Mülheim. .

Die alte Stadt bekommt Nachwuchs: Entgegen des Landestrends ist die Zahl der Geburten in Mülheim gestiegen. 1312 Kinder wurden hier 2011 geboren. Das entspricht einem Zuwachs von 3,3 % und ist der größte Anstieg in allen 23 kreisfreien Städten des Landes. Denn statistisch gesehen, ging die Geburtenrate in NRW um 2,9 % zurück. Da passte es, dass Mülheim am gestrigen Mittwoch zum Treffpunkt für rund 1000 Hebammen wurde. Der Landesverband der Hebammen in NRW lud zur jährlichen Tagung in die Stadthalle.

Alles lässt sich modernisieren – auch das Kinderkriegen. Oder vielmehr: die Unterstützung dabei. Vorträge und Workshops bildeten die Grundlage der Tagung, die durch Stände kommerzieller Anbieter ergänzt wurde. Themen waren u.a. das Wochenbett und die Frage, wie man die Situation der Frau nach der Geburt verbessern kann, das Kindeswohl und vor allem die richtige Reaktion in Notfall- und Krisensituationen. Bei Letzterem werde es für Hebammen immer wichtiger, sich zu vernetzen, weiß Jennifer Jaque-Rodney, Familienhebammenbeauftragte des Landes: „Das Interdisziplinäre rückt immer stärker in den Fokus. Mehr denn je ist der Kontakt zu anderen Berufsgruppen, wie Ärzten und Therapeuten, wichtig.“

Verbindung von Studium und Ausbildung

So wurde auch die Ausbildung von Hebammen diskutiert. Dabei ist es laut Jennifer Jaque-Rodney hilfreich, „Ideen aus dem internationalen Raum einzubringen“. Ein Aspekt dessen ist die Verbindung von Studium und Ausbildung. Von dieser Kombination von wissenschaftlicher Theorie und tatsächlichem Erleben ist Jennifer Jaque-Rodney, die auch das Mülheimer Familienhebammenprojekt leitet, überzeugt. Im Projekt hospitieren derzeit Studentinnen, die den Bachelor-Studiengang Hebammenkunde belegt haben und so den Alltag kennen lernen können und angeleitet werden.

Hebammen, -schülerinnen und -professorinnen nahmen gleichermaßen an der Tagung in der Stadthalle teil, die auch von den Vorsitzenden des Landesverbands, Renate Engelkraut und Barbara Blomeier, begleitet wurde. Diskutiert wurden zudem politische Entwicklungen und deren Auswirkungen, die aber eher positiv bewertet werden. „Durch das neue Kinderschutzgesetz“, sagt Nina Frense, Referentin des Sozialdezernenten, „erfahren Hebammen eine Stärkung.“ Auch durch gesellschaftliche Veränderungen und sich wandelnde Familienstrukturen, glaubt Jennifer Jaque-Rodney, „rutschen Hebammen in den Fokus“. Vor allem gehe es darum, Frauen Unsicherheit zu nehmen. Und da haben die Mülheimer Damen genug zu tun – auch wegen der gestiegenen Geburtenzahl.