Mülheim. . Claudia Büllesbach will das Profil der Gesamtschule Saarn erweitern und die vorhandenen Stärken stärken. Sie sagt: Die Schule hat viel Potenzial.

  • Dr. Claudia Büllesbach (Geschichte/Religion) leitet seit 29. Mai die Gesamtschule in Saarn
  • Neben dem Schwerpunkt Musik will sie den Sport- und den MINT-Bereich ausbauen
  • Auch leistungsstarke Schüler sollen künftig mehr Förder-/Forderangebote erhalten

Als die Gesamtschule Saarn im Januar zum Tag der offenen Tür lud, schauten nicht nur Kinder und Eltern vorbei. Auch Dr. Claudia Büllesbach guckte sich die Schule und ihr Programm genau an. Mit einem ganz bestimmten Hintergedanken. „Ich wusste, dass die Schulleiterstelle vakant war und ich war auf der Suche nach einer solchen Position“, berichtet sie. Ihr erster Eindruck war äußerst positiv. „Ich fand, dass die Lehrer ihre Fächer und Projekte mit ganz viel Liebe vorstellten und eine tolle Stimmung herrschte, und ich dachte: Das passt doch gar nicht, eine Schule mit so guten Angeboten, die in den letzten Jahren oft richtig wenige Anmeldungen hatte.“

Tolle Angebote und wenig Anmeldungen - warum?

Und genau da will die 50-Jährige (Fächer: Geschichte, evangelische Religion), die seit 29. Mai in Saarn ein Kollegium von über 85 Lehrern anführt, ansetzen. „Diese Schule hat so viel Potenzial, es gibt richtig gute Ideen und Initiativen. Die muss man weiterentwickeln und nach draußen auch publik machen“, findet sie. Mit Michael Rölver (Sport, Musik, katholische Religion), der die Schule für acht Monate kommissarisch leitete und nun Stellvertreter ist, will die Essenerin bestehende Profile beibehalten und schärfen, aber auch neue entwickeln. Schritt für Schritt, aber beharrlich. „Wir haben den Schwerpunkt Musik, es gibt eine Musikklasse ab Stufe 5 und sehr erfolgreiche Musical-Arbeit. Das läuft alles wunderbar und bleibt, aber wir wollen künftig auch ein MINT-Angebot aufbauen und eine Sport-Klasse einführen“, nennt Claudia Büllesbach wichtige Ziele.

Den Kontakt zu umliegenden Grundschulen pflegen

Ähnlich wie an ihrem letzten Einsatzort (Gesamtschule Hünxe) soll es bald nicht nur spezielle Förderung für schwächere Schüler geben, sondern auch für leistungsstarke Kinder und Jugendliche. Außerdem will man besondere Bildungsangebote für Klasse 5 einführen. „Ich möchte mit den umliegenden Grundschulen näher in Kontakt treten, da gibt es ganz sicher erfolgreiche Konzepte, an die man in Stufe 5 anknüpfen kann“, erklärt Büllesbach. Eine weitere wichtige Neuerung: Spanisch soll man bald auch in der 8 oder 9 und nicht erst in der Oberstufe belegen können.

Bald neu: Spanisch in Klasse 8 oder 9 wählen

Die Schule sei nicht nur Lern-, sondern auch Lebensraum. Daher möchte das Leitungsteam die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen forcieren, mit ihnen gemeinsam weitere Sport-AGs für alle Jahrgänge organisieren. „Wir haben ja in der Oberstufe zwei parallele Sport-Leistungskurse. Sport könnte ein zweiter Schwerpunkt bei uns werden“, so Rölver.

Eine Gesamtschule funktioniere nur, wenn sie heterogen sei. Claudia Büllesbach steht voll und ganz hinter dem Konzept dieser Schulform – hinter G9, den vielen möglichen Schulabschlüssen, der differenzierten Förderung und anderem. Auch das soziale Lernen sei ein wichtiger Baustein. Das Lions Quest-Programm etwa, das in den Stufen 5 und 6 durchgeführt wird, trage zur Persönlichkeitsbildung bei und fördere den Respekt. Forcieren wolle man auch, dass ältere Schüler Verantwortung für jüngere übernehmen – etwa als Paten auftreten, Nachhilfe geben. Seiteneinsteigerkinder gelte es mit intelligenten Maßnahmen zu integrieren. „Vielfalt ist Realität an unserer Schule, hier soll eine Kultur der Wertschätzung herrschen“, sagt Claudia Büllesbach, die die Schule auch im Stadtteilleben mehr verankern will. Eine gute Nachricht vermeldet sie zum Schluss: Die Zusage der Stadtverwaltung zur baldigen Sanierung des Schulgebäudes stehe.

Von der Theologin zur Lehrerin

>> In Kettwig ist sie aufgewachsen, hat in Essen, Heidelberg und Duisburg Geschichte und evangelische Religion studiert – und wollte Pfarrerin werden. Deshalb legte Claudia Büllesbach auch das Vollexamen in Theologie ab und promovierte 2004 über ein Thema zum Neuen Testament. Zuvor (1998 bis 2002) war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Theologie an der Uni Mainz tätig gewesen. „Vor 14 Jahren habe ich dann beschlossen, Lehrerin zu werden. Mein Referendariat habe ich am Gymnasium Broich gemacht“, berichtet die Mutter eines jugendlichen Sohnes. Danach trat sie ihre erste Stelle an der Gesamtschule Bockmühle in Essen an. „Dort habe ich mit Leib und Seele gearbeitet, obwohl oder gerade weil es dort ein schwieriges Umfeld gibt“, so die 50-Jährige. Da sie in Altendorf aber nur Vertretungen übernehmen konnte, wechselte sie später an die Gesamtschule Hünxe, war dort unter anderem Beratungslehrerin der Stufen 5 bis 7, forcierte das soziale Lernen. 2014/15 nahm sie an der Qualifizierung zur Schulleiterin teil. Seit 29. Mai ist Claudia Büllesbach nun in Saarn tätig.