Mülheim. .

Straßenbahnlinien sollen gekappt, der Nachtverkehr ausgeweitet und Strecken teilweise stillgelegt werden - Neue Details zum Sparvorhaben für das Mülheimer Straßenbahnnetz sind bekannt geworden. Die Politik hat gegen die Pläne kaum Einwände.

Im Behördendeutsch nennt es sich „Liniennetzoptimierung“ – dass Optimierung nicht für jeden Nahverkehrskunden optimal sein muss, zeigt sich bei den neuesten, bisher streng vertraulich behandelten Sparplänen im Straßenbahnnetz.

Zur Debatte stehen Streckenkürzungen der Linie 102 vom Heuweg bis zum Uhlenhorst sowie der Linie 104 zwischen Hauptfriedhof und Flughafen.

Vorverlegung des Nachtnetzes weiter diskutiert

Schon in der politischen Diskussion sind Veränderungen im Busnetz. Wir berichteten unter anderem über die Vorverlegung des Nachtnetzes um eine Stunde, schon in der nächsten Sitzung des Ratsausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität am 1. Februar dürften besagte Pläne für die Straßenbahnlinien 102 und 104 auf der Tagesordnung stehen. Im MVG-Aufsichtsrat waren sie bereits Thema, zu einer Empfehlung an die Politik konnten sich die Mitglieder allerdings nicht durchringen.

Die Stadt als Gesellschafterin der hoch defizitären MVG (rund 30 Mio Euro Miese im Jahr) sucht nach Möglichkeiten, Kosten einzusparen. So nahm sie auf der Grundlage eines Gutachtens der Firma Spiekermann Ingenieure die oben genannten Linienäste der 102 und 104 in den Blick. Ihr Ergebnis: Wenn dort der Straßenbahnverkehr eingestellt und durch Busse ersetzt wird, komme es zu „erheblichen Einsparungen bei den Betriebskosten und den benötigten Investitionsmitteln“. Auf der Gegenseite stehe lediglich „eine vertretbare Angebotseinschränkung“.

Linie 102: Sie soll in südwestlicher Richtung am Heuweg in Broich gekappt werden. Wegfallen würden die Haltestellen Waldschlösschen und Uhlenhorst. Auf dem Streckenabschnitt waren an Werktagen rund 420 Fahrgäste gezählt worden. Ersatzweise sollen Solobusse den Shuttleverkehr zum Heuweg sicherstellen – allerdings nur noch im 20- und nicht mehr im 10-Minuten-Takt.

Flughafenstrecke soll teilweise stillgelegt werden

Alternativ bestehe die Möglichkeit, den Linienweg der nur stündlich verkehrenden Linie 134 zu ändern und sie über den Uhlenhorst und den Heuweg fahren zu lassen. Dann, so heißt es in einem Papier aus dem MVG-Aufsichtsrat, müsste bei der Linie 134 die Haltestelle „Strippchens Hof“ mit täglich 45 Ein- und Aussteigern bei der Verkehrszählung im Herbst 2008 wegfallen. Ebenfalls in der Diskussion: Ein Ersatzverkehr für die Straßenbahn mit Taxibussen und einzelne Fahrten mit kleineren Fahrzeugen.

Linie 104: Die so genannte Flughafenstrecke soll zwischen Hauptfriedhof und Flughafen stillgelegt werden. Die 104 soll ihre Endhaltestelle am Hauptfriedhof haben, weil das Fahrgastaufkommen an Werktagen von 315 Fahrgästen je Richtung zwischen Hauptfriedhof und Flughafen als so gering eingeschätzt wird, dass diese Strecke wirtschaftlicher mit Bussen zu bedienen sei – und das wie bei der 104 im 20-Minuten-Takt und Sicherung eines direkten Anschlusses. Als Ergänzung sollen Taxibusse fahren.

Erhebliche Rückbaukosten könnten anfallen

Noch nicht ganz vom Tisch, aber von der Essener Evag bislang ausgeschlossen, ist ein Linienverkehr zwischen Hauptfriedhof und Rhein-Ruhr-Zentrum mit der Linie 145.

Alles in allem fielen erhebliche Rückbaukosten an, auch wären Fördermittel, die in die beiden Streckenabschnitte geflossen sind, zurückzuzahlen. Laut Rechnung der MVG überwiegen jedoch die finanziellen Langzeitwirkungen bei den Betriebskosten und Investitionen. Allein bis zum Jahr 2015 wären auf besagten Strecken, so ist aus informierter Quelle zu hören, 5 bis 7 Mio Euro in die Hand zu nehmen. Bei einer Stilllegung wären diese Mittel eingespart.

Bedenken in der Politik gibt es offenbar nur wegen der Pläne zur Linie 104. Hier sei die Betrachtung zu sehr am Status quo ausgerichtet, so Kritiker. Man müsse aber auch die mögliche Entwicklung am Flughafen berücksichtigen, wo sich vielleicht in Zukunft ein Gewerbepark oder ein Wohnstandort etabliere.