Mülheim. An der Gesamtschule in Mülheim-Saarn ist man glücklich: Mit zwei tollen Gebäuden geht’s in die Zukunft. Absehbar wird es trotzdem wieder eng.

Claudia Büllesbach ist happy: In der vergangenen Woche durfte die Leiterin der Gesamtschule Saarn das von Grund auf sanierte Hauptgebäude präsentieren. Und an diesem Mittwoch konnte sie auch gleich noch Richtfest im benachbarten Neubau feiern. Mit Vergnügen blickt die Schulchefin in die Zukunft.

Das „künftige Herz der Schule“ soll bis Ende 2023 fertig sein, den fünften, sechsten und siebten Klassen sowie der Oberstufe ein neues Zuhause bieten. „Es sind gute, schöne Wochen für uns“, freut sich Büllesbach. Ihre Euphorie beim Baustellenrundgang ist ansteckend, in Saarn sind die langen Jahre des Wartens auf Erfolgsmeldungen endlich vorbei. Das zeigt sich auch an der wachsende Zahl der Schulanmeldungen. Auf lange Sicht aber müssen für den Standort trotzdem weitere Lösungen her: Der Ausbau von vier auf sechs Züge ist beschlossene Sache.

21,62 Millionen Euro verschlingt der dreigeschossige, barrierefreie Neubau

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21,62 Millionen Euro verschlingt der dreigeschossige, barrierefreie Neubau mit einer Grundfläche von 6200 Quadratmetern. Beim Rundgang ist zu erfahren, dass er aus 153 vorgefertigten Modulen besteht. Ein Verwaltungstrakt inklusive Lehrerzimmer entsteht. Errichtet werden aber vor allem auch 18 Klassenzimmer, dazu Fachräume für Naturwissenschaften, Lehrküchen, Werkräume und ein Aufenthaltsbereich speziell für die Oberstufenschüler. Sowie last, but not least: die Aula in Stahlbeton-Fertigbauweise, die knapp 500 Menschen Platz bieten soll und das Zeug hat, zum begehrten Treffpunkt in Saarn zu werden.

Für das Richtfest wurden in dem großzügigen Raum mit der 4,20 Meter hohen Decke schon mal Bierbänke aufgebaut und eine Currywurstbude. Noch fehlt es an Atmosphäre; Wände, Decke und Boden sind noch nackt und grau. Doch die Bühne ist schon erkennbar. Und mit etwas Fantasie lässt sich vorstellen, wie dort künftig die beliebten Schulmusicals oder Auftritte anderer Künstler bejubelt werden.

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Der Neubau wächst zügig heran. Die Mitarbeiter der verantwortlichen Alho-Gruppe preisen die Vorzüge der speziellen Bauweise: Da die Module weitestgehend im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle dann in nur wenigen Tage zusammengefügt werden können, sei man deutlich schneller fertig als anderswo. Der Schallschutz sei gut, die Dämmung ebenso.

Linoleum für die Klassenzimmer, Fliesen für die Flure – und Parkett für die Aula

Projektleiter Marco Biegel ist sicher, dass bis Jahresende auch der Innenausbau steht. Noch allerdings ist viel zu erledigen: Gipskarton- und Malerarbeiten an den Wänden stehen aus, Decken müssen abgehängt und Böden, auf denen bislang nur Trapezblech liegt, weiter aufgebaut werden. Eines Tages wird man in den Klassenräumen auf Linoleum laufen, in den Fluren auf Fliesen und in der Aula auf Parkett. Der Aufzug fehlt noch, die Fassade und auch die technische Ausstattung, also Heizung, Sanitär, Klima, Lüftung und Elektro.

Schulleiterin Claudia Büllesbach und ihr Stellvertreter Michael Rölver freuen sich über das schnelle Heranwachsen des Neubaus in Mülheim.
Schulleiterin Claudia Büllesbach und ihr Stellvertreter Michael Rölver freuen sich über das schnelle Heranwachsen des Neubaus in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Wenn die Schüler und Schülerinnen eines Tages eingezogen sein werden, „wächst die Schule endlich richtig zusammen“, freut sich Claudia Büllesbach. Die Zeiten der vielen kleineren Einheiten auf dem Campus werden vorbei sein.

Das Problem: Der Bildungsentwicklungsplan sieht die Sechszügigkeit der Schule vor

Die Kinder und Jugendlichen aus vier und im Einzelfall auch fünf Zügen können in den neuen Gebäuden hervorragend untergebracht werden, sind sich alle beim Rundgang einig. Auch Stadtkämmerer Frank Mendack und Bildungsdezernent David Lüngen nehmen gut gelaunt daran teil. Doch auch sie wissen: Auf lange Sicht müssen neue Lösungen für Saarn her. Der Bildungsentwicklungsplan schreibt die Sechszügigkeit für die Schule vor. Platz für so viele neue Klassenräume bietet das Ensemble aber nicht.

Um auszuloten, wie auch diese Anstrengung bewältigt werden kann, will Lüngen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Es geht um Ideen für die Erweiterung. Untersucht werden soll laut dem Dezernenten auch, ob das alte Mensagebäude saniert werden kann oder neu gebaut werden muss. Vielleicht sind dort weitere Klassenzimmer denkbar. Oder die Aufstockung des Neubaus ist eine Lösung. Vorausgesetzt, die Statik spielt mit. Bei allen Vorschlägen müsse jedenfalls klar sein: Man muss sich das auch leisten können, so Mendack. „Der Stadt fehlt Personal, wir sind massiv unterbesetzt. Und der Stadt fehlt Geld. Aber selbst wenn wir welches hätten: Auch die Baufirmen haben nicht genug Leute. Und außerdem fehlen Lehrer. . .“

Peter Orthen (2.v.l.), Geschäftsführer der Alho Systembau GmbH aus Friesenhagen, erläutert den Teilnehmern des Rundgangs – darunter Stadtkämmerer Frank Mendack (r.) und Bildungsdezernent David Lüngen (4.v.r.) –, was eine Modulbauweise ausmacht.
Peter Orthen (2.v.l.), Geschäftsführer der Alho Systembau GmbH aus Friesenhagen, erläutert den Teilnehmern des Rundgangs – darunter Stadtkämmerer Frank Mendack (r.) und Bildungsdezernent David Lüngen (4.v.r.) –, was eine Modulbauweise ausmacht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Wenn der Neubau fertig ist, ziehen die benachbarten Berufsschüler in die Container ein

Klar ist laut Lüngen wohl schon, „dass wir erneut Interimslösungen brauchen werden“, sprich: auch künftig wieder Unterricht in mobilen Pavillons stattfinden wird. Zunächst aber wird die Gesamtschule ohne solche auskommen – wenn der viel gepriesene Neubau erst einmal fertig ist. Die dann leergezogenen Pavillons werden übrigens nicht einfach abgebaut; Berufsschüler aus der unmittelbaren Nachbarschaft ziehen dort ein. Weil auch sie seit langem auf eines warten: die Sanierung des Berufskollegs an der Lehnerstraße.