Mülheim.
Wesentliche Kennzahlen sind um vieles besser als in Oberhausen, der zweiten Stadt im Agentur-Bezirk. In einigen Zahlen gar NRW-weit nahezu einmalig.
Die neue Geschäftsführerin der hiesigen Agentur für Arbeit, Christiane Fern, sieht am Mülheimer Arbeitsmarkt 2012 eine Erfolgsstory fortgeschrieben, die 2013 trotz Krisengerede keineswegs eine dramatische Wendung nehmen werde. Kritisch beäugt sie indes das Arbeitsmarktprogramm der städtischen Sozialagentur.
Mehr versicherungspflichtige Jobs
Rückgang der offiziellen Arbeitslosenzahl innerhalb eines Jahres um 830 auf 6013 Personen (-12,1 %), der Arbeitslosenquote von 8,1 auf 7,2 %. Dazu nochmals ein signifikantes Plus an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, ein ungebremst hoher Zugang an freien Stellen für die Vermittlung – Fern ist auch nicht bange, denkt sie an das Jahr 2013 am Mülheimer Arbeitsmarkt. „Sehr gut“ sei ihre Prognose. Der gesunde Branchenmix verleihe Mülheim eine „Kernstabilität“, sagt Sibylle Lorke, Leiterin der Geschäftsstelle Mülheim.
So geht die Agentur bei nachlassendem Wachstum zwar davon aus, dass die Arbeitslosigkeit leicht ansteigen wird, rechnet gleichzeitig aber damit, dass sich die Zahl von zuletzt 56.555 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsmöglichkeiten in Mülheim (8419 in Teilzeit) weiter steigern lässt. Selbst der doppelte Abiturjahrgang macht keine übermäßigen Sorgen. Die Agentur vernimmt angesichts eines sich abzeichnenden Nachwuchsmangels in den Folgejahren eine große Ausbildungsbereitschaft in der Wirtschaft.
Kurzarbeit in 20 Betrieben
Optimismus zieht Fern selbst aus der beunruhigenden Tatsache, dass für Januar 20 Mülheimer Betriebe für knapp 500 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt haben. Die Unternehmen hätten dabei nicht das Maximum von zwölf Monaten angezeigt, sondern nur drei bis sechs Monate, stellt sie fest. Das gebe Hoffnung, dass die Geschäftserwartung der Unternehmen für die Zeit nach einem „heißen Frühjahr“ besser sei. Ohnehin habe Kurzarbeit auch eine positive Aussage: Firmen seien in ihrem Vertrauen auf die Konjunkturerholung gewillt, ihr Fachpersonal zu halten.
Einen Seitenhieb verpasste Fern Mülheims Sozialagentur, die unter Regie der Stadt die Arbeitslosen unter „Hartz IV“ betreut. Zwar sind die offiziellen Arbeitslosenzahlen insbesondere in diesem Bereich stark gesunken, doch Fern sieht Mängel im Arbeitsmarktprogramm: Die Sozialagentur stecke relativ viele Bürger in Ein-Euro-Jobs oder kurzfristige „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“. Diese brächten laut mehrerer Studien keinen nachhaltigen Erfolg, so Fern. Aber Teilnehmer dieser Maßnahmen fallen aus der offiziellen Statistik . . .