Mülheim. . Für das jüngst für 40 Millionen Euro modernisierte Rathaus in Mülheim sollen neue Stühle angeschafft werden. Politiker sind sich jedoch uneinig darüber, welche gekauft werden sollen. Nicht zu teuer und doch bequem - eine schwierige Gratwanderung.
Die Politiker bekommen im für 40 Millionen Euro modernisierten Rathaus neue Stühle. Die machen den Kohl auch nicht mehr fett, also einfache Sache. Von wegen. Da wäre zum Beispiel das Modell Ciello, natürlich mit Höhenverstellung, Sitz- und Rückenlehnenneigung. Ein schönes Modell aus dem Hause Klöber, leider kostet das Stück 929 Euro. Der Atelierstuhl von Weko ist schon für 504 Euro zu haben, stieß bei den Sitzproben der Politikerdelegation nicht auf die größte Gegenliebe. Überhaupt wussten jene, die zum Test Platz nahmen, gar nicht, wie teuer es unter ihnen ist. Und so diskutiert die Mülheimer Politik weiter über die Frage, wie denn das neue Rathaus möbliert werden soll – um 200 Stühle geht es, weil die alten schlicht nicht mehr in die Zeit und ins neue Haus passen.
Verwaltung darf nicht Entscheiden
Aus den Reihen der CDU ist deutlich zu hören, dass es auf keinen Fall zu teuer sein darf. Was soll das Volk denken! Aber bitte, bequem muss es sein, schließlich sitzt man nicht selten viele Stunden darauf. Die SPD möchte am liebsten die Entscheidung der Verwaltung überlassen. Soll die doch bestellen und sich am Ende die Kritik anhören, falls es welche geben sollte. Doch die Verwaltung darf nicht, weil es um 200 Stühle geht und damit um über 100.000 Euro. Da muss der Rat ran. Die OB ist schon dran und sucht in der einstigen Lederstadt einen Sponsor für Sitzleder.
Der FDP ist es fast egal, die Liberalen wundern sich nur, dass zuweilen die Millionen- Entscheidungen so schnell fallen, der Stuhlpreis dagegen schlaflose Nächte bereitet. Oder? Nein, so weit kommt es nicht. Politik findet immer einen Ausweg. Dieser heißt Stuhlkreis satt Arbeitskreis. Dort soll dann noch einmal Platz genommen werden.
„Wir sollten auf Holzstühlen sitzen"
Es bleibt schwierig, vor allem für Links-Politiker, die auch noch Arzt sind wie Gerhard Schweizerhof. Als Mediziner weiß er, was langfristig am besten für den Rücken wäre. Aber als Linker sagt er klar: „Wir sollten auf Holzstühlen sitzen, damit wir wissen, wie das Volk fühlt.“ Dafür gab’s keine Mehrheit.