Mülheim.

In Mülheims Norden wird die Debatte um die Zukunft des ÖPNV weit weniger emotional geführt als im Stadtbezirk Rechtsruhr-Süd. Am Ende der recht spärlich besuchten Bürgerversammlung am Dienstagabend in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Winkhausen spendeten die meisten Bürger Verwaltung und MVG wohlwollenden Applaus für deren Signal, Anregungen zur Angebotsverbesserung nicht unter den Tisch fallen zu lassen, sondern prüfen und der Politik vorlegen zu wollen.

Dass die Diskussion mit rund 50 Bürgern nicht in endloser Kritik am Zustand des Systems mündete, lag wohl auch daran, dass Stadtsprecher Volker Wiebels als Moderator direkt klarstellte: Aktuell gehe es nicht um Sauberkeit, Komfort oder Alter der Fahrzeugflotte – vorrangig sei, mit optimiertem Liniennetz Geld zu sparen, möglichst ohne Qualitätseinbußen.

58 Minuten auf den nächsten Bus warten

Mehr Qualität erhofft sich aber die Gastgeberin des Abends, die Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Ihr stellvertretender Elternsprecher Roland Weber beklagte eine mangelhafte Anbindung der Schule. Etwa wenn donnerstags 1600 Schüler nach Unterrichtsschluss um 13.40 Uhr aus der Schule strömten, der Bus der Linie 151 aber gerade zwei Minuten vorher abgefahren sei. Bedeutet: 58 Minuten warten auf den nächsten Bus.

Konsequenz laut Elternsprecher: Entweder Schüler gehen zur Aktienstraße und nehmen die Straßenbahn 104 in die Stadt, um von dort nach Hause zu kommen. Oder Eltern sind es leid und holen ihre Kinder notgedrungen von der Schule ab. In Vierer-, Fünferreihen stünden mittlerweile die Pkw wartender Eltern. Ein Wunder, dass in dem Gewusel noch nichts passiert sei.

Mangelhafte Anbindungen

Weber bemängelte mangelhafte Anbindungen, forderte etwa auch einen Einsatzbus gen Heißen. Kleine Veränderungen, sagt er. Bitt- und Bettelbriefe der Schule habe es zu jedem Schuljahresbeginn gegeben. Resonanz: null. MVG-Angebotsplaner Peter Schwarz versprach, am Thema bereits dran zu sein, die Stadt habe endlich Daten zu Unterrichtszeiten und Schülerzahlen übermittelt. Der städtische Verkehrsplaner Roland Jansen ermahnte die Schulen, sich kooperativer zu zeigen und den Unterrichtsbeginn so flexibel zu gestalten, dass es ins Liniennetz passe.

Zweites großes Thema: der geplante Ersatz der Straßenbahn 110 (Friesenstraße – Hauptfriedhof) durch eine Buslinie, die Schloß Styrum und Hauptbahnhof anbindet und bis zum Flughafen verkehrt. Erstmals, so Jansen, werde so eine Direktverbindung vom Süden zum Hauptbahnhof geschaffen.

"Ich wollte auch mal Lacher ernten"

Das interessiert die Bürger im Norden freilich weniger. Gleich mehrere machten Vorschläge, wie der ÖPNV in Styrum runder laufen könnte, wie die über den Stadtteil zerstreuten Nahversorgungsstandorte besser verknüpft werden könnten, ebenso das Gebiet rund ums Stadion . . . Der Stenograf der Verwaltung notierte fleißig, auch den mehrfachen Wunsch, die Straßenbahn 104 über den Abzweig Aktienstraße hinaus zur Essener City rollen zu lassen – freilich eine Essener Baustelle.

„Bürgerwünschen“, so Angebotsplaner Schwarz zwischendurch, „sind wir ja eigentlich immer zugetan.“ Nach einigem Gelächter schmunzelte auch er: „Ja, ich wollte auch mal einen Lacher ernten.“ Locker ging’s zu im Norden. Ohne harsche Töne.