Mülheim. .
Der heimische Arbeitsmarkt hat im Jahr 2012 eine deutliche Erholung erfahren. Die Zahl der offiziell erfassten Arbeitslosen ist im Jahresverlauf um 9,9 % gesunken. Bei 6013 Betroffenen beträgt die Arbeitslosenquote in Mülheim zum Jahreswechsel 7,2 % (2011: 8,1 %).
Gewinner 2012
Am stärksten profitiert haben laut Statistik Langzeitarbeitslose, also Menschen, die ein Jahr und länger ohne Job waren. Im Jahresvergleich zählt die Statistik heute nahezu ein Fünftel weniger Personen, die von diesem Schicksal betroffen sind. Auch Frauen profitierten überproportional, ebenso Menschen mit Migrationshintergrund. Allerdings ist letztgenannte Personengruppe weiter stark von Arbeitslosigkeit betroffen: Die Arbeitslosenquote bei Menschen mit ausländischen Wurzeln beträgt 19,9 % (2011: 23,1 %).
Verlierer 2012
Für Menschen mit einer Behinderung ist die Situation am Arbeitsmarkt entgegen dem Trend gar schlechter als vor einem Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen mit Schwerbehinderung hat im Jahresverlauf zugenommen. Aktuell sind 327 Betroffene als arbeitslos registriert.
Arbeitslosigkeit und Alter
Weiter gilt die Regel: Je älter, desto größer die Wahrscheinlichkeit, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein. So ist laut Statistik etwa jeder elfte Mülheimer, der älter ist als 55, ohne reguläre Arbeit. Bei Menschen zwischen 50 und 65 ist die Quote nur wenig besser. Menschen ab 50 sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen, auch wenn nicht mehr so stark wie im Jahr zuvor. Die Jugendarbeitslosigkeit (U 25) stieg im Jahresvergleich leicht auf 3,3 %.
Unverfälschte Zahlen
Die Statistik, qua Bundesgesetz geregelt, gibt nicht das tatsächliche Ausmaß von Arbeitslosigkeit wieder. Die hiesige Agentur weist daher auch die Unterbeschäftigung aus. Werden in der offiziellen Statistik „nur“ 6013 arbeitslose Mülheimer erfasst, so erfasst der Wert für Unterbeschäftigung 8173 Mülheimer, die ohne regulären Job am ersten Arbeitsmarkt dastehen – betroffen ist fast jeder zehnte Mülheimer im erwerbsfähigen Alter. Aus der Statistik fallen etwa 1066 Menschen in einer Maßnahme zur „Aktivierung und beruflichen Eingliederung“, 447 Ein-Euro-Jobber, 196 Menschen in Weiterbildung und 115 aus der Bürgerarbeit. Immerhin: Auch das Ausmaß von Unterbeschäftigung ist im Vergleich zu 2011 in Mülheim deutlich geringer geworden: Vor einem Jahr waren noch 1044 Menschen mehr betroffen.
Robust trotz negativer Anzeichen
Der aktuelle Arbeitsmarktbericht zeigt im Jahresvergleich nicht nur eine deutliche Verbesserung bei den Bestandszahlen, er offenbart auch Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft an Kraft verloren hat. Dennoch lässt sich mit Christiane Fern, der Vorsitzenden der Geschäftsführung in der hiesigen Agentur für Arbeit, feststellen: „Der Mülheimer Arbeitsmarkt zeigt sich immer noch sehr robust.“ Doch es gibt sie, die negativen Anzeichen:
Fakt 1: Im Vergleich zu Dezember 2011 gibt es in Mülheim wieder leicht mehr Arbeitslose mit Anspruch auf Arbeitslosengeld 1, heißt: Sie sind erst in jüngerer Zeit arbeitslos geworden und rutschen, wenn sie nicht wieder Arbeit finden, in den Hartz-IV-Bereich. Betroffen sind 1425 Personen.
Fakt 2: Im Jahr 2012 ist es nur noch 2954 Mülheimern geglückt, sich aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung abmelden zu können. Im Jahr 2011 ist dies noch 200 Menschen mehr gelungen.
Fakt 3: Die Agentur für Arbeit stellt fest, dass sich aktuell „bereits viele Firmen nach Kurzarbeit erkundigen und die Stimmung in Wirtschaft und Betrieben schlechter wird“. Wie berichtet, fährt als prominentestes Beispiel derzeit die Eisenguss-Sparte der Friedrich-Wilhelms-Hütte Kurzarbeit. Auch Mülheims Stahlriesen haben mit Auftragsschwund zu operieren.
Positiv: Aktuell kann die Agentur 795 Jobs in Mülheim vermitteln, das sind gar 146 mehr als zum Jahreswechsel 2011/12. Fern: „Wir hoffen auf einen milden Winter und eine anziehende Konjunktur.“