Mülheim. .
Monika Geisler liebt ihren Beruf und auf den lässt sie nichts kommen. Von Zeitdruck, körperlicher oder seelischer Belastung will sie nichts wissen – und auch nichts von Knöllchen. Von denen, sagt sie, bekommt sie nämlich kaum welche. Monika Geisler ist Altenpflegerin und arbeitet für den Ambulanten Pflegedienst „Die Lindenblüten“.
Bewusst hat sie sich gegen stationäre und für ambulante Arbeit entschieden. Weil sie dann „als Gast“ zu den Menschen nach Hause geht und so zu einer „echten Vertrauensperson“ wird. Doch bei aller Liebe – es wird immer schwieriger, Jugendliche für Pflegeberufe zu begeistern. Aus dem Nachwuchs- droht ein Fachkräftemangel zu werden. In Mülheim wollen Pflegedienste dies nun gemeinsam angehen.
Kaum Zeit für Gespräche
Auch im Gespräch mit Monika Geisler hört man es hinaus, wenn sie Dinge sagt wie: „Während der Pflege kommt man immer mit den Klienten ins Gespräch.“ Zeit für ein Gespräch danach bleibt kaum. Der Zeitplan ist eng. Module, die mit der Krankenkasse abgerechnet werden, geben den Takt vor – und machen jede Menge Schreibarbeit, wie Thomas van den Most einräumt. Der Pflegedienstleiter von „Die Lindenblüten“, des ambulanten Pflegedienstes der Contilia-Gruppe, zu der das St. Marien-Hospital gehört, schreibt 40 % der Arbeitszeit der Dokumentation zu.
Und dennoch würde er sich wünschen, dass nicht nur Zeitdruck und Regularien das Bild dieses Berufs prägten: „Es ist wichtig, dass sich die Sicht der Gesellschaft auf die Pflege ändert.“ In der öffentlichen Wahrnehmung überwiege das Negative. Selbstverständlich sei es ein belastender Beruf, aber zugleich sei er „hochbefriedigend“. Das ist es auch, was Monika Geisler betont: „Es ist schön zu hören, dass sich die Klienten freuen, dass wir da sind. Man baut sehr intensive Beziehungen auf.“ Dieses Bild, sagt van den Most, müsse man stärker vermitteln.
Politisch ändert sich etwas
Das Image ist die eine Sache, die Aufwertung des Berufes eine andere. Für Letzteres sieht Thomas van den Most erste Anzeichen. „Politisch ändert sich etwas“, sagt er und meint etwa die Umlagefinanzierung in der Altenpflegeausbildung. Darüber hinaus, sagt der Pflegedienstleiter, seien verschiedene Ambulante Pflegedienste dabei, ihre Zusammenarbeit zu verbessern: „Wir versuchen, Richt- und Leitlinien für die Ausbildung in der ambulanten Pflege zu erstellen.“ In Mülheim, einer alternden Stadt, in der sich der demografische Wandel besonders auswirken wird, „muss man sich bestimmten Dingen gemeinsam stellen“.
Im Juli 2011beschloss die Landesregierung eine Umlagefinanzierung in der Altenpflegeausbildung, um Wettbewerbsnachteile zu beseitigen und die Zahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen. Alle Pflegeeinrichtungenin NRW zahlen entsprechend ihrer Größe in einen Ausbildungsfonds ein. Wer ausbildet, bekommt die Ausbildungsvergütung daraus rückerstattet.