Mülheim. Mülheim braucht zwölf erste Klassen mehr als noch 2021. Die Schülerflut bereitet massive Probleme. Viele werden nicht an der Wunschschule landen.

Ein weiterer geburtenstarker Jahrgang drängt im kommenden Sommer an Mülheims Grundschulen. Laut aktuellem Stand müssen 1747 Jungen und Mädchen aufgenommen werden – eine Herausforderung für die Schulen und die Verwaltung. Der Bildungsausschuss hat nun entschieden, insgesamt 87 Eingangsklassen einzurichten – im vergangenen Jahr waren es 80 und im Jahr zuvor 75. Ab Montag erfahren Kinder und Eltern, an welcher Schule sie angenommen wurden. Es steht zu befürchten, dass es deutlich mehr enttäuschte Familien gibt als in früheren Jahren.

Rund 30 Jahre ist Heiko Hendriks Mitglied des Gremiums – „und noch nie gab es so viele unerfüllte Wünsche“, bedauerte der CDU-Politiker am Montag im Ausschuss. Es heiße immer, kleine Beine sollten nur kurze Wege zurücklegen, „doch diesmal werden viele Kinder nicht an ihrer Wunschschule unterkommen“. Hendriks nannte das Verteilungsverfahren „einen ganz schwierigen Prozess für alle Beteiligten“.

Kurzfristige, intelligente Lösungen zur Bewältigung der Schülerflut gefordert

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Auch wenn es etliche traurige Familien geben wird: „Immerhin haben wir es überhaupt geschafft, alle Kinder unterzubringen“, so Mathias Kocks (SPD). Er schaue schon jetzt „mit Sorgenfalten im Gesicht“ aufs kommende Jahr, in dem man erneut vor der Herkulesaufgabe steht. „An den Schulen herrscht große Not.“ Es müssten dringend intelligente Lösungen zur Bewältigung der Schülerflut her, so Kocks.

Peter Hofmann, Leiter der Schulverwaltung, ist tagtäglich auf der Suche danach. Und doch werde es diesmal wirklich „viele Ablehnungen“ geben, räumte er ein. Die Zahlen der Schüler und Schülerinnen steigen, wie vorhergesagt, rasant an – zumal in 2022 auch 833 Flüchtlingskinder aus der Ukraine und anderen Staaten an Mülheims Schulen untergebracht werden mussten. „Und wir wissen natürlich noch nicht, wie sich die weltpolitische Situation in den kommenden Monaten entwickelt. . .“

Bildungsentwicklungsplan sieht Ausbau vor – doch kurzfristige Lösungen fehlen

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Schon die vergangenen zwei Erstklässler-Jahrgänge waren deutlich größer als jene in den Jahren zuvor. Schon von daher wurde es an den Schulen enger. Der Bildungsentwicklungsplan berücksichtigt dies – die dort angedachten Erweiterungs- und Ausbaupläne können jedoch erst nach und nach umgesetzt werden.

Um zum Schuljahr 2023/24 trotzdem alle Erstklässler versorgen zu können, werden nun an verschiedenen Standorten mehr Klassen gebildet als eigentlich für die Schulgebäude vorgesehen – so lasse sich der „Nachfrageüberhang“ ausgleichen, hieß es in den Unterlagen der Bildungspolitiker. An der Schildbergschule wird künftig eine Pavillonanlage genutzt, die bislang an der Dümptener Straße von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung verwendet wurde. An der Barbaraschule werden weitere Räume des ehemaligen Kita-Trakts in den Schulalltag integriert. Und an der GGS Heinrichstraße, der Martin-von-Tours-Schule sowie der Katharinenschule wurden Räume umgewidmet, um sie als Klassenzimmer nutzen zu können.

„Betroffene Schulleitungen stehen den Maßnahmen nicht unkritisch gegenüber“

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Auf Beifall sind diese Vorhaben eher nicht gestoßen; das ist der Vorlage deutlich zu entnehmen. Dort heißt es: „Es soll ausdrücklich betont werden, dass die betroffenen Schulleitungen diesen Maßnahmen durchaus nicht unkritisch gegenüberstehen. Im Angesicht der Sachlage und mit Blick auf solidarisches Miteinander in der Mülheimer Grundschullandschaft haben sie aber letztlich signalisiert, die Vorschläge mitzutragen.“

Nicht jedes Kind also wird an seiner Wunschschule angenommen – und es wird auch nicht für jedes Kind den begehrten OGS-Platz geben. Laut der städtischen Zahlen wurden insgesamt 3524 Mädchen und Jungen zur OGS angemeldet. Doch es stehen im kommenden Jahr nur 3200 Plätze zur Verfügung, was immerhin knapp 200 Plätze mehr sind als aktuell. An der Schildbergschule wurde Platz geschaffen für zwei weitere OGS-Gruppen. An den Grundschulen am Sunderplatz, an der Heinrichstraße und an der Filchnerstraße gibt es Platz für je eine weitere Gruppe, ebenso an der Katharinenschule, der Brüder-Grimm-Schule und am Teilstandort Blötter Weg der Lierbergschule.