Mülheim. .

Er hat den Luxus, den seine Kunden nicht haben: Arbeit auf eigenen Wunsch. Seit 1994 versucht Hamisch, Mülheimer Arbeitslosen zu helfen, prüft Leistungsbescheide, hilft bei Anträgen und mehr auf dem Weg zu einer neuen Arbeitsstelle. Mit der Einführung von Hartz-IV sei genau das immer schwieriger: „Manchmal kommt man sich vor, als hätte man eine seelsorgerische Tätigkeit“, sagt Hamisch.

Ehemalige Kollegen vermittelt

Seinen Dienst angetreten hatte der gelernte Dreher im Rahmen des Mülheimer Projekts für die ehemaligen Mitarbeiter der Rugenberger Bäckerei. Mehr als 30 Jahre hatte Hamisch bei der Bäckerei gearbeitet, nachdem er im Alter von 20 Jahren als Dreher bei Mannesmann genug hatte. „Ich wollte mit Menschen Kontakt haben und nicht nur im Akkord an der Maschine arbeiten“. Bei Rugenberger war er zunächst Außendienstler, zuletzt Gesamtbetriebsratsvorsitzender. 1994 wurde das Unternehmen insolvent. Mehr als 400 Mitarbeiter am Standort Mülheim standen auf der Straße.

Hamisch versuchte vom MALZ aus, für seine ehemaligen Kollegen eine neue Arbeitsstelle zu finden. „Damals konnte man Leute noch vermitteln, mit Hartz-IV hat sich alles verhärtet“, sagt Hamisch.

Nachdem das Mülheimer Projekt beendet und ein Großteil der ehemaligen Kollegen vermittelt war, hat man Hamisch angeboten, seine Arbeit im MALZ als Sozialberater fortzusetzen: „Ich bin halt hier geblieben. Ich war ja damals auch schon über 50“, sagt er.

Minijob mit 20 Stunden pro Woche

Seit 2009 ist Hamisch Rentner, aber weiterhin Angestellter. Als Minijobber arbeitet er nun nicht mehr Vollzeit, sondern 20 Stunden pro Woche weiter im MALZ. Aus Lust an der Arbeit und nicht wegen des Geldes: „Meine Rente ist auskömmlich, ich hätte genug auch ohne den Minijob“, sagt der 68-Jährige.

Eine Grenze, wann es wirklich mal Schluss sein soll mit der Arbeit, hat sich Hamisch nicht gesetzt, er fühle sich immer noch frisch und munter: „Es gruselt mich schon ein bisschen, wenn ich manche Rentner sehe, die an der Schloßstraße entlanglaufen und nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen“, sagt er. „Allerdings“, räumt er ein, habe er auch einen Job, den man über das normale Rentenalter hinaus machen könne.