Mülheim. 2024 müssen mehr als 100 Mülheimer i-Dötzchen an einer anderen Schule starten als erhofft. Das ist aber längst nicht die einzige Mangellage.

Rund 1730 Jungen und Mädchen werden im Sommer 2024 stolz mit neuem Tornister und mit hoffentlich gut gefüllter Schultüte an Mülheims Grundschulen auflaufen. Leider wird manches Kind einen anderen Schulweg einschlagen müssen als erhofft. Am Montagabend im Bildungsausschuss wurde deutlich, dass aus Kapazitätsgründen wohl über 100 Kinder an ihrer Wunschschule abgelehnt werden müssen.

„Die Situation ist weiterhin angespannt“, bedauerte Peter Hofmann, Leiter der Schulverwaltung. Wie in den Jahren zuvor startet 2024 ein sehr geburtenstarker Jahrgang. Und auch durch die sogenannten Seiteneinsteiger wächst die Schülerzahl - aktuell werden an Mülheims Grundschulen 569 Flüchtlingskinder unterrichtet, hieß es am Montag. Der Ausschuss hat daher beschlossen, an verschiedenen Standorten zusätzliche Eingangsklassen einzurichten. Damit schaffe man auch „eine kleine Reserve für den unterjährig zu erwartenden Seiteneinstieg“, so die Stadt. Man habe sich mit den Schulleitungen eng abgestimmt, betonte Hofmann. „Wir haben zusammen gute Lösungen gefunden.“

An sechs Mülheimer Grundschulen startet eine zusätzliche Eingangsklasse

Gehandelt wird zum Beispiel an der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) am Steigerweg, an der normalerweise drei erste Klassen parallel beginnen. Im kommenden Jahr werden es vier sein. Um das zu stemmen, werde man eine zusätzliche Pavillonanlage nutzen, heißt es von der Stadt. Auch an der sonst ebenfalls dreizügigen GGS Zunftmeisterstraße werden vier erste Klassen gebildet. Das sei möglich, weil der angrenzende, ehemalige Kita-Trakt umgebaut und mitgenutzt werden könne.

An den beiden Styrumer Grundschulen werden bis dato anderweitig genutzte Räume zu Klassenräumen umgewandelt, sodass an der Augustastraße drei statt zwei Klassen starten können und an der Zastrowstraße vier statt drei. In der Katharinenschule wird ebenfalls ein Raum umgewidmet, sodass es vier statt drei Parallelklassen geben wird. Auch an der Martin-von-Tours-Schule wird von zwei auf drei Klassen aufgestockt, um die hohe Anzahl Erstklässler zu versorgen.

87 Eingangsklassen sind für den Sommer 2024 geplant

Insgesamt werden im kommenden Jahr stadtweit 87 erste Klassen eingerichtet, genau so viele wie schon im Sommer 2023. Auch damals mussten an einigen Standorten Extraklassen gebildet werden. Diese dienen auch dem Zweck, Kindern, die an anderen Schulen abgelehnt wurden, nahegelegenen Alternativen anbieten zu können.

Apropos: Leider wird es auch in diesem Jahr wieder enttäuschende Nachrichten für etliche Mülheimer Familien geben. Abweisungen sind unumgänglich - zum Teil sogar im großen Stil. Die Ausschussvorsitzende Gabriele Hawig (SPD) weiß, was das im Einzelfall bedeutet: „Ganze Lebenswege verändern sich.“ Laut den aktuellen Zahlen werden an der GGS Krähenbüschken 37 Schüler und Schülerinnen abgelehnt, an der GGS Dichterviertel 26, an der Barbaraschule 15, an der GGS Trooststraße und der Schildbergschule je neun, an der Heinrichstraße vier, an der Hölterschule, der GGS Klostermarkt und dem Hauptstandort der Lierbergschule je zwei und an der GGS Sunderplatz ist es noch ein Kind.

Viele Familien beschäftigt die Frage: Bekommt mein Kind den nötigen OGS-Platz?

Vielen Eltern geht es nicht allein um die Zusage der Wunschschule, sondern ganz wesentlich auch um die Frage: Bekommt mein Kind an der Schule den dringend benötigten Platz im Offenen Ganztag? Doch auch da werden wohl erneut etliche Familien leer ausgehen, ihre Pläne ändern müssen. Laut Verwaltung wurden für das neue erste Schuljahr 3752 OGS-Plätze angemeldet. Aktuell aber stehen nur 3297 zur Verfügung. Heißt: Es fehlen zum kommenden Sommer mehr als 450 Plätze - und, wie allgemein bekannt, noch deutlich mehr bis zum Jahr 2026. Ab dann kann theoretisch jedes i-Dötzchen einen OGS-Platz verlangen - und notfalls einklagen.

Um weitere Plätze einzurichten, führe man zurzeit intensive Gespräche mit den freien OGS-Trägern und Schulleitungen, so die Stadt. Auch wenn die Verhandlungen noch laufen, erfuhr der Ausschuss bereits, welche Schulen sich grundsätzlich vorstellen können, eine oder gar zwei weitere Gruppe für bis zu 30 Kinder oder zumindest einzelne zusätzliche Plätze einzurichten. Die Katharinenschule sieht Potenzial für zwei weitere Gruppen. Die GGS Sunderplatz, die Erich-Kästner-Schule, die GGS Steigerweg, die GGS Oemberg und die Hölterschule können sich jeweils eine weitere Gruppe vorstellen. Und die Schildbergschule hat angekündigt, zehn zusätzliche Plätze anzubieten.

Stadt Mülheim hofft, jährlich rund zehn neue OGS-Gruppen einrichten zu können

Schon im Sommer 2023 sind in Mülheim zehn neue OGS-Gruppen gestartet. „Das streben wir auch für das kommende Jahr und für die Folgejahre an“, so Hofmann. Damit schaffe man jährlich mindestens 300 zusätzliche OGS-Plätze und erfülle eines Tages wohl auch besagten Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz. In den aktuell laufenden Gesprächen versuche man, „so viele Plätze wie möglich“ herauszuschlagen.

Mülheims wartende Familien müssen unterdessen noch Geduld haben: Laut Hofmann werden die Grundschulen erst über Aufnahme oder Abweisung informieren, wenn die Gespräche über die OGS abgeschlossen sind. Das könne durchaus noch einige Wochen dauern, so der Leiter der Schulverwaltung.

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