Mülheim. .

Der Flughafen Essen/Mülheim könnte zu einem Sonderlandeplatz umgewandelt werden. Rechtlich und technisch wäre dies zulässig und würde unterm Strich die laufenden Kosten des Flughafens bis zur endgültigen Schließung deutlich reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt das Gutachterbüro Lenz und Johlen aus Köln. Die Analyse aller bestehenden Verträge habe ergeben, so die Gutachter, dass es keine Verpflichtung für die drei Gesellschafter – die Städte Mülheim, Essen und das Land NRW – gebe, den Status Verkehrsflughafen aufrecht zu erhalten.

Lange hatte es gedauert, bis das Gutachten gestern vorgelegt wurde. Zweimal wurde es zurückgereicht an die Gutachter mit der Bitte um Nacharbeitung. Die Gesellschafter hatten im Herbst 2010 das Gutachten in Auftrag gegeben, nachdem die Räte in Mülheim und Essen den Ausstieg aus dem Flughafen beschlossen hatten und auch das Land NRW dem folgte. Eine der zentralen Fragen war: Was muss für den Aero Club, der einen Pachtvertrag bis zum Jahr 2034 besitzt, und für das Luftfahrt-Unternehmen WDL, Vertrag bis 2025, an Flughafen-Infrastruktur vorgehalten werden?

Mobiler Tower

Die Stadt Mülheim, so der Gutachter, hat alles zu unterlassen, was den Motorsportflug-, den Motorsegelflug-, den Motorschleppflug und den Segelflugbetrieb des Aero Clubs mit seinen fast 300 Mitgliedern einschränkt oder aufhebt. Allerdings müsse die Stadt aber nicht „aktiv für eine Aufrechterhaltung bestimmter Flugmöglichkeiten“ sorgen. Auch für die Rechtsnachfolger von Theo Wüllenkemper habe die Stadt lediglich dafür Sorge zu tragen, dass ausreichend Start- und Landegelände für den Luftschiffbetrieb zur Verfügung steht.

Ein Sonderlandeplatz hätte auch Konsequenzen für die Rettungsflüge und die vielen Privatflieger am Flughafen, für sie wäre Essen/Mülheim dicht. Unterm Strich, so der Gutachter, ließen es die Verträge zu, den bestehenden Flughafen durch Umwandlung zum Sonderlandeplatz „deutlich zu reduzieren“. Es wäre möglich, die Start- und Landebahn von jetzt 1536 Metern auf 800 Meter zu verkürzen, das Entwässerungssystem aufzugeben, das Personal zu verringern. Ein mobiler Tower würde reichen.

Keine Musterlösung für den Flughafen

„Damit wird zwar ein Stück mehr Klarheit geschaffen, doch enthält das Gutachten keine Musterlösung für die weitere Entwicklung am Flughafen“, sagt Oberbürgermeisterin und Vorsitzende des Aufsichtsrats der Flughafen-Gesellschaft, Dagmar Mühlenfeld. Sie spielt den Ball der Politik zu. Die müsse sagen, ob sie den Weg zum Sonderlandeplatz gehen wolle, das gelte auch für die Mitgesellschafter in Essen und im Land. Die könnten jedoch auch aus der Gesellschaft aussteigen, dann stünde Mülheim als einziger Vertragspartner von Aero Club und WDL allein mit dem Problem da.

Sollte das Ziel Sonderlandeplatz heißen, müsste ein Zulassungsverfahren erfolgen. Das Umwandlungsverfahren könnte zwei Jahre dauern, bis zu 1,5 Millionen kosten. Würden Essen und das Land mit zahlen? Was die Städte am Ende durch die Umwandlung sparen, wollte der Gutachter nicht prognostizieren, er spricht von einem „deutlichen Betrag“. Derzeit müssen die Städte und das Land jährlich mit jeweils 250 000 Euro das Flughafen-Defizit abbauen.

Willi Budde, Vorsitzender des Aero Club, kannte das Gutachten gestern noch nicht, betonte allerdings: „Der Status quo ist vernünftig.“ Kritisch fragt er: „ Wem würde eine Reduzierung der Stadt- und Landebahn etwas nützen? Wie soll dabei gespart werden?“ Das Netzwerk gegen Fluglärm sieht, in einer ersten Reaktion, in dem Gutachten eine Bestätigung dafür, dass die Gesellschafter für die Hobbyflieger keine Kosten mehr zu tragen haben.