Rathaus-Sanierung in Mülheim dauert länger und kostet mehr
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Mülheim.
Schlechte Raumnutzung, teure Heizbilanz, extrem hohe Kosten – die FDP gehörte zu denen, die schon immer gegen die umfangreiche Sanierung des historischen Rathauses waren, und sie sieht sich bestätigt. SPD und CDU streiten jetzt über Ausnutzung der Flächen, im Grunde geht es jedoch darum, den Kostenfaktor pro Arbeitsplatz günstiger ausfallen zu lassen. Derzeit erreicht er 80.000 Euro.
Dabei lag die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft (SWB), die als Bauherr und Finanzier auftritt, ausgesprochen gut im Rennen – bei diesem wegen des Alters als unkalkulierbar eingestuften Bauwerks.
Unvorhersehbare Kostenfaktoren
Die geschätzten Kosten von 40,5 Millionen Euro , ohne die 2,1 Millionen für die Restaurierung des Ratssaales, hätten sogar unterboten werden können, gäbe es da nicht Unvorhersehbares, wie die Bauleute sagen: Der Sanierungsanstrich der historischen Fenster schlug fehl. Jetzt müssen alle Fenster bis auf das Rohholz abgeschliffen werden und komplett mit einem neuen Farbaufbau lackiert werden. Mehrkosten: 700.000 Euro.
Bei den Demontagearbeiten wurden zwei große Brandschäden entdeckt, deren Sanierung sich als kompliziert erwies. Auch das schlägt sich, wie es in einem städtischen Papier heißt, mit 700.000 Euro an zusätzlichen Kosten nieder.
Rathaus-Umbau
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Und noch eine Rechnung ging nicht auf: Die Statik für den Stahlbau der Wandelhalle, künftig der Haupteingang, muss überarbeitet werden. Macht noch einmal 700.000 Euro plus.
Kostenrahmen soll nicht gesprengt werden
Dennoch, so legt der Immobilien-Service dar, werde man die 42-Millionen-Marke für die Erneuerung des alten Rathauses nicht überschreiten, und damit bleibt man im Kostenrahmen. Nach dem aktuellen Planungsstand kann das Haus voraussichtlich im Oktober bezogen werden. Das bedeutet eine Verzögerung von einigen Wochen. Das liegt aber auch daran, dass es nicht immer leicht war, Aufträge zu vergeben. Viele Baufirmen hatten wegen der guten Konjunktur und durch das Konjunkturpaket II der Bundesregierung viel zu tun.
Von Vorfreude auf das modernisierte Haus ist in der Politik wenig zu spüren: Die CDU schlägt zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit weitere 16 Büros in der Wandelhalle vor, die dann im Vergleich deutlich günstiger wären, aber dennoch fast eine Million zusätzlich an Umbaukosten verursachen würden. Auf breite Zustimmung stößt das nicht, erst recht nicht bei der SPD, zumal die Verwaltung vorrechnet, dass die Unterbringung weiterer Arbeitsplätze außerhalb des Rathauses bei einem monatlichen Mietpreis von acht Euro pro Quadratmeter deutlich günstiger ausfalle. Da fragt sich mancher Politiker: Wäre eine Unterbringung aller Arbeitsplätze jenseits der historischen Mauern dann nicht deutlich billiger gewesen als die jetzige Lösung? Doch darüber zu diskutieren sei genau so sinnvoll wie über das Schneeschippen des letzten Winters neu zu debattieren, macht Buchwald deutlich, was er von solchen Rechenspielen hält.
Diskussion um Nutzung der Wandelhalle
Wie berichtet, hat die SWB das Rathaus für 50 Jahre übernommen, trägt die Kosten der Sanierung und lässt sich dies von der Stadt monatlich per Mietvertrag zahlen. Anders hätte die Sanierung des maroden Objektes mit stadtgeschichtlicher Bedeutung nicht finanziert werden können.
Auch wenn in acht Monaten die Umzugskisten wieder Richtung Rathaus gefahren werden, so manches ist noch völlig unklar: Was soll etwa aus der Wandelhalle werden, wenn nicht Bürostandort? Ausstellungsfläche? Treffpunkt? Auf keinen Fall mehr ein Ort für Postfächer, ist die Politik sich mal einig. Zudem müsse das Mosaik-Kunstwerk von Heinrich Siepmann, das für die Sanierung abgebaut wurde, wieder installiert werden. Auch das kostet eine sechsstellige Summe, wenn man nicht Kleinkies daraus machen wolle, wie die SPD Richtung CDU befürchtet.
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