Berlin. Zum 1. Juli sind die Haftpflicht-Prämien für Hebammen stark gestiegen, weshalb viele Hebammen keine Geburtsbegleitung mehr anbieten. Nun übernehmen die Krankenkassen die gestiegenen Kosten.

Nach zähem Ringen haben sich die gesetzlichen Krankenkassen und die Hebammen-Verbände auf einen finanziellen Ausgleich für die Geburtshelferinnen geeinigt. Die höheren Kosten durch die stark gestiegenen Prämien zur Berufshaftpflichtversicherung werden vollständig von den Krankenkassen übernommen, wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) am Dienstag in Berlin mitteilte. Der saarländische Gesundheitsminister und Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Andreas Storm (CDU), sprach von einem wichtigen Signal für diese Berufsgruppe.

Hebammen und Entbindungshelfer leisteten "einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen", erklärte Storm in Saarbrücken.

Konkret erhält eine freiberufliche Hebamme bei jeder von ihr betreuten Geburt im Geburtshaus 25,60 Euro zusätzlich und bei einer Hausgeburt 78 Euro mehr. Damit erhöhen sich die Zahlungen der Kassen für die freiberuflichen Geburtshelferinnen laut GKV um rund 1,7 Millionen Euro im Jahr. Die Vereinbarung, die am Montag bei Verhandlungen zwischen Kassen und Verbänden erzielt wurde, gilt rückwirkend zum 1. Juli 2012.

Jahresprämien sind um 15 Prozent gestiegen

Zum 1. Juli waren die Jahresprämien, die Hebammen für ihre Berufshaftpflicht zahlen müssen, von derzeit durchschnittlich fast 3700 Euro um 15 Prozent auf mehr als 4200 Euro gestiegen. Betroffen sind in erster Linie jene rund 3000 freiberuflichen Hebammen, die noch klassische Geburtshilfe anbieten.

Keinen Kompromiss gibt es dagegen bislang bei den Vergütungen. Eine von den Kassen angebotene Honorarsteigerung um mehr als zehn Prozent lehnten die Hebammen-Verbände als zu gering ab. Der Deutsche Hebammen-Verband (DHV) fordert eine Anhebung des Stundenlohnes von derzeit knapp 7,50 Euro auf 10,00 Euro, was etwa einem Plus von 30 Prozent entspricht.

Weiter Streit um die Vergütung

An der "seit Jahren völlig unbefriedigenden Vergütungssituation" der Hebammen habe sich noch nichts geändert, erklärten der DHV, der Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) und das Netzwerk der Geburtshäuser. Die Verbände wollen nun die Schiedsstelle anrufen, um doch noch einen Kompromiss zu finden.

In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 18.000 Hebammen. Nur ein Teil davon ist fest angestellt, etwa in Kliniken. 60 Prozent arbeiten freiberuflich, wobei das Gros gar keine Geburten mehr betreut. Viele bieten nur noch Schwangerschaftsvorsorge und Wochenbett-Betreuung für Frauen an. Nur rund 3000 Frauen leisten noch aktiv Geburtshilfe. (afp)