Mülheim. . Der interkommunale Gewerbepark am Flughafen gilt als eines der Zukunftsprojekte von Mülheim. Doch weil dort Stillstand herrscht, gibt es lauter werdende Kritik an der mangelhaften Vermarktung des Areals. Die Zukunft des Gewerbeparks scheint ungewiss.
Der interkommunale Gewerbepark am Flughafen gilt als eines d e r Zukunftsprojekte von Mülheim. Allemal als wegweisend wurde er gepriesen, und das seit den 90er Jahren. Es sieht derzeit eher nach einer Sackgasse aus, vom Absturz hochtrabender Pläne ist die Rede.
Nichts tut sich, und nicht nur die CDU fragt ungeduldig an: Was ist dort eigentlich los? „Wir hören ständig den Ruf, dass es in der Stadt zu wenig Gewerbeflächen gibt, doch selbst auf vorhandenen passiert nichts“, beklagt die Union. Von „völlig unausgegorenen Plänen“ wird sogar im Rathaus hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Die Politik mache Rechnungen auf, ohne an Chancen und Renditen der Unternehmen zu denken, heißt es. Die Wirtschaftsförderung schweigt, will erst im Ausschuss Stellung beziehen.
Für die Mülheimer Bürgerinitiativen steht fest: „Das Gewebegebiet am Flughafen bräuchte erst mal eine vernünftige Infrastruktur mit Zu- und Abfahrten und eine offensive Vermarktung“, so Lothar Reinhardt, der Fraktionschef. Beides fehle. Nicht einmal auf der Homepage der Wirtschaftsförderung taucht der interkommunale Gewerbepark auf. Was auch der SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering als höchst ungewöhnlich und als einen Mangel einstuft.
Dass es am Flughafen mit Gewerbe schwierig werden könnte, wundert ihn indes nicht. Viel zu viele Beschränkungen gebe es für den Gewerbepark, und vieles müsste erst erschlossen werden. Und: „Wer lässt sich denn in der Nähe eines Flughafens nieder, den er nicht nutzen kann, nicht einmal mit flugaffinem Gewerbe?“ Nicht nur Wiechering denkt so. Große Hoffnungen setzt der Vorsitzende des Planungsausschusses daher nicht mehr in das Gebiet. Es wäre aus seiner Sicht nicht die schlechteste Lösung, wenn alles so bliebe, wie es ist. Also Flieger und viel Freifläche.
Ein klärendes Gutachten lässt auf sich warten
Das ist aber auch umstritten: Eine politische Mehrheit hat gegen die Stimmen von SPD und FDP den Ausstieg aus dem Flughafen beschlossen und sieht dort in Zukunft eben ein Areal mit Gewerbe und Wohnen – auch auf dem jetzigen Flugplatz-Areal als Ergänzung zum Gewerbepark. Doch welche Chance hat das, und wann?
Ein klärendes Gutachten dazu zieht sich hin. Teile der Politik, aber auch das Netzwerk gegen Fluglärm sehen darin eine bewusste Verzögerungstaktik. Es gebe Leute, so Waldemar Nowak vom Netzwerk, die glauben immer noch, den Flughafen erhalten zu können. Für ihn ein in jeder Hinsicht unrealistisches Unterfangen, da auch die Stadt Essen und das Land, als Gesellschafter, aussteigen wollen und es für ein Fluggeschäft keine Perspektive gebe.
In der Tat gibt es nach wie vor starke Befürworter für den Flughafen. Die FDP gehört etwa dazu. „Wir sind fest davon überzeugt, dass dieses Areal als kleiner Geschäftsflughafen die besten Chancen hätte“, sagt Fraktionschef Peter Beitz und verweist darauf, dass die FDP gerade mit dieser Haltung in den Wohnvierteln am Flughafen die meisten Stimmen holt. Er spricht aus, was in anderen Parteien befürchtet wird: „Irgendwann ändern sich politische Mehrheiten wieder, wer weiß, was aus dem Flughafen noch wird.“
FDP sieht keine Chancen
Dem Gewerbepark gibt die FDP keine Chancen. „Welche Interessen sollte eine Stadt wie Essen, die so viele große Flächen verfügt, an diesem kleinen Zipfel haben?“
Zunächst einmal bleibt es wohl Flughafen. Bis zum Jahr 2034 jedenfalls kann der Aeroclub dort starten und landen und der denkt nicht daran, woanders hinzugehen. Der Club hat mit der Stadt einen Vertrag. Dass vor 2034 verwertbare Flächen am Flughafen frei werden könnten, glauben viele nicht und halten daher den Status quo für am wahrscheinlichsten. Das hieße aber auch weiterhin, dass die Stadt Mülheim jährlich Verluste macht. Es sind Millionen, die sich aufsummieren in den nächsten 20 Jahren, was auch der Landesrechnungshof moniert hatte. Kein richtiger Flughafen, kein Gewerbegebiet, dafür Schulden und Debatten über den Ausstieg Die Turbulenzen dauern an.