Mülheim. .

Beratungsarbeit ist auch Vertrauensarbeit – besonders wenn es (werdende) Eltern sind, die Rat suchen. Das wissen die Mitarbeiterinnen der fünf Schwangerschaftsberatungsstellen in Mülheim. Die Teams von Awo, Caritas, Diakonie, Frauen beraten/donum vitae sowie vom Sozialamt luden deshalb zur zweiten Infobörse für Eltern und Schwangere in das Cinemotion Kino im Forum.

Die Angebote von der Familienhebamme über die Schuldnerberatung bis zur Kleiderkammer sowie die Menschen dahinter sollten die Besucher so in entspanntem Rahmen kennen lernen. Ein Erstkontakt ist dies, der oft lange anhält: Die Fachfrauen begleiten die Mütter heute teils wesentlich länger.

„Die meisten“, sagt Ulla Höhne von Frauen beraten/donum vitae, „kennen uns aus der Konfliktberatung oder sie kennen uns gar nicht.“ Dabei, da sind sich alle Beraterinnen einig, ist der Bedarf groß, vielleicht gar größer als früher. „Wenn man Mutter wird, verändert sich die gesamte Lebenssituation“, weiß Yansa Schlitzer, von der Awo-Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Partnerschaft und Sexualität. Darum benötigten die Frauen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch psychosoziale.

Rückhalt der Familie fehlt

Als eine Ursache macht Sabine Boeger von der Ev. Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte des Diakonischen Werkes fehlende familiäre Strukturen aus. Viele Frauen seien alleinerziehend, der Rückhalt der Familie fehle, ebenso wie Beispiele. „Lebenspraktische Fragen“ blieben so unbeantwortet.

Deshalb suchen immer mehr Mütter auch nach der Geburt noch lange Kontakt zu „ihrer“ Beratungsstelle. „Eltern stehen heute unter dem Druck, ihr Kind besonders gut zu fördern“, sagt Cornelia Gier von der Beratungsstelle des Kommunalen Sozialen Dienst (KSD). „Dadurch achten sie nicht mehr so auf ihre eigene Intuition.“ Die große Angst, etwas falsch zu machen, führe zu Überforderung, die letztlich die Kinder treffe, sagt Yansa Schlitzer. „Kinder mit Terminkalender“ seien das Ergebnis. Auch Pascale Wiesweg von der Schwangerenberatung der Caritas stimmt Ulla Höhne zu, wenn sie sagt: „Viele Frauen haben ein gutes Gefühl für ihre Kinder, aber sie werden nicht darin bestärkt.“