Mülheim. . Der Aero-Club in Mülheim soll für den Bau einer Flughalle zu viele öffentliche Mittel erhalten haben. Das Netzwerk gegen Fluglärm wirft dem Präsidenten Willi Budde Günstlingswerkschaft vor. Denn er war damals SPD-Ratsherr und stellvertretender Vorsitzender des Betriebsausschusses für Sport.

Willi Budde ist stolz auf den Aero-Club, dem er als Präsident seit nunmehr 15 Jahren vorsteht. Es ging stetig nach oben, nicht nur in der Luft, sondern auch in der Vereinsentwicklung. Viele neue, vor allem auch junge Vereinsmitglieder konnte der Verein in all den Jahren gewinnen. Mancher, der als Jugendlicher auf den Ruhrhöhen startete, fliege heute im Cockpit der Lufthansa oder bei Air-Berlin, berichtet Budde. So soll es bleiben. Doch politisch bekommt der Verein nun Gegenwind wegen des Baus einer Flughalle – in 2006.

„Wir haben den Verdacht, dass hier zu viele Fördergelder kassiert worden sind“, sagt der Sprecher des Netzwerkes gegen Fluglärm, Waldemar Nowak und setzt noch eins drauf: Günstlingswirtschaft! Er hält es für nicht in Ordnung, dass der Präsident des Aero-Clubs zugleich auch erster stellvertretender Vorsitzender des zuständigen städtischen Betriebsausschusses für Sport war, der die Fördermittel bewilligte. Budde war damals SPD-Ratsherr. Rund 300 000 Euro kostete die Flughalle, wobei die Stadt zuerst 60 000, später weitere 10 000 Euro zur Förderung gab, das Land weitere 120 000 Euro. Den Rest brachte weitgehend der Verein selbst auf.

"Da tun sich etliche Fragen auf"

Eine schlichte Anfrage der Grünen zu Verträgen und Fördergeldern, die am Flughafen geflossen sind, brachte die Zahlen jetzt auf den Tisch. Dazu auch einen Pachtvertrag des Vereins von 1965, für eine Fläche am Auberg zum Jahrespreis von nur 49,08 Euro. Auch das überraschte in der Politik.

Finanzielle Last

Der Flughafen, so sieht es eine Ratsmehrheit jenseits der SPD, stellt eine Belastung dar und kostet die Stadt jedes Jahr viel Geld. Lärmlast gehe vom Aero-Club keine aus, betont Budde und betont: „Es gab Leute, die haben stets verhindert, dass am Flughafen Geld verdient werden kann.“ Das Netzwerk gegen Fluglärm gehört für ihn zuvorderst dazu.

Die CDU will dies nicht auf sich beruhen lassen. „Da tun sich etliche Fragen auf“, sagt Hansgeorg Schiemer, Fraktionsgeschäftsführer. Auch die Grünen wollen nachhaken. Rätsel gibt vor allem auf, ob der Verein auch noch die 10 000 Euro im Jahr 2006 von der Bezirksvertretung hätte kassieren dürfen, denn Voraussetzung dafür soll gewesen sein, dass das Land nicht zahlt. Das Land hatte aber gezahlt. Der Verein hätte aus Sicht von CDU und Netzwerk die 10 000 Euro zurückzahlen müssen. Nowak macht noch eine andere Rechnung auf: „Warum wird in dieser Stadt ein Verein, der nicht zu den ärmsten gehört, derart gefördert und andere gehen leer aus?“

Politische Mehrheit

Für Willi Budde ist die Diskussion nicht nachvollziehbar. Der Verein habe wie so viele andere auch, Antrag auf Förderung gestellt und diese eines Tages auch erhalten. Die alte Segelflugzeughalle habe damals nicht mehr ausgereicht, Flugzeuge wären draußen Wind und Wetter ausgesetzt gewesen und hätten stark gelitten. Sämtliche Debatten dazu seien öffentlich geführt worden, alles korrekt gelaufen. Wer wie viel erhalte, entscheide in allen Fällen eine politische Mehrheit. Die war in dem Fall eindeutig: Wie aus dem Protokoll der damaligen Sitzung hervorgeht, gab es mit den Stimmen der SPD, CDU und FDP eine deutliche Mehrheit für die Unterstützung des Aero-Clubs.

Und was die Vereinsarbeit angeht, verweist Budde vor allem auch auf die starke Jugendarbeit. Das Netzwerk äußert noch einen weiteren Verdacht: „Schaut man sich den Erbpachtvertrag des Aero-Clubs an, so dürfen in den Hallen nur eigene Flugzeuge untergebracht werden. Unseres Wissens nach werden auch Stellplätze für andere Flugzeuge vermietet.“ Das wäre, so Nowak, mit den Subventionen mit erlaubt. Auch das will die Politik prüfen lassen.

"Wir brauchen kein Gutachten."

Die verspätete Aufregung um die Flughalle fällt in eine Zeit, in der ungeduldig ein Gutachten erwartet wird, das sich mit den Folgen der Schließung des Flughafens befasst. Vor allem geht es um die Frage: Was müssen die Gesellschafter – Essen, Mülheim und das Land – weiterhin auf den Ruhrhöhen an Infrastruktur vorhalten? Der Aero-Club hat einen Vertrag bis 2034. Können Flächen des Areals vorher für andere Zwecke genutzt werden?

Willi Budde spricht in dem Fall Klartext: „Wir brauchen kein Gutachten. Wir haben klare Verträge und darauf wird der Verein auch bestehen und nicht abrücken.“ Was den Bedarf an Infrastruktur angeht, macht der Vereinspräsident klar: „Wir brauchen eine Landebahn als Wiese, wir brauchen eine weitere asphaltierte Bahn für die Motorflieger, eine Tankstelle und selbstverständlich einen Tower.“ Bei den Dingen geht es für Budde auch um Fragen der Sicherheit. „Der Status quo muss erhalten bleiben. Das wissen auch die Städte und die Bezirksregierung.“

Der Flughafen, so sieht es eine Ratsmehrheit jenseits der SPD, stellt eine Belastung dar und kostet die Stadt jedes Jahr viel Geld. Lärmlast gehe vom Aero-Club keine aus, betont Budde und betont: „Es gab Leute, die haben stets verhindert, dass am Flughafen Geld verdient werden kann.“ Das Netzwerk gegen Fluglärm gehört für ihn zuvorderst dazu.