Mülheim. .
Die Zahlen begeistern NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD): 38 Prozent der Mülheimer Hauptschulabsolventen haben dieses Jahr eine Ausbildungsstelle angetreten. „Damit ist Mülheim absoluter Vorreiter bei den Großstädten in NRW“, konstatierte der Minister bei seinem gestrigen Besuch im U25-Haus. Der Übergang von der Schule in den Beruf gelinge in Mülheim so vielen Jugendlichen dank der intensiven Betreuung durch das U25-Haus, Bildungsbüro und den Schulen.
Das Land NRW will, dass auch die anderen Kommunen ihre Schüler und Schülerinnen so intensiv und systematisch in die duale Ausbildung geleiten. Das Mülheimer Erfolgsmodell soll daher, neben sechs anderen Kommunen, als Referenz für das in diesem Schuljahr gestartete „Neue Übergangssystem Schule-Beruf in NRW“ dienen.
Ziel des neuen Systems: Mehr Jugendliche sollen eine duale Ausbildung anfangen und nicht nach dem Ende der Schulzeit zum Berufskolleg gehen. Die Hälfte der zurzeit 70.000 Berufskolleg-Schüler in NRW sei nämlich eigentlich „ausbildungsreif“, so der Minister. Sie würden am Berufskolleg ihre Zeit verschwenden und als Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt fehlen. „Die wollen den Ausflug in die betriebliche Realität noch nicht wagen“, sagt Schneider. Am Berufskolleg sollen wirklich nur die Schüler verbleiben, die noch nicht reif für eine Ausbildung seien.
Landesweit einheitliche Standards
Schrittweise werden daher nun landesweit einheitliche Standards für die Berufsvorbereitung an den Schulen umgesetzt. Los geht’s an allen Schulformen bereits in Klasse 8 mit Praktika und „Potenzialanalysen“. Berufswahlkoordinatoren sollen hierbei gemeinsam mit den Schülern deren Fähigkeiten und Neigungen für bestimmte Berufe analysieren und dokumentieren. Entscheidend bei dem neuen System ist, dass die Jugendlichen bis zur Ausbildung oder Studium individuell und persönlich betreut werden.
So individuell wie die Betreuung des ambitionierten neuen Übergangssystem sein soll, so offen bleibt die Frage auch nach dem Besuch von Minister Schneider, wie das Ganze finanziert werden soll. „Wir brauchen ein Mindestmaß an Kontinuität im Kontakt zu den Jugendlichen“, sagt Brita Russack, Leiterin des U25-Teams. Mülheim und sein U25-Haus ist auch Vorbild für ein erfolgreiches Übergangssystem trotz unsicherer Finanzierung: Erst 2011 wurden in der Kompetenzagentur des U25- Teams 17 der 20 Vollzeitstellen gestrichen. Die Fördermittel für das U25-Team sind nur bis 2013 gesichert.