Mülheim. .

Für den 14. August hat Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, selbst zurzeit im Urlaub, den Aufsichtsrat der Flughafen-Gesellschaft zu einer Sondersitzung einberufen. Thema: die Dienstwagen-Affäre des Flughafen-Geschäftsführers Reiner Eismann. Alles deutet im politischen Mülheim darauf hin, dass dem eigenwillig handelnden Eismann keine Zukunft am Flughafen gewährt werden soll. Gar eine vorzeitige Auflösung seines bis Ende September laufenden Vertrages ist ins Spiel gebracht.

Eismann, der am Samstag 59 Jahre alt wird, droht darüber zu stolpern, dass er sich auf Kosten der kriselnden Gesellschaft im Leasing-Modell einen Dienstwagen zugelegt hat, der in seinem Format über dem angesiedelt ist, was ihm vertraglich zusteht: einen Toyota Lexus GS 450H mit 250 PS plus 100 elektrische PS. Die WAZ hatte den Fall öffentlich gemacht, nachdem ihr ein Schreiben Eismanns zugespielt worden war, in dem der Flughafen-Chef Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld gar die Möglichkeit aufgezeigt hatte, wie die Anschaffung eines neuen Luxusgefährts, seinerzeit war noch die Rede von einem Audi Q5, in den Büchern zur Unkenntlichkeit verschleiert werden könne. So ließe sich doch eine Diskussion darüber verhindern. Die Debatte am Flughafen, ob über Ausstieg oder 700 000 Euro Miese im Jahr, ist heiß genug. Mühlenfeld legte ihr Veto ein, Eismann orderte eigenmächtig den Toyota Lexus, günstigster Listenpreis: 54 750 Euro.

Vertrauensbruch beklagt

Nach der WAZ-Berichterstattung reagierte die Oberbürgermeisterin am 17. Juli und sprach sich als Konsequenz dafür aus, den Vertrag Eismanns im Herbst 2013 nicht zu verlängern. Ihre SPD, das äußerte gestern Fraktionschef Dieter Wiechering, weiß die OB in dieser Frage hinter sich. Aufsichtsrat Frank Wagner (CDU) mag dies vor der Sondersitzung am 14. August, in der zur Sache eine juristische Bewertung einer Kölner Kanzlei vorliegen soll, in Stein meißeln. Aber auch er spricht von einem Vertrauensbruch. Noch Anfang Juni habe Eismann dem Aufsichtsrat die Neuanschaffung verschwiegen.

Waldemar Nowak, als Anti-Fluglärm-Netzwerker auf Ticket der MBI im Aufsichtsrat, kündigt an, bei der Sondersitzung zusätzlich Posten aus den Wirtschaftsplänen 2011 und 2012 hinterfragen zu wollen. Es gebe nun viele Fragen – etwa dazu, was sich hinter den im Paket ausgewiesenen Betriebskosten vielleicht noch verberge.

Sowohl Nowack als als CDU-Ratsherr Wagner wollen in elf Tagen auch „über die Rolle der OB“ in der Dienstwagen-Affäre aufgeklärt werden. Nowack will genau wissen, wie Mühlenfeld seinerzeit auf das besagte Schreiben von Eismann reagiert hat. „Klar ist“, sagt der CDU-Aufsichtsrat, „dass sie wusste, dass Eismann einen Dienstwagen haben wollte.“ Auch Nowack will in dieser Frage etwas sehen: „Ihr Veto will ich Schwarz auf Weiß“. Aber gibt es es überhaupt etwas Schriftliches? Nowack jedenfalls bezweifelt, dass die Dienstwagen-Affäre der OB als Aufsichtsratsvorsitzender vor der Veröffentlichung in der WAZ verborgen geblieben ist.

Eismanns Tage am Flughafen scheinen jedenfalls gezählt. „Der war einfach zu blöd“, ist aus der Politik zu hören, „übel aufgestoßen“ ist vor allem auch, dass sich Eismann nach Bekanntwerden der Dienstwagen-Affäre zu allem Überfluss auch noch mit dem Wagen für eine Presseberichterstattung hatte ablichten lassen. „Den kann man nicht mehr halten.“ So hofft manch einer, dass Eismann gar einer vorzeitigen Vertragsauflösung ohne Abfindung zustimmt.

Wenn nicht? Dann hat er als abgestellter Beamter ein Rückkehrrecht in die Verwaltung. Kaum vorstellbar, dass Mühlenfeld dort einen attraktiven Job für ihn findet.