Mülheim. Was SPD und CDU zur Optimierung des Liniennetzes und der gewünschten Reduzierung des Defizits sagen.

Ob ÖPNV-Kunde oder nicht, das spielt keine Rolle: Jeder Mülheimer zahlte im Jahr 2009 rund 158 Euro, um das 27 Millionen-Euro-Defizit der Mülheimer Verkehrsgesellschaft auszugleichen. Und das angesichts einer dramatischen Haushaltslage. Zum Vergleich: In Hagen waren es lediglich 69 Euro pro Bürger, wie Hendrik Dönnebrink, Leiter der städtischen Beteiligungsholding, bei der alle wirtschaftlichen Beteiligungen der Stadt zusammengefasst sind, ausgerechnet hat.


Eine Vergleichszahl, die Ansporn für die beiden größten Fraktionen ist, sich intensiv damit zu beschäftigen, wie auch hier eine deutliche Reduzierung der Zuschüsse möglich ist. Um es kurz zu sagen: Fehlanzeige.

Über Geld wurde nicht gesprochen

Die SPD: Am Dienstagabend tagte erstmals eine Arbeitsgruppe von Partei und Fraktion zum Thema ÖPNV und Mobilität. Folgende Basisforderungen wurden danach an die Verkehrsgesellschaft MVG gestellt: Busse und Bahnen müssen pünktlich sein, die Technik muss zuverlässiger werden, die Wagen müssen sauber sein, der Kundenservice ist zu verbessern. Über Geld wurde nicht gesprochen.

Allerdings: „Es war ja auch das allererste Treffen“, so Fraktionschef Dieter Wiechering. Die weitere Debatte werde sich an der von der Stadt erarbeiteten Vorlage zur Liniennetzoptimierung orientieren. Die empfiehlt unter anderem veränderte Buslinien, den Ersatz der Straßenbahnlinie 110 durch eine Buslinie und einen Wechsel von Straßenbahn auf Bus zwischen Hauptfriedhof und Flughafen. Einsparpotenzial: rund 1,9 Millionen Euro. Die Ortsvereine sind aufgerufen, bis Ende des Jahres den ÖPNV in ihrem Stadtteil unter die Lupe zu nehmen. „Im März werden wir dann ein eigenes Konzept vorlegen“.

Stadt habe auf ganzer Linie versagt

Die CDU: Für Fraktionschef Wolfgang Michels hat die Stadt bislang auf ganzer Linie versagt. „Was bis jetzt dargelegt wurde, ist Quatsch. Es liegt immer noch kein Entwurf eines Nahverkehrsplans vor. Auch Dinge wie Komfort und Pünktlichkeit müssen dann da rein.“ Er fordert, dass im kommenden Frühjahr endlich ein Entwurf vorliegt.

Das Papier zur Liniennetzoptimierung reicht ihm nicht, um in eine intensive Diskussion einzusteigen. Eine deutliche Reduzierung des Defizits sind seiner Ansicht nach Grenzen gesetzt. „Man kann immer weiter runter, aber irgendwann ist auch Schluss“.

Straßenbahnen durch Busse ersetzen

Der Vorschlag eines Gutachters, sämtliche Straßenbahnen durch Busse zu ersetzen, um so zwölf Millionen Euro zu sparen, erteilt er eine Absage: Den Tunnel unter der Ruhr müssen wir noch 25 Jahre nutzen, sonst sind die Fördergelder zurückzuzahlen.“

Was den inhaltlichen Verlauf der drei Bürgerforen zum Nahverkehr betrifft, empfindet Michels die Veranstaltungen als Wunschkonzert. „Statt dort Verschmutzungen und Zerstörungen zu beklagen, sollten die Kunden diese besser sofort melden.“