Mülheim/Ruhr..

Die Stadt – bis über beide Ohren verschuldet. Die Flughafen-Gesellschaft – beständig in den Miesen. Dessen Geschäftsführer – mit Luxuskarosse als Dienstwagen unterwegs. Beschafft auf eigene Faust, auf Kosten der Gesellschaft, ohne Genehmigung der Aufsichtsratsvorsitzenden. „Den Eismann konnte man nicht ungeschoren davonkommen lassen“, sagte am Dienstagabend ein Aufsichtsrat zur WAZ. Das Kontrollgremium folgte gestern einstimmig der Empfehlung einer eingeschalteten Fachanwaltskanzlei aus Köln: Reiner Eismanns Vertrag am Airport soll über den 30. September 2013 hinaus nicht verlängert werden. Für den angerichteten Schaden soll er geradestehen.

Lang sind die Flure im Rathaus, wohin für gestern, 16 Uhr, Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld in ihrer Funktion als Vorsitzenden den Aufsichtsrat zur Sondersitzung bestellt hatte, um im Fall Eismann Konsequenzen zu ziehen. Fünf Minuten vor Beginn der Sitzung: Am Ende des Ganges taucht ein Fußgänger auf, der geraden Schrittes auf Sitzungssaal C 110 zusteuert. Es ist Eismann. Im Alleingang kommt der daher, der wegen eines Alleingangs in Missgunst gefallen ist. Freundlich, geradezu aufgeräumt tritt er näher. Nein, zur Affäre sagen möchte er nichts. Nicht vor, nicht nach der Sitzung. Noch ein lockeres Schwätzchen mit Hendrik Dönnebrink, dem Chef der Mülheimer Beteiligungsholding. Die Atmosphäre bleibt auch freundlich, als Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld dazustößt.

Einvernehmlicher Beschluss gegen Eismann im Aufsichtsrat

Sachlich unaufgeregt soll es dann auch hinter verschlossenen Türen zugegangen sein, Eismann vor der Tür wartend. Das Thema schwelt nun auch schon seit Wochen, nachdem die WAZ berichtet hatte, dass Eismann sich mit einem Toyota Lexus GS 450H (250 PS plus 100 elektrische PS) einen Dienstwagen gegönnt hatte, der ihm laut Vertrag nicht zusteht. Womöglich war Eismann am Dienstag auch deshalb so aufgeräumt: Er dürfte gewusst haben, dass seine Verfehlung nicht geduldet werden würde. Weil der öffentliche Druck groß war. Dem einen (Geschäftsführer) sein Luxus, der steuerzahlenden Allgemeinheit ihr Schuldenberg? Das passt nicht zusammen.

Neun von zwölf Aufsichtsräten, Vertreter der Städte Essen und Mülheim sowie des Landes als Gesellschafter, waren anwesend. Einvernehmlich die Beschlüsse, keine kontroversen Debatten. Punkt 1: Eismanns Vertrag soll Ende September 2013 auslaufen. „Nach dem Fehlverhalten ist dies nur ein konsequenter Schritt“, so Mühlenfeld nach der Sitzung. Ein Nachfolger solle in den kommenden Monaten zwischen Aufsichtsrat und Gesellschaftern bestimmt werden. Punkt 2: Der Aufsichtsrat empfiehlt der Gesellschafterversammlung, „mit Herrn Eismann eine Regelung herbeizuführen, um den finanziellen Mehraufwand für den neuen Dienstwagen auszugleichen“. Um wie viel Geld Eismann sein Limit überzogen hat, bleibt unklar. Einmal ist die Rede von 15- bis 20 000 Euro, ein anderes Mal von nur ein paar wenigen Tausend Euro, die monatliche Leasingrate für den Lexus liege rund 300 Euro über der für einen Audi A4, der Eismann zugestanden hätte.

Übrigens: Verworfen wurde der Gedanke, Eismann wegen seiner Vertragsverletzung außerordentlich zu kündigen. Erstens, so war zu hören, sei die Frist dafür wohl verstrichen, zweitens wolle man sich ein Klageverfahren sparen , bei dem am Ende möglicherweise mehr Kosten anfielen als Schaden entstanden sei und man Eismann trotzdem kaum früher als zum 30. September 2013 hätte von seiner Funktion entbinden können.