten oder zu Fehleinschätzungen über Details verleitet wurden.
Nicht mit den Fraktionen im Vorfeld gesprochen
Im Nachhinein wird sich der gebürtige Schwabe und einstige Manager der Messe Stuttgart geärgert haben, dass er nicht offensiv mit jeder einzelnen Fraktion über die Absichten seines Arbeitgebers, der SMG Entertainment, gesprochen hat, um für den Betrieb der „guten Stube“ durch die Köpi-Arena zu werben. Zu sehr hat er sich wohl darauf verlassen, dass das Vertragsergebnis der langwierigen Verhandlungen mit mehreren Verantwortlichen der Stadt Oberhausen unter Begleitung von Rechtsanwälten durchgewunken wird.
Doch die Rathaus-Spitze ist eben nicht die Politik in dieser Stadt – und die entscheidet in diesem Fall letztendlich. Nun will Häcker auf Werbetour durch die Fraktionen gehen. Sein Hauptargument: Die Erfahrung der SMG beim Betrieb von Veranstaltungsstätten sowie die Synergie-Effekte mit der Köpi-Arena (quasi ein Team für zwei Hallen) seien eine große Chance für die Stadt, die Stadthalle wirtschaftlich zu betreiben und den Jahreszuschuss von über 1,1 Millionen Euro zu reduzieren.
Hoher Zuschuss für die Stadthalle
Die Stadthalle an der Düppelstraße 1 wurde zum 100-jährigen Gründungsjubiläum der Stadt 1962 eingeweiht. Später erhielt sie den Namen Luise-Albertz-Halle, vor wenigen Jahren den Zusatz „Congress-Centrum Oberhausen“. Geschäftsführer sind seit Anfang 2017 ehrenamtlich Klaus Lerch (Technologiezentrum TZU) und Detlef Sprenger (OWT - Wirtschaftsförderung und Touristik).
Die Halle gehört vollständig der Stadt Oberhausen. Sie bringt es mit sechs Mitarbeitern auf einen Umsatz von 752.000 Euro (2017) – 76.000 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Die Stadt bezuschusst den Betrieb mit 1,176 Millionen Euro im Jahr. Weitere 1,5 Millionen Euro musste sie 2017 und 2018 in die Kapitalrücklage einzahlen. Der Investitionsbedarf der Halle für eine modernere Ausstattung und Technik wird von Insidern als hoch eingeschätzt. Noch ist nicht geklärt, wie diese Investitionen gestemmt werden.
Dazu müsste der Umsatz der Halle von derzeit 750.000 Euro verdoppelt werden – keine einfache Sache selbst für ein Profi-Team von SMG, erst recht aber für einen einzelnen hauptamtlichen Hallenmanager, der als Alternative im Gespräch ist.
Garantie für Brauchtum und Vereine
Die Sorge der Vereine, nicht ausreichend vom künftigen SMG-Hallenmanagement berücksichtigt zu werden, sei tatsächlich grundlos. „Wir haben im Vertrag viele Garantien für Traditionsvereine abgegeben und die jetzigen Sonderkonditionen für drei Jahre garantiert“, sagt Häcker. Ihm sei sehr bewusst, wie wichtig die Luise-Albertz-Halle für Oberhausener Vereine und Initiativen ist.
Dass die SMG im vorgelegten Mietvertrag der Halle ab 2020 insgesamt 200.000 Euro für Gastronomie und Technik in die Halle investieren will, sei ein großes Entgegenkommen. „Man sollte doch auch berücksichtigen, dass Mieter normalerweise kein Geld mitbringen, wenn sie Immobilien mieten“, sagt Häcker.
Sanierungskosten der Halle bleiben bei der Stadt
Die Kritik einzelner Fraktionen, dass die Instandhaltungs- und Wartungskosten bei der Stadt verbleiben würden, kann Häcker nicht nachvollziehen. „Selbstverständlich ist doch stets der Eigentümer verpflichtet, seine Immobilien auf den neuesten Stand zu halten. Die Luise-Albertz-Halle im recht stolzen Alter weist jedoch einen Investitionsstau und einen Rückstand bei der Wartung aus – das muss die Stadt so oder so aufholen, unabhängig davon, was sie mit der Stadthalle in Zukunft vorhat.“
Und auch die Verteilung der künftigen Gewinne, 60 Prozent für SMG und 40 Prozent für die Stadt, verteidigt der Arena-Chef als sehr fair. „Im Vergleich zu anderen möglichen Modellen ist dies für Oberhausen die günstigste Option. Wir erhalten einen höheren Anteil, weil wir doch unser Netzwerk, unser Personal und unser Wissen stark einbringen.“