Mülheim. .
Die 1,9 Mio Euro teure Sanierung des Hauptbahnhofs ist gerade abgeschlossen, der mit 240 000 Euro aus dem Stadtsäckel finanzierte und mit Landesmitteln bezuschusste Vorplatz noch nicht einmal eingeweiht, und dennoch haben unbekannte Täter dort bereits die Wände beschmiert und Schaufensterscheiben zerkratzt. Mit Kosten von 4000 Euro für die Beseitigung rechnet ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die soll zu Beginn der nächsten Woche in Angriff genommen werden.
Damit könnte man den Schaden noch rechtzeitig vor der offiziellen Einweihung des Vorplatzes – geplant ist Anfang Juli – beseitigt haben. Zwar gehört das beschmierte Bahnhofsgebäude der Bahn, über den entstandenen Schaden schüttelt man bei der Stadt dennoch den Kopf: „Es ist ärgerlich, dass mal wieder öffentliches Eigentum zerstört worden ist“, sagt ein Sprecher der Stadt, „wir können der Bahn nur dazu raten, Anzeige zu erstatten.“
Selbst wenn eine Ermittlung der unbekannten Täter aussichtslos scheint: Der Platz wird nicht überwacht und Augenzeugen haben sich bislang nicht gemeldet. „Was sollen wir machen?“, fragt ein Sprecher der Bahn, „solche Schmierereien sind ein gesellschaftliches Problem.“ Eine Überwachung durch Personal hält der Sprecher aus Kostengründen für nicht umsetzbar. Allerdings zieht die Bahn in Erwägung, künftig eine mobile Kamera aufzustellen. „Wir hätten das Geld natürlich lieber anders investiert“, klagt der Sprecher.
Sprüher waren wohl Anfänger
Dennoch hat die Bahn bislang keine Anzeige erstattet. Die Polizei wird von sich aus nicht tätig, bestätigte eine Polizeisprecherin. Normalerweise würden sie versuchen, den Täter anhand der „eigenen Handschrift“ zu ermitteln, die in der Graffiti-Szene ebenso gleichbleibend ist, wie das so genannte tag – das Namenszeichen des Sprühers. Vermuten kann man, dass es sich um krakelnde Dilettanten, einen Anfänger gehandelt hat: Die Buchstaben „onas“ und „nesh“ sind ungewöhnlich unsauber und fleckig sowie mit einer mehrfach unterbrochenen Linienführung gesprüht worden, als hätte der Sprüher mehrfach ansetzen müssen. Eine Spur ist das allein aber noch lange nicht.
Die Sprühkleckse an der hell gestrichenen Wand am frisch renovierten Hauptbahnhof fallen am Freitagmorgen auch einigen Passanten unangenehm auf. Eine ältere Frau, die nicht genannt werden möchte, findet klare Worte: „Das ist eine große Sauerei. Den Platz finde ich ganz gut. Damit ist alles gesagt!“
Passanten ärgern sich über Schmiererei
Eine weitere Passantin, Melanie Wiesenthal, ist gerade auf dem Weg in die Innenstadt: „Der Platz wirkt sehr trostlos“, findet sie, „und es ist sehr schade, dass er verhunzt wird, gerade nachdem alles neu gemacht worden ist.“ Traurig macht das Geschmiere auch Familienvater Holger Bleul, der gerade mit seiner Familie aus Bochum am Mülheimer Hauptbahnhof angekommen ist: „Der Platz ist aber sehr ordentlich.“
Für viel Unmut unter den Mülheimern haben Schmierereien gerade in der jüngsten Vergangenheit gesorgt. Frank Lenz, Vorsitzender der Bürgerstiftung, kritisiert, dass „sich die Kosten der Beseitigung von Wandschmierereien auf einen sechsstelligen Betrag belaufen.“
Der Vorplatz soll den Bürgern im Juli übergeben werden. Verzögerungen gibt es aber bei den Arbeiten am Dieter-aus-dem-Siepen-Platz. Die Finanzierung durch den Haushalt 2011 sei beschlossen, so ein Sprecher der Stadt, doch die Planung dauere an. Unsicher ist, ob noch in diesem Jahr oder erst 2012 begonnen wird. Die Finanzierung soll deshalb nicht scheitern: Man könne das im Haushalt reservierte Geld in den neuen übernehmen, heißt es seitens der Stadt.