Die Sanierung des Rathauses sorgt im Umfeld für mächtig Verärgerung, Anwohner gehen jetzt auf die Barrikaden und fordern die Bauordnungsbehörde auf, der Belästigung durch Lärm und Staub unverzüglich Grenzen zu setzen.
In einem Schreiben an die Oberbürgermeisterin und die Bauordnungsbehörde, das der WAZ vorliegt, beklagen 32 Unterzeichner „vermeidbare Lärm- und Staubbelastungen“ bei der Schadstoffsanierung und Entkernung im östlichen Rathaus-Gebäude, das mit Häusern vom Löhberg sowie von Wall- und Friedrich-Ebert-Straße ein Karree bildet. Sie klagen über eine unsachgemäße Entsorgung von Schutt über den Hinterhof.
Beschwerdeführerin Angelika Czajkowski ließ die WAZ gestern auf Anfrage auf ihren Balkon, immer wieder donnerte Abbruchmaterial die Schuttrutsche hinab, trotz Bewässerung stiegen Staubwolken auf, der Schnee auf dem Balkon war von einer Staubschicht bedeckt. Die Staubentwicklung, so Czajkowski, sei in den Wochen zuvor noch größer gewesen. Erst seit Dienstag, als der Beschwerdebrief bei der Stadt eingetrudelt ist, sei – entgegen der Darstellung der Bauherrin – Wasser eingesetzt worden. Die Mieterin von der Wallstraße hat ihren 14-jährigen Sohn, der unter Asthma leide, bis auf Weiteres bei der Oma untergebracht. Sie fordert, die teils offene Schuttrutsche mit Plane abzudichten.
Die Frührentnerin mit schmerzhaftem und sie ohnehin schwer schlafen lassendem Rückenleiden beschwert sich auch über den Lärm, den die „einfache Entsorgung“ von Trümmerteilen verursache. Immer wieder flögen Bauteile und Rohre durch die Fenster, die Wucht des Aufpralls lasse die Anwohner hochschrecken. Oft gehe es morgens schon um 6.30, 6.45 Uhr los, auch an Samstagen. „Regelmäßig werden wir aus dem Schlaf gerissen“, erzählt die Mutter und fragt sich, warum keine Lastenaufzüge eingesetzt werden. Nach eigenem Bekunden hält Angelika Czajkowski bereits nach einer anderen Wohnung Ausschau. Denn: Erst habe man den Lärm der Straßenbaumaßnahmen in der City ertragen müssen, jetzt der Rathaus-Umbau, dann stehe der Kaufhof-Abriss an. „Das geht an die Nerven, es ist unerträglich. Es muss doch Auflagen geben, dass man das Umfeld nicht so dermaßen belastet.“ Die Anwohner-Initiative hat sich rechtlichen Beistand genommen.
Auflagen zur Bauausführung gibt es natürlich. Die Sprecherin der neuen Rathaus-Eigentümerin und Bauherrin swb, Christina Holz, zeigt sich indes überrascht von der Beschwerde. Ein Nachbar habe sich mal über Lärm beschwert, nach einer Führung durchs Gebäude sei er „zufrieden“ gewesen. Auch ein eingesetzter unabhängiger Beauftragter für Umweltbelange habe noch keinen Verstoß durch die Baufirma gemeldet. Angelika Czajkowski berichtet hingegen von mehreren Beschwerden, die Nachbarn vorgebracht hätten. Es habe stets geheißen: „Das geht ja nur noch zwei Wochen.“
Ähnlich argumentiert nun auch die swb. Schadstoffsanierung und Entkernung im Ostteil des Rathauses seinen in einer Woche abgeschlossen. Nichtsdestotrotz habe man mit Bekanntwerden der Beschwerde die Baustellenleiter aufgefordert, „sich dahinterzuklemmen“ und gegebenenfalls bei der beauftragten Baufirma darauf zu drängen, dass Immissionsschutzvorgaben aus der Baugenehmigung eingehalten werden.